Bittere Sünde (German Edition)
die dünnen Latexhandschuhe ab und lächelte.
»Wir haben alles fotografiert, Proben genommen, untersucht und so weiter. Ihr könnt euch also unbesorgt umsehen. Wir machen jetzt Feierabend und gehen schlafen.«
Er drehte sich auf dem Fuße um und war schon im Begriff, wegzugehen, als Magnus ihm eine Hand auf den Arm legte und ihn zurückhielt. »Warte mal, habt ihr was gefunden?«
»Das müssen wir abwarten. Unterm Bett lag ein Handtuch, und wenn ich das richtig einschätze, ist das voll mit eingetrocknetem Sperma, aber es ist sehr gut möglich, dass es von Lidhman selbst ist. Ich schick das alles ins Labor zur weiteren Analyse. Eine Mordwaffe oder etwas in der Art haben wir nicht entdeckt. Und die Leiche ist längst in der Rechtsmedizin.«
Ulf Kerne und seine drei Kollegen verschwanden durch die Tür.
Magnus sah sich um, sein Blick fiel unfreiwillig ins Schlafzimmer. Dort waren allerdings kaum noch Spuren des vorangegangenen Grauens zu erkennen, nur ein paar Blutspritzer am Kopfende des Bettes und der große, dunkle Fleck auf der Federkernmatratze zeugten noch von der Tat.
Roger brach das Schweigen.
»Dann wollen wir mal. An mit den Handschuhen. Ich knöpf mir das Bad vor.«
Sofie warf Magnus einen mitfühlenden Blick zu. »Ich übernehm das Schlafzimmer, wenn du möchtest.«
Magnus lächelte dankbar.
An allen Wänden der Bibliothek standen Regale voller Bücher. Magnus beschloss, systematisch vorzugehen, und zwar von oben nach unten. Er kletterte die Bibliotheksleiter hinauf und zog zwei Exemplare von Bonniers Lexikon aus dem Regal. Sollte er wirklich so sorgfältig sein und jedes einzelne Buch durchblättern oder reichte es, sie zu schütteln? Er entschied sich für Letzteres.
Roger hatte kein interessanteres Los gezogen. Rasierer, Rasierschaum, Antischuppenshampoo, eine Flasche Herrenduft von Prada, Wattestäbchen, ein schwarzer Kamm. All das verriet kaum mehr über Lidhman, als dass er wohl etwas eitel gewesen sein musste.
Sofie nahm das Schlafzimmer unter die Lupe, aber die Kriminaltechniker hatten ganze Arbeit geleistet, viel gab es nicht mehr zu tun. Die Schubladen des Schreibtischs waren bereits gründlich durchsucht worden, sodass sie sich stattdessen den Schrank vorknöpfte. Auch den hatte die Spurensicherung natürlich nicht ausgelassen, trotzdem hoffte Sofie darauf, hier einen Hinweis darauf zu finden, was für ein Mensch Josef Lidhman gewesen war. Kleider machen Leute, dachte sie und lächelte über diese abgedroschene Phrase.
In dem klassischen Eichenschrank hingen die Anzüge ordentlich auf Kleiderbügeln und waren farblich sortiert. Darunter befanden sich auch ein paar teurere Exemplare von Marken wie Armani und Boss. Das Einzige im Kleiderschrank, dem ein wilderes Dasein zugebilligt wurde, waren Strümpfe und Unterhosen, die achtlos durcheinandergewürfelt in einem Korb lagen. Sofie wühlte widerstrebend mit einer Hand darin, bis ihre Fingerspitzen gegen etwas Hartes stießen. Ihr erster Gedanke war, dass sie einfach nur den Boden des Korbs spürte, aber um sicherzugehen, kippte sie den Inhalt einfach aus. Zum Vorschein kam eine DVD ohne Verpackung und Beschriftung. Verwundert nahm sie das Fundstück in die Hand und schaute es genauer an, dann steckte sie die DVD in einen Plastikbeutel.
Roger wollte gerade Magnus bei der Suche in der Bibliothek unterstützen, als sie hereinkam.
»Was ist das?«, fragte er mit Blick auf die durchsichtige Tüte.
Sofie zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht nichts Wichtiges, aber irgendwie ist es doch verdächtig, wenn eine DVD zwischen den Unterhosen steckt.«
Ihre Kollegen schauten interessiert.
Magnus nickte in Richtung Fernseher. »Da steht ein DVD -Spieler, sollen wir sie uns mal anschauen?«
Sofie legte die DVD ein, und alle drei machten es sich erwartungsvoll in Josef Lidhmans Samtsesseln bequem. Schon lief der Vorspann. Nach einer Weile konnten die drei konstatieren, dass es wesentlich mehr Positionen beim Sex gab, als sie alle für möglich gehalten hatten, und dass Lidhman möglicherweise homosexuell gewesen war.
»Dazu sage ich nur: Fantasie und Erfindungsreichtum sind grenzenlos«, sagte Sofie mit leicht bitterem Ton und sah ein bisschen verkniffen aus.
Roger lachte. »Das Leben ist immer für eine Überraschung gut. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Schwulenporno anschauen würde.«
Magnus legte die Stirn in Falten und versuchte, sich zu konzentrieren. »Er war also vermutlich homosexuell. Trotzdem hat er ein Mädchen
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