Bitte nicht berühren (German Edition)
hältst du davon, wenn du heute nochmal bei Marcel und den anderen vorbeischaust?“, frage ich ihn langsam.
„Wollt ihr mich wieder loshaben?“, will er enttäuscht wissen, sodass es mir gleich leid tut.
„Aber nein! Weißt du... ich möchte Nora etwas Wunderschönes zeigen“, sage ich leise und sehe sie kurz an.
River nickt.
„Zeigst du es mir auch?“, hakt er nach, ich muss lachen und nicke.
„Ja, aber dazu musst du noch ein wenig wachsen. Aber du wirst es irgendwann sehen, versprochen“, flüstere ich.
River gibt sich damit zufrieden, also stehe ich auf und laufe nach oben, wo ich Marcel anrufe.
Als ich eine halbe Stunde später nach unten gehe, ist alles geklärt und es dauert nicht lange, bis es klingelt und Bernhard mit Marcel vor der Tür steht.
„Na Kleiner? Wirst du wieder abgeschoben?“, fragt Bernhard lachend.
„Nein, Dad will Mum was zeigen“, antwortet River grinsend und zieht sich seine Jacke an.
„Was will Dad Mum denn zeigen?“, fragt Marcel River, sieht dabei aber mich an und betont es extra.
Ich weiche seinem Blick aus und muss schmunzeln.
Als River fertig ist, gehe ich mit Marcel zum Auto.
„Danke“, sage ich leise.
„Hmh, schon klar. Viel Spaß euch beiden“, meint er grinsend und ich winke River noch, klopfe gegen die Scheibe und gleich darauf fahren sie weg. Danach gehe ich wieder rein, schließe die Haustür und höre Nora im Wohnzimmer.
Plötzlich bin ich irgendwie ein wenig nervös.
Überfalle ich sie wieder?
Kapitel 26 - Nora
Ich weiß nicht, ob ich es gut oder beängstigend finden soll, dass River jetzt weg ist. Vor allem, weil er über Nacht bei den Jungs bleibt.
Ich weiß, was das bedeutet, aber ich.... habe irgendwie Angst davor. Obwohl ich nichts weiter will, als diesen Mann endlich richtig spüren zu dürfen, gibt es irgendwas in mir, was sich dagegen wehrt.
Vielleicht ist es ja doch die katholische Erziehung, die sich irgendwo festgefressen hat.
Ach scheiß’ drauf.
Ich sitze im Wohnzimmer und es dauert lange, bis Alex zu mir kommt. Er hält mir zwei Gläser hin, ein Wasser- und ein Weinglas. Ich sehe erst die beiden Möglichkeiten an, dann ihn und entscheide mich für den Wein.
„Zwar kein hochwertiger Cocktail, aber immerhin“, er zuckt mit den Schultern und ich lache auf, er setzt sich zu mir und schenkt sich ebenfalls ein Glas Wein ein.
Er legt seine Füße auf den Tisch und ich fummle an dem Fuß des Glases herum, weiß nicht, was ich jetzt tun soll.
Bring’ mir was bei? Wohl kaum.
„Erzählst du mir was?“, Alex sieht mich an und ich runzle die Stirn.
„Was denn?“
„Vom Waisenhaus“
„Das ist alles total langweilig und ruiniert jede Stimmung“, erwidere ich lächelnd, aber Alex schüttelt den Kopf.
„Nicht, wenn man weiß, wie man dagegen angeht. Komm her“, er hält mir seine Hand hin, ich nehme sie ohne zu zögern an und er zieht mich zu sich, ich lehne mich gegen ihn und er legt seinen Arm um mich, jetzt sehe ich ihn nicht mehr, bin aber trotzdem bei ihm.
Raffiniert.
„Was willst du denn hören?“
„Na die interessanten Teile...“, ich höre, dass er lächelt, „wie war das mit den Jungs?“
Ich lache auf und zucke mit den Schultern.
„Im Prinzip waren wir alle wie Geschwister. Wir kannten uns von klein auf, nur selten kamen neue Kinder dazu, aber wenn es so war, war es etwas ganz Besonderes. Ich war 16, als der erste neue Junge dazukam und er tat mir von Anfang an leid. Er wurde mit 17 noch Waise und hatte keine Familie mehr, als seine Eltern starben und auch kein Geld, um in ein besseres Heim zu kommen. Also musste er dieses eine Jahr im Waisenhaus leben, aber er kannte es ja draußen. Deswegen war er aufmüpfig, rebellisch und hat das Feuer in uns anderen entfacht. Wir wollten alle so sein wie er, wollten wissen, was er weiß. Und die Nonnen wussten darüber Bescheid und haben ihn umso härter bestraft, aber er hat immer gelacht und so getan, als würde es ihn nicht stören“
„Und du hast dich in ihn verliebt?“, mutmaßt Alex, aber ich schüttle den Kopf.
„Nein, er war nur was Neues. Ich wollte Erfahrungen mit ihm sammeln und er schien mich wohl ansprechender zu finden, verglichen mit den anderen Mädchen. Es kam dazu, dass wir uns um Mitternacht in der Bücherei verabredet haben und ich war so aufgeregt!“, ich muss lächeln, als ich daran zurückdenke, „er war ein aufgeweckter, aber gebrochener Junge. Er hat immer so getan, als wäre er unausstehlich, aber ich wusste damals
Weitere Kostenlose Bücher