Bitter Love
klapperten die Zähne. »Ist zu lange her.«
Cole verdrehte die Augen und kam auf mich zu. »Angsthase«, neckte er mich. Dann nahm er mich genau wie bei unserem ersten Date an den Ellbogen, lief rückwärts und führte mich so bis in die Mitte.
»Siehst du? Du hast es geschafft, du Angsthase«, sagteer. Er setzte sich, ließ die Beine lässig über den Betonrand baumeln, rutschte ein Stück zurück und klopfte dann auf den Boden zwischen seinen Beinen. »Komm schon. Setz dich.« Als ich einfach stehen blieb, die Arme gegen den kalten Wind um mich geschlungen und am ganzen Körper zitternd, verdrehte er wieder die Augen. »Alex, ich pass auf dich auf. Setz dich. Ich will dir was erzählen.«
Langsam, ganz langsam, ließ ich mich hinunter in seinen Schoß. Meine Beine baumelten jetzt über den Rand, dabei lösten sich Steine und stürzten nach unten ins Wasser. Ich drückte mich gegen Cole und sog seinen Geruch ein, spürte seine Brust an meinem Rücken, die mir in den letzten Monaten so ganz und gar vertraut geworden war, und schloss die Augen. Erinnerungen überfluteten mich mit einer solchen Kraft, dass es beinahe wehtat.
Er drückte seine Wange gegen mein Ohr.
»Ich hab meinen Eltern gestern gesagt, dass ich mit dem Sport aufhöre«, erklärte er.
»Echt?«, fragte ich und drehte mich so nach hinten, dass meine Stirn jetzt an seinem Kinn lag.
Er nickte. »Ich hatte Angst, dich zu verlieren.« Er nahm mein Kinn und hob es an, damit ich ihm direkt in die Augen guckte. »Ich würd’s nicht aushalten, dich zu verlieren. Ich liebe dich zu sehr.« Er beugte sich vor und küsste mich sanft. »Alles, was passiert ist, Alex. Das ist vorbei. Es wird sich nie wiederholen.«
Ich zog den Kopf ein, wodurch mein Kinn gegen seine Hand gedrückt wurde. »Das sagst du nicht zum ersten Mal«, murmelte ich.
Ich spürte, wie sich sein Bauch vorwölbte und zurücktrat, als er erst tief einatmete und dann die Luft wieder ausströmen ließ. »Ich weiß«, sagte er. »Aber dieses Mal ist es anders. Ich ändere mich. Ich bin gestern bei einem Gewaltberater gewesen. Für dich, Alex. Ich ändere mich, weil ich dich liebe.«
Eine Welle von Erleichterung strömte durch meinen Körper. Cole hatte schon öfter gesagt, er würde sich ändern, aber diesmal fühlte es sich ganz anders an. Er hatte noch nie darüber gesprochen, zu einem Psychologen zu gehen. Fast gegen meinen Willen begann ich zu glauben, dass er es dieses Mal wirklich ernst meinte. Ich drehte mich jetzt mit dem ganzen Oberkörper zu ihm und sah ihm ins Gesicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Jetzt konnte alles anders werden. Es konnte wieder so werden wie am Anfang. Ich konnte den alten Cole zurückhaben, und zwar für immer. Ich war so unfassbar glücklich, dass ich beinahe geweint hätte.
Cole nahm meine Hand von seinem Oberschenkel, legte sie zwischen seine Handflächen und liebkoste meine Finger. »Ich will dich heiraten, Alex«, sagte er. »Ich möchte, dass wir für immer zusammen sind.«
Und auf einmal fand ich meine Stimme wieder. »Das will ich auch«, sagte ich, selbst überrascht, wie wahr dieser Satz mir erschien. Trotz all dem, was wir durchgemacht hatten, wünschte ich mir eine Zukunft mit ihm. Und ich glaubte an diese Zukunft.
Cole rutschte ein Stück zurück und zog mich mit sich, weg vom Überlaufbecken. Als wir in sicherem Abstand waren, drehte ich mich um, sah ihm ins Gesicht und schlang die Beine um seine Taille. Dann küssten wir uns.Ich hatte keine Angst mehr. Ich vergaß, wie hoch oben wir waren und wie uns jeder noch so kleine Ausrutscher bis tief nach unten stürzen lassen würde.
Kapitel 36
Alles lief gut. Cole ging zu seinen Beratungsstunden und legte sich wirklich ins Zeug, damit es zwischen uns klappte. Er gewöhnte sich wieder an, mich Emily Dickinson zu nennen und mir Geschenke zu machen, sodass uns ziemlich alle für das rundum perfekte Paar hielten. Es war, als hätten wir es geschafft, durch einen langen, dunklen Winter zu kommen, und jetzt blühten wir wieder, genau wie die ersten Frühlingsblumen.
Cole strengte sich so sehr an, alles richtig zu machen, dass auch ich selbst mir erlaubte, wieder ein bisschen an uns zu glauben. Und dann noch ein bisschen mehr. Nach einem Monat ohne Wutausbrüche bekam ich den Eindruck, dass alles, was passiert war, jetzt der Vergangenheit angehörte und dass er und ich es schaffen würden.
Eines Abends, als wir in seinem Zimmer auf dem Boden lagen und Fernsehgeräusche von unten zu uns
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