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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Das sind die Dämlichsten. Seit der Osten in die NATO will, sucht Pullach neue Feinde. Die sind so geil auf Kokain, dass sie ständig versuchen, über irgendwelche Scheinkäufe an die großen Dealer zu kommen. Erzähl mal, Jeannette!«
    »Letzten Monat organisierte das LKA in Dortmund einen Scheinverkauf, um die dortige Türkenmafia auszuhebeln. Die Leute, die sie festnahmen, waren alle vom BND. Beinahe wäre die Sache an die Öffentlichkeit geraten«, sagte sie. Braunings Lachen bellte durch das Hinterzimmer. Er goss Ouzo nach.
    »Jeder konkurriert gegen jeden. Jeder versucht, den anderen auszunutzen. Das ist Politik. Das ist das wahre Leben«, erklärte der Rottweiler. »Und keiner ahnt, dass wir die Fäden in der Hand halten. Bis es am Freitagmorgen groß in der Zeitung steht! Danach steht deiner Beförderung zum Hauptkommissar nichts mehr im Weg, Benedikt. Du hast doch noch deine guten Kontakte zur Presse?«
    Brauning und das Mädchen stießen mit dem Aniszeug an.
    Sie besprachen die Einzelheiten.
    Dann hatte Brauning eine Idee. Die Rottweileräuglein blitzten. »Was ist mit deinem neuen Freund aus dem K2, Jeannette? Könnte der nicht auch Gast bei der Party sein? Ein Mann aus Fröhlichs Abteilung, mit dem Strohhalm in der Nase und Koks im Blut? Das wäre die Krönung, nicht wahr, Benedikt? Weichei Fröhlich wäre am Arsch! Meinst du, du kannst das für uns arrangieren, Jeannette?«
    »Du bist ein Schwein.«
    Brauning lachte schallend.
    Jeannette sagte, sie wolle mal sehen.
    Brauning verabschiedete sich. »Esst auf und trinkt noch etwas, es ist alles bezahlt. Ich muss jetzt heim zu Mutter und Tochter!« Dann war er verschwunden.
    Sie sahen sich an. »Wie bist du an ihn gekommen?«, fragte Ben.
    »Ich bin seine Schwiegertochter.«
     
    Ihr Name war Jeannette Brauning. Sie war die Witwe von Frank Brauning Junior, der vor zwei Jahren an einer Überdosis Heroin gestorben war. Seitdem arbeitete sie als Informantin im Drogenmilieu, bezahlt vor allem vom Landeskriminalamt.
    Jeannette gestand Ben, dass sie Brauning hasste. Sie gab ihm einen Großteil Schuld an der Sucht seines Sohnes. Sie erzählte von einer Vater-Sohn-Beziehung, die Frank Junior erdrückt hatte.
    Sie saßen noch fast eine Stunde. Der Schnaps blieb unangetastet.
    »Weißt du eigentlich, was gestern ablief?«, fragte Ben.
    »Ich hab's eingefädelt. Ich kann mir denken, was auf dem Grund des Rheinhafens liegt«, antwortete Jeannette.
    »Warum machst du dabei mit?«
    »Tu doch nicht so scheinheilig! Aus dem gleichen Grund wie du! Geld allein macht nicht glücklich, aber es kann gut dabei helfen. Und noch etwas: Brauning ist der Einzige, der die Dealer zur Strecke gebracht hat, die meinen Mann auf dem Gewissen haben. Er ist der Einzige, der wirklich etwas tut, da hat er recht. Seit dem Tod seines Sohnes ist er ein Fanatiker geworden. Für ihn ist das ein Kreuzzug. Das macht meinen Mann nicht wieder lebendig, aber es tut verdammt gut.«
    Ben glaubte, für einen Moment nicht Rauch und Anis zu riechen, sondern das modrige Wasser des Hafenbeckens.
     
     
    59.
     
    Noch bevor er die Wohnungstür erreichte, hörte er von drinnen das Telefon klingeln. Er schloss auf und stürzte hinein. Es hatte mindestens achtmal geklingelt, als Ben den Hörer in die Hand bekam. Wer auch immer ihn sprechen wollte, meinte es ernst.
    »Endlich. Ich habe es schon tausendmal versucht.« Es war Nora.
    »Und?«
    »Ich muss dich sprechen.«
    »Ich dachte, du redest nicht gern mit Schnüfflern.«
    »Glaubst du immer noch, ich war's?«
    »Ja, klar. Wie du weißt, hat Iris mir gesagt, dass du mit ihr am frühen Morgen telefoniert hast. Also hast du nicht gepennt. Also hast du Falk ermordet. Oder willst du sagen, dass Iris gelogen hat?«
    »Nein, es stimmt, was sie dir gesagt hat, aber ich war es trotzdem nicht!«
    »Erwarte nicht, dass ich die Information noch länger zurückhalten kann.«
    »Glaub mir, bitte!«
    »Gib dir keine Mühe. Ich bin ohnehin raus aus dem Fall.«
    »Wieso?«
    »Rate mal.«
    »Wie wird es weitergehen?«
    »Traube wird seine Aussage früher oder später widerrufen, und du wanderst in den Knast.«
    »Ich meine, wie wird es mit uns weitergehen?«
    »Sag ich doch: du wanderst in den Knast.«
    »Du bist nicht so kalt wie du tust, oder?«
    Ben schwieg. Es war schwül in seiner kleinen Wohnung. Er legte sein Jackett über den Stuhl und knöpfte das Hemd auf.
    Noras Stimme klang flehend: »Ich habe mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen, und ich weiß, ich habe dir

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