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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Empfang
nehmen.« Bevor Heinrichs antworten konnte, brach gut
zweihundert Meter vor ihnen die Hölle los. Mündungsfeuer
durchschnitt die Finsternis. Anscheinend hatten sich die
Schützen in einem Waldstück aufgebaut und auf den Golf
gelauert. Sie standen offenbar in ständigem Kontakt zu der
Besatzung des Hubschraubers, der den Einsatz aus der Luft
beobachten konnte und koordinierte. Ein ohrenbetäubender Knall
durchdrang die Nacht. Heinrichs bremste scharf, und Stefan beugte
sich wieder vor, um besser sehen zu können. Die
Heckenschützen hatten den Golf erwischt. Sie hatten ihm die
Reifen zerschossen, um eine Flucht unmöglich zu machen. Der
gestohlene Wagen schlingerte, Rauch stieg auf. Dann verriss der
Fahrer das Lenkrad. Mit einem radierenden Quietschen rutschte der
Golf auf den Straßengraben zu. Mehr unterbewusst registrierte
Stefan, dass die Szenerie plötzlich taghell erleuchtet war.
Das Landeskriminalamt hatte den Einsatz innerhalb kürzester
Zeit gründlich vorbereitet. Blaulicht zuckte auf, und mehrere
zivile Einsatzwagen schossen von vorn heran und stellten sich quer
zur Fahrtrichtung. Es gab kein Entrinnen für den
Entführer.
    Der Golf steckte mit
der Motorhaube schräg in dem kleinen Graben, der neben der
Landstraße verlief. Nur eine Gestalt befand sich im Wagen.
Stefan stellte fest, dass von Danni jede Spur fehlte. Inzwischen
hatte auch Heinrichs den Golf erreicht. Zeitgleich mit den anderen
Beamten sprangen er und Ulbricht aus dem Vectra. »Sie warten
hier«, rief Ulbricht nach hinten.
    Schwerbewaffnete
Schützen in schusssicheren Westen traten auf die Fahrbahn. Sie
näherten sich mit den Waffen im Anschlag dem Golf. Jemand
brüllte Befehle. Es dauerte ein, zwei Sekunden, dann
öffnete sich am Golf die Fahrertür, und ein junger Mann
stieg mit hinter dem Kopf verschränkten Armen aus. Sofort
wurde er überwältigt. Die Beamten tasteten ihn nach
Waffen ab. Nachdem man nichts fand, legte man ihm Handschellen an
und führte ihn zu einem Streifenwagen, der just in diesem
Moment angerauscht kam. Stefan hockte angespannt auf der
Rückbank des Dienstwagens und beobachtete die Szenerie
gebannt. Der Entführer hatte keine Chance gehabt, jetzt fehlte
nur noch das Entführungsopfer. Die Beamten näherten sich
dem Fahrzeug des Entführers. Jemand öffnete den
Kofferraum und zog eine an Fuß- und Handgelenken gefesselte
Gestalt heraus.
    »Na, Gott sei
Dank«, entfuhr es Stefan, als er Danni erkannte. Offenbar
stand sie unter Schock, aber verletzt schien sie nicht zu sein. Die
LKA-Beamten kümmerten sich um sie. Stefan fiel ein
zentnerschwerer Stein vom Herzen. Ulbricht blickte sich zu ihm um
und winkte ihn heran. Stefan kletterte aus dem Fond des Vectra und
eilte zu Danni.
    »Stefan«,
kam es heiser über ihre Lippen. Das Make-up war verwischt; sie
hatte geweint. Durch das gleißende Licht der unzähligen
Scheinwerfer geblendet, blickte sie sich mit regungsloser Miene um.
Ihr Blick war starr, als könnte sie noch nicht fassen, dass
sie befreit worden war und den Spuk unverletzt überlebt hatte.
Polizisten lösten ihre Fesseln, und sie rieb sich die
schmerzenden Gelenke.
    »Sie sollten
sich untersuchen lassen«, schlug Ulbricht vor.
»Wahrscheinlich stehen Sie unter Schock.«
    »Ich bin in
Ordnung.« Danni winkte ab.
    Heinrichs, der sich um
die Vernehmung des Entführers gekümmert hatte,
näherte sich mit großen Schritten. Ihm war anzusehen,
dass es Neuigkeiten gab. »Das ist ein Hammer, ein echter
Hammer.«
    »Was
denn?« Ulbricht blickte ihn verwundert an.
    »Ich habe die
Identität des Entführers geklärt.« Wichtiges
Grinsen. Sein Blick huschte über die Gesichter von Ulbricht,
Stefan und Danni. »Bei ihm handelt es sich um Jan
Rüben.«
    »Schön,« brummte
Ulbricht. »Und wer ist der Mann?«
    »Er arbeitet als
Autoverkäufer im Autohaus Klinke.«
    Das war allerdings
eine Überraschung. Stefan schüttelte fassungslos den
Kopf. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr für den
Autohändler, dachte er mit verbitterter Miene. Ulbricht freute
sich plötzlich, dass er sich den ganzen Montag über vor
der gefürchteten Pressekonferenz erfolgreich gedrückt
hatte. Er befürchtete, dass er morgen nicht mehr drumherum
kommen würde. Aber immerhin hatten sie einen Erfolg zu
verbuchen.

60
    Winningen, Mosel,
1:20 Uhr
    Nach einer Dusche
hatte er sich ein Bier aus der Minibar im Hotelzimmer genommen,
brav ein Kreuz auf der bereitliegenden Liste für entnommene
Getränke gemacht und es sich dann, nur mit einer

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