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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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blanken Holztisch war der Raum leer.
    Die Limousinen waren verlassen. An einer fehlten bereits die Radkappen. Tom notierte die Nummern. Nur langsam beruhigte sich sein Puls. Dies war kein guter Ort, das spürte Tom. Noch fehlte ihm die Verbindung zu Nora oder zum Präsidium. Tom war verwirrt. Und neugierig.
    Er würde die Verbindung kriegen.
     
     
    57.
     
    In der Wohnung war es mindestens so warm wie draußen. Trotzdem zitterte Tom vor der Kälte, die Gabi verströmte.
    »Genüge ich dir nicht mehr?« Ihr erstes Wort, als er sie begrüßte.
    »Ich liebe dich. Das weißt du doch.«
    »Du hast keine andere?« Gefrierpunkt. Minusgrade.
    »Natürlich nicht.« Ich lüge, du lügst, er lügt. Die Konjugation des Lebens.
    »Jeannette erzählte etwas anderes.«
    Jeannette. Tom spürte, wie das Blut in seinen Kopf schoss. Plötzlich fiel es ihm ein: Der Zettel mit Jeannettes Nummer!
    »Du hast sie angerufen?« Tom sah, wie es Gabi Mühe machte, ruhig zu bleiben.
    »Seit wann geht das mit euch beiden?« Sie konnte nicht viel wissen.
    »Ich habe sie gestern erst kennengelernt. Ich kann dir alles erklären, Gabi.«
    »Fass mich nicht an! Ich will deine Lügen nicht hören.«
    »Es ist alles nur beruflich. Ehrlich. Ich habe mit dieser Frau nur ein bisschen geflirtet, zum Schein, um an Informationen über eine Tatverdächtige ranzukommen. Verdeckte Ermittlung. Du kannst Vater fragen. Das gehört zum Job.«
    Tränen rannen über ihre Wangen. Sie würde Vater nicht fragen. »Ich glaube dir kein Wort.«
    Sie hatte nicht mit Jeannette gesprochen. Tom spürte das.
    Er erzählte ihr, dass er jetzt für das K1 arbeitete. Er erzählte vom Fall Fabian und vom Verdacht, der auf Nora Fabian fiel. Er wende die üblichen Mittel an: die Anwerbung von Personen aus dem Umfeld der Verdächtigen als Informanten. Und Nora Fabians Maskenbildnerin könne ihm Informationen liefern, die ihn zum Star unter den Ermittlern machen würden. Tom fühlte, dass Gabi begierig darauf war, eine Entschuldigung zu hören, die sie glauben konnte.
    Lügen und Tränen.
    Tom erfuhr, dass Gabi die Nummer auf dem Zettel angerufen, aber sofort wieder aufgelegt hatte, als sich Jeannette gemeldet hatte. Nach einer halben Stunde hatte Tom sie kraft seines Charmes soweit, dass sie sich für ihr Misstrauen sogar entschuldigte.
    Dann packte Tom die Tüte aus.
    »Was ist das?«, fragte Gabi ungläubig.
    »Du wolltest doch, dass ich härter wirke, um rascher Karriere zu machen«, sagte er.
    »Aber neulich hast du mich noch angebrüllt, als ich davon sprach!«
    »Da hatte ich sie schon längst bestellt. Ich war nur sauer, weil du schon genauso wie Vater gesprochen hast.« Er schraubte die zwei Deckel auf, auf denen L und R stand. »Ich bin es satt, dass die Brille ständig rutscht, wenn ich mal schwitze. Und ich will doch meiner Frau gefallen. Guck, ich kann es sogar schon ohne Spiegel!«
    Tom blinzelte. Er hatte die Kontaktlinsen erst einmal zuvor getragen. Das war zur Probe beim Optiker.
    »Ohne Brille siehst du ganz anders aus!«
    »Enttäuscht?«
    »Ach was!«
    Es brannte, und Toms Augen begannen zu tränen. Doch er wollte sich an die Linsen gewöhnen.
    Morgen sollte er sie zwei Stunden am Stück tragen, hatte der Optiker gesagt.
     
     
    58.
     
    Die Taverne Paros hatte den Charme eines Vereinsheims. Am Eingang stand ein Spielautomat, an dem sich ein alter Mann festhielt. Daneben saß ein Kellner und faltete Papierservietten. Vom Band jaulte griechische Folklore.
    Ben fragte nach dem Hinterzimmer. Der Kellner überschlug sich vor Beflissenheit und führte ihn zu einer Tür neben dem Tresen.
    Drei Tische, keine Musik. Unter einem Poster der Olympic Airways saß der K1-Chef. »Hallo, Partner!«
    »'n Abend, Herr Brauning.«
    »Wir sind per du, Benedikt, wenn du dich erinnerst. Das gilt auch, wenn ich dich heute Nachmittag beurlaubt habe. Ich heiße Frank, wie du vielleicht weißt.«
    »Hallo, Frank«, sagte Ben und versuchte ein Lächeln.
    »Ich war sauer heute Nachmittag, aber du wirst es verschmerzen, oder? Vergiss die Schauspielerin! Ich kenne den Typ Frau. Sie reißen dir das Herz raus, stecken es in den Mixer und schalten auf ganz fein pürieren. Sie nehmen deine Eier in den Mund, beißen sie ab, kauen sie durch und spucken sie dir ins Gesicht. Die saugen dir die Seele aus dem Leib. Das sind keine Weiber, sondern Killer. Such dir ein Mädchen, das in die Kirche geht und deine Hemden bügelt.«
    Ben schwieg.
    »Okay?«, fragte Brauning.
    »Okay«, antwortete Ben. Ihm war

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