Bist du verliebt, Mami?
suchte ihn nach offenen Wunden oder Knochenbrüchen ab. Wer so laut brüllte, musste sich ernsthaft verletzt haben.
»Ich bin runtergefallen.« Keenan drängte sich an Cooper.
»Das habe ich gehört. Hast du dir den Kopf gestoßen?«
»Nein, den Po.« Keenan wartete auf die Küsse, mit denen Mama ihn immer tröstete. Aber offenbar musste er Cooper auf die Sprünge helfen. »Du musst einen Kuss drauf geben.«
»Ich soll deinen … Das ist doch wohl ein Witz!«
Keenans Unterlippe zitterte. »Man muss genau die Stelle küssen, wo es wehtut. Sonst wird es nicht besser.«
»Ach, du meine Güte.« Ratlos fuhr sich Cooper mit der Hand durchs Haar. Er war unendlich erleichtert, dass Keenan sich nicht schlimmer verletzt hatte. Doch wenn jemals ein Mensch erfuhr, was gleich tun würde, war sein Ruf als zäher Bursche für immer ruiniert. Er drehte Keenan um und küsste ihn schnell aufs Hinterteil. »Hilft es?«
»Na klar.« Keenan wischte sich über die Augen und streckte Cooper die Arme entgegen. »Nimmst du mich hoch?«
»Wenn du möchtest.« Es fühlte sich nicht so lächerlich an wie befürchtet, als Keenan ihm die Arme um den Hals schlang. »Geht’s wieder besser?«
»Hmmm …« Keenan bettete den Kopf an Coopers Schulter. »Ich hab’s nicht mit Absicht gemacht. Jetzt ist der ganze Saft verschüttet.«
»Das ist nicht so schlimm.« Ohne sich richtig bewusst zu werden, was er tat, küsste Cooper Keenan aufs Haar. Dabei ging etwas mit ihm vor, für das er keine Worte fand.
»Bist du nicht sauer? Du gehst auch nicht fort?«
»Natürlich nicht.« Was geht wohl in dem Kleinen vor? fragte sich Cooper. Dabei war er vollauf damit beschäftigt, sich über seine eigenen Gefühle klar zu werden. »Ich gehe nirgendwo hin.«
»Ich hab dich lieb«, erklärte Keenan mit der Kindern eigenen Selbstverständlichkeit.
Cooper schloss die Augen und fragte sich, wie ein erwachsener Mann damit fertig werden sollte, dass er sein Herz an einen Vierjährigen verloren hatte …
Da wäre ich, dachte Zoe, als sie am Fuß der Treppe zu Coopers Wohnung stand. Ich brauche nur nach oben zu gehen, die Tür öffnen und eine Affäre beginnen. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Es ist doch albern, so nervös zu sein, versuchte sie sich zu beruhigen, als sie die ersten Stufen erklommen hatte. Sie war eine ganz normale Frau mit normalen Bedürfnissen. Irgendwie würde es ihr schon gelingen, nicht zu viel Gefühl ins Spiel kommen zu lassen.
Wenn man nichts erwartete, konnte man nicht so leicht verletzt werden.
Erwartungen hatte sie früher einmal gehabt. Jetzt war sie klüger. Was sie und Cooper verband, war einfach die körperliche Anziehung zweier gesunder, alleinstehender Menschen.
Trotzdem musste Zoe sich zwingen, den nächsten Schritt zu tun. Alle notwendigen Vorkehrungen waren getroffen. Wie sie sich eben noch telefonisch vergewissert hatte, lag ihr Sohn bereits im Bett und alberte mit seinem Freund herum. Auch an Verhütung hatte sie gedacht. Solch ein Versäumnis würde ihr nicht noch einmal passieren.
Was auch immer passiert, nahm sie sich vor, als sie an die Tür klopfte, ich werde es nicht bedauern.
Cooper machte so schnell auf, dass Zoe zusammenzuckte. Eine ganze Weile standen sich beide reglos gegenüber.
Zum ersten Mal, seit er sie kannte, trug sie ein Kleid, eines jener leichten Sonnenkleider, die einen Mann mit Dankbarkeit erfüllten, dass der Winter vorbei war. Das Haar fiel ihr lose auf die Schultern. In ihren Augen stand Nervosität.
»Hallo.« Er deutete auf das schnurlose Telefon, das sie in der Hand hielt. »Erwartest du einen Anruf?«
»Nein, natürlich nicht.« Sie lachte verlegen. »Ich möchte nur erreichbar sein, wenn Keenan nicht da ist.«
»Ist er bei seinem Freund gut untergebracht?«
»Ja.« Zoe trat ein und legte das Telefon auf die Anrichte. »Er war so aufgeregt, dass er …« Sie verstummte, als ein Schuh am Boden festklebte.
Cooper verzog das Gesicht. »Offenbar habe ich doch nicht alles erwischt. Wir hatten heute Nachmittag eine kleine Überschwemmung.«
»So?«
»Keenan ist vom Schemel gefallen und hat mir einen fürchterlichen Schreck eingejagt. Allerdings ist kein Blut geflossen, sondern nur zwei Liter Orangensaft.« Als Zoe nur lächelnd nickte, ging er zum Kühlschrank. Besonders geistreich war seine Konversation nicht. »Möchtest du ein Glas Wein?«
»Ja, gern.« Zoe merkte, dass er genauso unsicher war wie sie, und ihre Zuneigung zu ihm wuchs. »Keenan kann es kaum erwarten, nachmittags
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