Bittere Sünde (German Edition)
…« Magnus blieb der Mund offen stehen.
»Tut mir leid, ich wollte doch nur …«
»Jetzt hör aber auf, wir haben es hier mit einem extrem gefährlichen Mörder zu tun, und du fährst einfach mal … Kapierst du denn gar nichts?«
»Ich …«
»Was?« Magnus starrte sie wütend an.
»Ich glaube, da liegt eine Leiche im Haus.«
Magnus wurde ganz still, und der verzerrte Gesichtsausdruck verschwand. »Bitte?«
»Ich hab einen Schritt in den begehbaren Kleiderschrank gemacht und bin dann durch die Rückwand gebrochen.«
»Und da hast du eine Leiche gesehen?«
Linn schaute ihn mit großen Augen an. »Ähm … Nein. Ich habe nur einen großen Hohlraum hinter dem Loch gesehen, aber der Gestank war unverkennbar.«
Magnus wirkte skeptisch.
»Es hat süßlich und extrem durchdringend widerlich gerochen. Du erzählst doch immer, dass verweste Leichen so riechen.«
»Ja, das stimmt auch.« Magnus ging zu Linn und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Du musst da hinfahren!«, sagte sie aufgebracht.
»So läuft das aber nicht. Ich brauche dafür die Erlaubnis der jetzigen Besitzer, oder aber die Staatsanwaltschaft muss eine Durchsuchung bewilligen.«
»Aber du glaubst mir?«
»Ja«, sagte er zögerlich, »aber ich muss mir was einfallen lassen, damit nicht rauskommt, dass du auf eigene Faust losdüst und einen auf Polizistin machst. Wenn die rausfinden, dass ich dir Einblick in die Ermittlungsakten verschafft habe, verliere ich meinen Job.«
Linn sah ihn an. »Das bekommst du schon hin.«
Magnus schaute verdrießlich, und Linn erhob sich schnell.
»Ich muss nach Hause – oder wie auch immer wir diese Wohnung nennen wollen. Jonas Orling wird bald mit den Mädchen vom Ausflug zurückkommen. Wenn ich dann nicht da bin, werde ich ihm das schlecht erklären können.«
Linn gab Magnus einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Sie wirkte nun ruhiger, war aber noch immer aschfahl im Gesicht.
Magnus fasste nach ihrer Hand, als sie sich schon zum Gehen gewandt hatte. Er legte sie an seine Wange. »Ich liebe dich.«
Linn lächelte schwach. »Ich dich auch … Aber sei so lieb und fahr sofort nach Flaxenvik, um herauszufinden, was da in dem Schrank so stinkt.«
73
Magnus sank schwer auf den Schreibtischstuhl. Womit sollte er denn eine Hausdurchsuchung auf einem Hof rechtfertigen, auf dem die Berggrens schon ewig nicht mehr wohnten? Ihr erster Besuch dort hatte keinen Anlass geboten, Gelände oder Gebäude genauer zu untersuchen. Und Linns Stippvisite durfte unter keinen Umständen herauskommen.
Er biss sich nachdenklich auf die Lippe. Das Zahnarztpaar, dem der Hof mittlerweile gehörte, hatte ihnen erlaubt, sich dort umzusehen, aber sie hatten sicher auch nicht damit gerechnet, dass die Polizei dort irgendetwas beschädigen, geschweige denn Schränke oder Wände einreißen würde. Magnus entschied sich für eine Notlüge, die er Arne nun brühwarm auftischen wollte. Aber zunächst rief er Annika Wirén an, um ihr Gespräch auf den nächsten Tag zu verlegen.
Als er Arnes Büro betrat, war dieser gerade am Telefon, legte aber sofort auf. Offenbar war das Telefonat privater Natur gewesen.
»War das Sofie?«, fragte Magnus und setzte sich auf einen der Stühle vor Arnes Schreibtisch.
»Was willst du?«, fragte Arne und tat so, als hätte er Magnus’ Spitze nicht gehört. »Ich habe so viel zu tun, dass ich schon Magenschmerzen bekomme. Ist es was Wichtiges?«
»Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl.«
»Ach so?« Schon sah Arne hoffnungsvoll aus. »Heißt das, die Ermittlungen bewegen sich vorwärts?« Er grinste breit, sodass die Keramikblenden seiner Frontzähne weißer schienen als je zuvor.
»Roger und ich waren doch auf dem ehemaligen Hof der Berggrens. Mir war damals ein komischer Geruch aufgefallen, aber ich konnte ihn einfach nicht zuordnen. Jetzt ist mir plötzlich eingefallen, wonach es da gerochen hat: Nach Verwesung. Da könnte eine Leiche liegen.«
»Wie bitte?« Arne sah Magnus erstaunt an.
»Ich will da noch mal hin und mich genauer umschauen, vielleicht mit jemandem von der Spurensicherung.«
Magnus hoffte inständig, dass seinem Chef nicht auffiel, wie rot er wurde. Ihm war völlig klar, wie saudumm das klang, was er da von sich gab, und er schämte sich für diese schlechte Lüge.
Arne schien diese schlechte Lüge aber glücklicherweise zu fressen. »Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Dann leiere ich das an, ich wollte mich sowieso gerade bei der Staatsanwaltschaft melden. Aber wieso ist
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