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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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sanft abfiel. Über blühende Hortensiensträucher ragte ein roter Sonnenschirm.
    Die Brünette schob eine Tür zur Seite. »Nora ist unten am Pool.«
    Sie saß im Schatten, in einen leichten, goldenen Kimono gehüllt. Das Wasser warf Lichtreflexe auf ihr Gesicht und ihr langes, blondes Haar. Sie hatte volle, ungeschminkte Lippen, hohe Wangenknochen, und auf einem war ein kleiner Schönheitsfleck. Ben schätzte die Schauspielerin auf sein Alter, Mitte dreißig. Sie machte sich gut vor den Sträuchern mit ihren dicken, blauen Blüten. Flora del mundo, dachte Ben.
    Nora Fabian zog die Brauen hoch, die Mundwinkel schräg und schien zu verkünden: Die Welt ist ein Witz, mir macht keiner etwas vor.
    Die Fassade eines Stars, dachte Ben. Haarfarbe vielleicht echt, Schönheitsfleck aufgemalt.
    Als er sich vorgestellt hatte, bot sie ihm mit einer Geste den zweiten Gartenstuhl an. Der Kimono klaffte für einen Moment auseinander und enthüllte eine Menge an sonnengetönter Haut. Die Schauspielerin zog den goldenen Stoff ohne Hast zurecht und sah Ben mit unverändertem Lächeln ins Gesicht: Euch Männer wickle ich um den Finger.
    Auf einem Tischchen stand Kaffee, daneben lagen Zeitschriften. Irgendwo zirpten Grillen. Ein leichter Wind kräuselte das Wasser und ließ die Reflexe tanzen. Wie angenehm, ein Serienstar zu sein.
    Weniger angenehm war Bens Rolle – Madame, Ihr Vater ist tot. Er hatte diesen Part schon mehrmals spielen müssen. Doch die Schauspielerin schaffte es, ihn diesmal zu überraschen.
    Sie nahm die Sonnenbrille ab und blinzelte ihn an. Kurzes Schweigen, dann ihr Antworttext: »Ich spielte einmal in Derrick mit. Da kam die Polizei immer zu zweit.«
    »Und nur so, wie man es im Fernsehen sieht, ist es richtig, wollen Sie sagen?« Ben kramte in der Innentasche seines Sakkos und wies sich aus. »Urlaubszeit. Personalknappheit. Da kommt es schon mal vor, dass wir allein aufkreuzen.«
    »Nein, ich glaube Ihnen«, sagte die Luxusblondine. Sie zündete sich eine Zigarette an. Goldenes Feuerzeug, zitternde Finger. »Soll Iris Ihnen Kaffee bringen?«
    »Bitte, machen Sie sich keine Umstände.«
    » Sie machen sich Umstände. Um mir zu sagen, dass Fabian tot ist, hätten Sie nicht hierherzukommen brauchen, nicht einmal allein.«
    »Er wurde ermordet.«
    Hastiges Inhalieren. »Ermordet? Und jetzt wollen Sie von mir hören, wer Fabian umgebracht hat?«
    Ben versuchte, hinter die Fassade zu sehen. »Und?«
    »Ich weiß es nicht. Es interessiert mich nicht. Ich habe zwanzig Jahre lang nichts von ihm gehört.« Sie sog tief und lange an der Zigarette.
    »Stimmt nicht. Vorgestern war er bei Ihnen.«
    Sie schnippte Asche auf das Gras. »Ja, nach zwanzig Jahren zum ersten Mal. Ohne Voranmeldung. Irgendein Idiot hat ihn ins Studio gelassen. Ich wollte ihn nicht sehen.«
    »Zeugen sagen, Sie haben gestritten.«
    »Ich habe ihn hinausgeworfen.« Ihre grünen Augen schienen zu leuchten.
    »Kein sehr inniges Verhältnis.«
    »Er war nicht mein richtiger Vater. Er war Mamas zweiter Mann.« Sie stellte ihr Lächeln noch schräger. »Meine Kindheit war die Hölle.« Sie drückte die Zigarette aus. Nein, sie schlug mit dem Stummel auf den Aschenbecher ein.
    Schritte klapperten auf den Steinfliesen. Es war Iris, die vornehme Kittelschürze. Sie trug das gleiche frische Strahlen wie zuvor, nur schien es Ben plötzlich fehl am Platz. Iris stellte ein Tablett auf den Gartentisch. Zwei Gläser mit Wasser und Eiswürfeln sowie ein kleiner Teller. Sofort griff die Schauspielerin danach.
    »Danke, Iris. Eine Erfrischung, Herr Engel?«, fragte Nora Fabian und reichte ihm ein Glas. Mit der anderen Hand ließ sie das, was auf dem Teller gelegen hatte, in der Tasche ihres Kimonos verschwinden. Doch Ben hatte die Tabletten gesehen. Kleine Bomben, gelb und grün.
    Iris ging, ihr Gesicht mit dem Tablett gegen die Sonne abschirmend. Eine Wespe surrte um den Tisch. Die Schauspielerin ließ das Eis in ihrem Glas klackern.
    »Sie sehen, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.« Klack-Klack.
    »Mit wem hatte er sonst noch Streit?«
    »Keine Ahnung.« Klack-Klack.
    »Hatte er Feinde? Wer waren seine Freunde?«
    »Keine Ahnung.« Klack-Klack-Klack.
    »Kennen Sie einen stämmigen, muskulösen Mann um die vierzig?« Ben sah in sein Notizbuch. »Goldkettchen, Schnauzbart, rund einen Kopf kleiner als ich und lange graue Haare, zum Pferdeschwanz zusammengebunden?«
    Sie schüttelte die blonde Mähne. »Klingt ja reizend. Ist das der Mörder?«
    »Ich fragte, ob Sie ihn

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