Bitte nicht berühren (German Edition)
ich leise und ziehe sie dann sanft am Handgelenk mit zur Treppe, wo wir gemeinsam hochlaufen.
Nora wankt gefährlich und scheint ziemlich angetrunken zu sein. Klar, wahrscheinlich trinkt sie so gut wie nie.
„Ich muss noch bei River vorbeischauen“, meint sie leise, aber ich schiebe sie bestimmt in ihr Zimmer.
„Das mach’ ich. Leg’ dich jetzt hin“
Ich schlage ihr Bett auf und sie setzt sich müde hin und will sich ausziehen.
„Warte noch bis ich draußen bin. Gute Nacht, Nora“
„Nacht, Alex“
Ich schließe die Tür und laufe dann leise zu River rein und muss fast lachen, als ich ihn dort im Bett liegen sehe. Er ist auf den Rücken gedreht, hat die Decke von sich gestrampelt und ein Bein hängt aus dem Bett. Lächelnd decke ich ihn zu und küsse ihn auf die Stirn, dann setze ich mich müde vor sein Bett und lehne mich an, wo ich schwer seufze.
Was für ein Abend.
Nachdenklich sehe ich zu River, der friedlich schläft und sich wirklich wohl bei mir zu fühlen scheint. Klar, wahrscheinlich ist das zu 99 Prozent Nora’s Verdienst...
Als mich plötzlich River’s kleine Finger berühren, muss ich grinsen, aber dann fängt er an zu murmeln und hört sich ängstlich an.
„River? Was ist?“, frage ich besorgt und stehe auf, berühre ihn leicht an der Schulter, aber er hat geschlossene Augen und wimmert im Schlaf.
Na super, er hat wohl einen Albtraum. Wie macht man das weg?
Etwas unbeholfen setze ich mich auf die Bettkante und lege meine Hand auf seinen warmen, weichen Bauch und streichle sanft darüber.
Fast sofort beruhigt sich River wieder und ich seufze erleichtert auf.
Dann bleibe ich eben die ganze Nacht sitzen, bevor er wieder schreckliche Träume bekommt... das kenne ich noch von früher, das ist nicht lustig...
Kapitel 16 - Nora
Ich wache auf und bereue es, dass ich getrunken habe. Obwohl ich keinen Kater habe, zum Glück, stinkt es immer so, wenn jemand Alkohol getrunken hat. Eigentlich mag ich Alkohol ja überhaupt nicht... er macht selbst aus dem anständigsten Menschen einen triebgesteuerten, ekelhaften Zeitgenossen, falls es zu viel wird.
Ich schäle mich aus dem Bett, gehe erst mal duschen und fühle mich schon besser, als ich frisch angezogen bin. Es dauert lange, bis ich meine Haare geföhnt habe, aber heute bin ich da nicht so penibel, ich sorge nur dafür dass sie oben trocken sind und binde sie wieder hoch.
Anschließend verlasse ich das Bad und gehe leise zu River rein, halte aber inne als ich das Bild vor mir sehe, dass sich mir bietet. Ich halte meine Hand vor den Mund und sehe voller Entzücken zu Alex und River.
Alex liegt halb auf seinem Sohn drauf, es sieht total unbequem aus, ich schätze, er saß bei ihm am Bett und ist dann eingeschlafen. River hat seine Hand auf dem Kopf seines Daddy’s, dessen Hand wiederum auf dem kleinen Bauch liegt. Ich schleiche mich aus dem Zimmer, hole meine Kamera und mache ein Foto, dann bringe ich sie zurück und gehe wieder leise rein.
Wie wecke ich ihn denn jetzt?
Ich gehe vorsichtig zu den beiden rüber, sehe auf sie runter und bin kurz dazu geneigt, Alex zu berühren, aber ich halte mich zurück.
„Alex?“, frage ich leise, aber er reagiert nicht, also wiederhole ich es etwas lauter.
Wieder keine Reaktion.
Naja, wieso sollte ich sie auch wecken?
Ich nehme Alex’s Beine und versuche, sie vorsichtig auf das Bett zu legen, unbewusst scheint er zu merken, was ich vorhabe und dreht sich auf den Rücken, liegt nun neben River, der ihn immer noch am Kopf berührt. Ich hole noch eine dünne Decke und lege sie über Alex, kann dann einfach nicht anders und streiche ihm kurz über den Kopf, das Gleiche mache ich bei River, ehe ich das Zimmer verlasse.
Frühstück kann ich ja schon mal machen.
Ich mache das Radio in der Küche leise an und freue mich, als ich das Lied erkenne. Aber dann fällt mir das Wohnzimmer ein und ich seufze leise, begebe mich dort hin und seufze erneut.
„Ich hätte es gestern machen sollen“, murmle ich und fange an, die Bierflaschen einzusammeln. Anschließend räume ich das bisschen Müll weg, was wir gestern gemacht haben, aber viel ist es wirklich nicht. Anständig sind sie ja, das muss man ihnen lassen.
Und Alex hat Recht, ich mag Bernhard gerne, er ist ein unglaublich offener, herzensguter Mensch, aber ich glaube, der Beruf tut ihm nicht gut. Wenn man so in der Öffentlichkeit steht, wie sie es tun, dann verliert man sich irgendwann, man ändert sich so dass man von allen gemocht wird.
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