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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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wurde
langsamer und behielt den Abstand bei. Jeder andere hätte ihn
längst überholt.
    »Scheiße«,
zischte er und blickte mehr in den Innenspiegel als auf die
Straße vor sich. Sekundenlang überlegte er, ob er
einfach Gas geben und sich mit den Verfolgern ein Wettrennen
liefern sollte, entschied sich aber dagegen. Sollte die Polizei ihm
jetzt an der Stoßstange kleben, war es sicherlich ein
Leichtes, Verstärkung anzufordern. Er musste unauffällig
bleiben, also erhöhte er moderat das Tempo. Der Abstand zum
Verfolger blieb gleich. Sein Herz raste. Irgendwann setzte der
Hintermann den Blinker und bog nach rechts in eine
Seitenstraße ab. Das Straßenschild mit der Aufschrift
Kapellenweg war eben an ihm vorbeigeflogen. Hinter ihm breitete
sich wieder Finsternis aus. »Na bitte«, murmelte er
erleichtert.         
    Nur langsam beruhigte
sich sein Puls. Er atmete tief durch und betete, Marienheide
unbehelligt zu erreichen. Im Kofferraum herrschte schon seit
einiger Zeit Stille. Vermutlich war die Frau ohnmächtig
geworden. Ihm konnte es recht sein. Dennoch blieb das Gefühl,
dass sie seine Fährte längst aufgenommen
hatten.
    *
    »Wie geht es
jetzt weiter?« Stefan beugte sich vor und umklammerte die
beiden Kopfstützen der Vordersitze. Heinrichs fuhr einen
heißen Reifen, und das Blaulicht auf dem Dach des
Dienstwagens zuckte gespenstisch durch die Nacht. Seit einiger Zeit
waren sie nur an einigen verschlafenen Hofschaften vorbeigekommen.
Waldgebiete wechselten sich mit saftigen Weiden ab. Die Brucher
Talsperre hatten sie vor einiger Zeit passiert, und bis Gummersbach
war es nicht mehr weit.
    »Vielleicht
versucht er, die A4 zu erreichen«, murmelte Ulbricht, der
eben noch mit den Kollegen des LKA telefoniert hatte. »Unser
Hubschrauber ist bereits in der Luft. An Bord befindet sich ein
Scharfschütze.«
    »Sie wissen
nicht, ob er bewaffnet ist«, warf Stefan ein.
Heinrichs’ Blick traf ihn kurz über den
Innenspiegel. Ulbrichts Assistent war damit beschäftigt, den
Wagen auf der Straße zu halten.
    »Eben deshalb
haben wir vorgesorgt«, erwiderte Ulbricht grimmig. »Er
kann uns nicht entkommen.« Jetzt drehte er sich nach hinten
um. Norbert Ulbricht setzte ein schwaches Lächeln auf.
»Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Bekannte - ihr wird
nichts zustoßen. Die Kollegen aus Düsseldorf sind
absolute Profis.«
    »Ich
wünschte, es wäre schon vorbei.«
    »Ich
auch.« Ulbricht richtete den Blick wieder nach vorn auf die
nächtliche Landstraße, als sich sein Handy meldete.
»Ulbricht?« Sein Gesicht erstarrte zu einer Maske.
»Ist gut« nickte er. »Wir sind auch gleich da.
Zwei, drei Minuten vielleicht noch.« Wieder eine Pause.
»Natürlich. Bis gleich.« Er stopfte das Telefon in
die Tasche seines Sommermantels.
    »Und?«
Heinrichs warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. »Zugriff.
Sie wollen nicht länger warten, und die Autobahn soll er auf
gar keinen Fall erreichen.« Ulbricht wandte sich zu Stefan
um. »Sehen Sie«, lächelte er. »Es geht ganz
schnell jetzt. Er wird nichts zu lachen haben.«
    Stefan nickte
schweigend und sank in die Polster zurück. Das Gefühl,
nichts mehr für Danni tun zu können, machte ihn
wahnsinnig. Er hasste dieses Gefühl der Ohnmacht.
    Ulbricht hatte ihn
beobachtet. »Was denn?«, fragte er überrascht.
»Sie wollten schließlich dabei sein, wenn es hier zur
Sache geht. Und übermorgen haben Sie eine nette Geschichte
für Ihren Sender - also bitte, was wollen Sie
mehr?«
    »Chef, da vorn
ist er!« Heinrichs drosselte das Tempo und deutete aufgeregt
nach vorn. Tatsächlich glühten rund zweihundert Meter vor
ihnen die Rücklichter eines Wagens in der Nacht. Der Fahrer
schien es eilig zu haben. Im gleichen Augenblick tauchte im
Nachthimmel ein Hubschrauber auf, der dem kurvenreichen Verlauf der
Landstraße in geringer Höhe folgte. Ein Suchscheinwerfer
an der Unterseite des Helikopters flammte auf und durchschnitt
das Dunkel. Der
Scheinwerfer wurde manuell ausgerichtet. Einen Moment lang
geisterte die Lichtlanze über Wiesen und Wälder, bevor
der Scheinwerfer sein Ziel erfasst hatte. Jetzt nahm der
Hubschrauberpilot aus der Luft die Verfolgung auf. Er senkte die
Flughöhe weiter ab. Tatsächlich handelte es sich um einen
VW Golf.
    »Wir sind gleich
am Punkt«, murmelte Ulbricht, an Heinrichs gewandt, der mit
verbissener Miene am Lenkrad saß und nickte. »Denken
Sie dran, keine unnötigen Stunts! Dafür sind die Kollegen
vom LKA am Start. Sie werden ihn sozusagen in

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