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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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der Rauch schon dicht, trotzdem konnte sie vorgebeugt unter der giftigen Wolke durchlaufen, die sich unter der Zimmerdecke gesammelt hatte.
    »Elin! Moa!«, schrie sie. Elins kleiner, dreijähriger Körper fühlte sich schwer und schlapp an. Linn hielt sie fest an sich gedrückt, während sie in Moas Zimmer rannte und dabei abwechselnd schluchzte und schrie.
    Moa saß aufrecht in ihrem Bett und brüllte. Linn wollte sie in den anderen Arm nehmen, doch Moa wehrte sich.
    »Los, es brennt! Wir müssen hier raus!«
    »Will nicht!«, rief Moa im Halbschlaf, wütend, weil sie geweckt worden war. Dann erschien endlich Magnus, der das schreiende Kind in seine starken Arme nahm. Zusammen liefen sie durch den Flur, tief gebeugt, um den giftigen Rauch bestmöglich zu meiden. Linn hustete heftig.
    »Runter! Auf alle viere! Wir kommen sonst nicht raus!«, schrie Magnus und zog sie am Arm. Als sie gerade die Wohnungstür öffneten, explodierte die Küchentür, und das Feuer quoll wie ein brüllendes Monster hervor. Die Flammen leckten an Wänden und Decke. Magnus und Linn rannten so schnell sie konnten und schafften es durchs Treppenhaus hinaus in den Hof. Dort gaben Linns Beine nach.
    Nackt im Schneidersitz presste sie Elin an ihre Brust und wiegte sie in ihren Armen. Tränen strömten ihr über die Wangen. Elin war aufgewacht, wirkte aber orientierungslos und hustete stark. Magnus schluckte schwer. Schockiert und verwirrt hielt er Moa in den Armen, die still geworden war und verängstigt wirkte.
    Magnus setzte Moa kurz ab, zog sich langsam das T-Shirt aus und bedeckte damit unbeholfen den nackten Körper seiner Frau. Bald tauchten auch die Nachbarn auf. Zusammen standen sie schweigend dort und sahen den Flammen dabei zu, wie sie knisternd und dröhnend ihr Zuhause zerstörten. Und dann hörten sie die Sirenen.

22
    Kurz vor zehn am nächsten Morgen klopfte Arne Norman leise an die Tür zu Rogers Büro.
    »Herein«, nuschelte Roger.
    »Hallo, störe ich?«
    »Keineswegs.« Roger knackte mit den Halswirbeln.
    »Hast du schon gehört, dass es bei Magnus gebrannt hat?«
    Roger stand abrupt auf, doch Arne hob beschwichtigend die Hand. »Der Familie geht es soweit gut. Alle vier sind im Krankenhaus und erholen sich. Die eine Tochter hat eine Rauchvergiftung und wird erst mal im Krankenhaus bleiben müssen. Ich habe Magnus gesagt, er soll ein paar Tage freinehmen und sich um die Familie kümmern, bis es allen wieder besser geht.«
    »Mein Gott, wie furchtbar …« Roger sah bestürzt aus.
    »Das Feuer hat sich ziemlich schnell in der ganzen Wohnung ausgebreitet. Wahrscheinlich haben sie vergessen, irgendein Elektrogerät auszuschalten, aber weil man nie sicher genug sein kann, schicke ich mal Elias Vadasc hin. Du weißt schon, unseren forensischen Kriminaltechniker.«
    »Den Amerikaner? Gute Idee, der ist wirklich fit.« Rogers Stimme zitterte leicht.
    »Ich glaube zwar nicht, dass der Brand gelegt wurde … Trotzdem«, sagte Arne und sah Roger eindringlich an. »Von euch wurde doch keiner bedroht, oder?«
    Roger schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Gut. Ich nehme an, du hast nichts dagegen, vorübergehend Magnus’ Aufgaben zu übernehmen?«
    »Nein, das ist ja wohl selbstverständlich.«
    »Rufst du ihn an, damit er Bescheid weiß?«
    Roger nickte stumm. Dann murmelte er: »Ich werde mich gleich darum kümmern.«
    Kommissar Arne Norman war noch nicht durch die Tür, da hatte Roger schon den Hörer abgenommen.

23
    Magnus hielt Elins Hand. Sie sah so unerhört winzig aus in dem großen Krankenhausbett. So unschuldig und verletzlich. Magnus spürte einen Stich in der Brust. Er warf Linn einen gequälten Blick zu, die ihm beruhigend die Hand auf den Arm legte.
    »Sie wird es überstehen.« Sie klang fast streng, so als wollte sie nicht nur ihn davon überzeugen, sondern sich selbst gleich mit.
    »Ja, ich weiß. Aber was sollen wir denn jetzt machen? Wo sollen wir hin? Wir haben nichts mehr …« Er merkte, wie fremd seine Stimme klang, heiser und brüchig.
    »Wir haben noch einander …« Das Klingeln von Magnus’ Handy unterbrach Linn. Sie machte einen Schritt zurück, ihre Hand lag aber weiter auf seinem Arm.
    Mit dem Telefon in der Hand sah er sie an. »Ich kann es auch klingeln lassen … Das ist Roger.«
    »Nein, nein, geh ruhig dran …« Linn ließ ihn los. Ihr heller Pony fiel ihr vor die Augen und verbarg ihren verärgerten Blick. Wie konnte er denn in so einer Situation überhaupt darüber nachdenken, ans Telefon zu gehen?
    Aus

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