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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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war er verschwunden.
    Weichei, dachte Tom.
     
     
    25.
     
    Bis auf einen Spalt waren die Vorhänge geschlossen. Nur ein schmaler Lichtstreifen fiel quer durch den Raum bis zum Schreibtisch und ließ weißes Papier grell leuchten. Brauning hielt sich dahinter im Schatten.
    Er kam ohne Einleitung zur Sache. »Was zahlt die Blutpresse für so einen Schnappschuss?«
    »Glauben Sie, ich bin käuflich?«
    »Schon gut, Engel. Raten Sie mal, wessen Anruf meinen Arsch heute Morgen aus dem Bett geschmissen hat?«
    »Der Präsident?«
    »Der schlägt um halb sieben noch kein Auge auf, geschweige denn die Zeitung. Nein, der Kripoleiter, Sonntag.«
    Inga, Braunings Sekretärin, kam mit dem Kaffee. Sie schenkte Ben ein Zwinkern.
    »Und jetzt schieb deinen süßen Hintern durch die Tür, und mach von außen zu, Inga-Schatz«, sagte Brauning.
    Inga ließ sich Zeit. Ihr enger Minirock erlaubte keine großen Schritte.
    Der Rottweiler fuhr fort. »Sie wissen, dass ich Sie für einen der Besten halte, Engel. Sie gehören zu einer Spezies, die leider ausstirbt: Sie sind Bulle aus Leidenschaft. Sie können gar nicht anders. Sie wissen, warum, und ich weiß es. Die nächste Stelle als Hauptkommissar sollte Ihre sein, obwohl Sie erst gut vier Jahre im gehobenen Dienst sind.«
    Plötzlich änderte Brauning die Tonart. Er wurde laut. »Doch dann bauen ausgerechnet Sie Scheiße! Jesus, Maria, sehen Sie zu, dass Sie Ihren verdammten Arsch da wieder herausbekommen!« Er schlug mit beiden Händen flach auf den Tisch, dass die Tassen schepperten. »Seit einem halben Jahr arbeite ich hier wirklich hart, um das K1 aus der Scheiße zu ziehen, in die mein Vorgänger den Karren gefahren hat. Ein Stück Bollmann-Scheiße klebt an jedem von uns. Ich habe das Kommissariat mit dem übelsten Ruf übernommen und will das mit dem besten daraus machen. Das geht nur, solange hier keiner Unsinn baut!«
    Ben nickte.
    »Ich habe hier Ihren Bericht.« Der Chef nahm ein Papier in die Hand. Ben hatte noch am Vorabend auf dem Revier eine Kurzfassung in die nächstbeste Olympia getippt.
    »Die wichtigsten Fragen haben Sie nicht beantwortet. Und zwar die Fragen, die uns Sonntag und der Präsident in einer Stunde stellen werden. Sonntag sieht zwar aus wie ein alter Trottel, aber er ist die intriganteste Wildsau, die ich kenne. Diese ganze Saubermannscheiße ist nur Fassade! Sonntag könnte schon längst im Ruhestand sein und den Bauch auf Mallorca in die Sonne legen, aber er will unbedingt noch Fanselows Nachfolger werden. Er steht über mir, glaubt aber, ich sei sein Konkurrent. Sooft er nur kann, will er mir an den Arsch. Spielen Sie Schach?«
    »Ein wenig.« Ben hätte sich nie träumen lassen, dass der Rottweiler das Spiel auch nur kannte.
    »Ich habe genau zwei Möglichkeiten: Bauernopfer oder Angriff. Entweder ich liefere den Obermuftis Ihren Arsch, oder ich lasse Sonntag auflaufen, damit er gegenüber dem Präsidenten dumm dasteht.« Brauning lehnte sich zurück. Ben glaubte, ein Knurren zu hören. Bislang hatte er nicht zu denen gehört, die sich durch Braunings Art einschüchtern ließen.
    »Ich bin natürlich für Letzteres«, fuhr der K1-Chef fort. »Aber wir müssen uns gut präparieren. Sie haben schon viel Mist gebaut in Ihrer früheren Laufbahn. Ich weiß Bescheid. Mir macht das nichts aus. Aber wir brauchen jetzt ein paar verdammt gute Antworten auf ein paar verdammt naheliegende Fragen, um da gut rauszukommen. Verstanden?«
    Ben verstand. Eine eisige Hand strich über sein Rückgrat.
    Brauning deutete mit seinem Kugelschreiber auf Ben, als sei er ein Dartpfeil, den er auf ihn werfen wollte. »Frage eins: Was zum Teufel tun Sie nach Feierabend in einer Drogensache, die Ihr Kommissariat einen Scheißdreck angeht? Ihre Antwort: Benedikt Engel hat noch jede Menge alter Informanten aus seiner Zeit beim K2. Und Sie mussten selbst ran, denn Sie wollten die süße Kokserin und ihren Freund auf frischer Tat ertappen. Gut. In diesem Punkt klingt Ihr Bericht glaubwürdig. Und der Leiter des K2 ist mir einen Gefallen schuldig. Deshalb sitzt er in diesem Moment über einer schriftlichen Mitteilung an den Präsidenten, dass Ihr Coup von gestern Abend ein voller Erfolg im Sinne seines Kommissariats war. Dabei kocht natürlich seine Galle, denn in Wirklichkeit hasst er Sie dafür. Sie haben nämlich beim K2 immensen Schaden angerichtet, Benedikt! Soll aber nicht unsere Kacke sein.«
    Ben wurde allmählich schwindelig.
    »Doch hier endet die Weisheit Ihres Berichts,

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