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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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dir das nicht direkt vor Ort eingefallen?«
    Magnus dachte scharf über eine gute Ausrede nach und fand eine, die so exakt auf seinen Chef zugeschnitten war, dass er sie sofort glauben würde. »Ich war ziemlich durcheinander nach dem Brand und … Und dann hatten Linn und ich uns auch noch gestritten.« Er machte eine Kunstpause. »Beziehungen sind ja manchmal nicht so einfach«, fügte er vielsagend hinzu, als würden sie die stillschweigende Übereinkunft teilen, dass Frauen kompliziert waren. Arne schluckte die Ausrede komplett, mit Haken und allem.

74
    Die Dämmerung brach heute früher herein, der Himmel hatte sich bereits blaugrau verfärbt. Magnus wischte über das beschlagene Autofenster und starrte auf den verkommenen Hof.
    »Das sieht genauso trostlos und unbehaglich aus wie letztes Mal.«
    Roger kratzte sich am Kopf und schaute verstohlen zu seinem Kollegen. »Hm, ja … Sag mal, hast du wirklich was gerochen, als wir hier waren?«
    »Natürlich.« Magnus öffnete die Autotür.
    »Hast aber nichts dazu gesagt?«
    »Nein, das war ja nur ganz schwach. Ich hab nicht weiter drüber nachgedacht.«
    Die Schamesröte kroch an Magnus’ Hals empor, was Roger jedoch nicht bemerkte. Der zuckte nur mit den Schultern. »Sollen wir schon mal reingehen und uns umschauen, bis die anderen kommen?«
    »Definitiv.«
    Magnus zog sich die dünnen Latexhandschuhe an und war sich bewusst, dass er natürlich nicht schnurstracks den Schrank ansteuern konnte. So streifte er ein bisschen durch die Küche und ging dann wie beiläufig ins Schlafzimmer. Aus der Küche drangen klappernde Geräusche, und Magnus nahm an, dass Roger sich diesmal den Küchenschrank näher ansah.
    »Hier riecht es hauptsächlich nach Schimmel, finde ich«, rief Roger.
    Magnus antwortete nicht, er stand bereits vor dem begehbaren Kleiderschrank. Die Tür war angelehnt, und als er sie öffnete, schlug ihm bereits der ekelhafte Geruch entgegen. Er schaltete die Taschenlampe ein und machte ein paar Schritte in die Dunkelheit. Im Lichtschein tauchte eine Plastiktüte auf, in der sich ein Farbeimer befand. Er machte einen großen Schritt darüber hinweg. Dann stand er vor dem Loch in der Wand. Hier war der süßliche Gestank so unerträglich, dass Magnus schwer gegen seinen Würgereiz ankämpfen musste.
    »Roger! Komm her!«
    Obwohl er so nah wie möglich an das Loch heranging, konnte er nicht erkennen, was sich dahinter befand. Er drückte vorsichtig gegen die gebrochene Spanplatte. Sie bewegte sich fast nicht. Im gleichen Moment tauchte Roger hinter ihm auf.
    »Boah, widerlich … Wieso haben wir das nicht bemerkt? Kommt das von da?«
    »Ja.«
    Magnus nahm ein paar Schritte Anlauf und trat dann mit Schwung gegen die Rückwand. Das Brett gab sofort nach und den Blick auf einen Hohlraum von vielleicht einem Quadratmeter frei. Der Schein der Taschenlampe traf auf graue Steinwände.
    »Ist das hier der Schornstein?«
    »Das kann schon sein.«
    »Woher kommt denn dieser Gestank?«
    »Keine Ahnung.« Roger schaute Magnus sonderbar an.
    »Was ist los?«
    »Du hast da was im Haar.«
    Vorsichtig streckte er den Arm nach Magnus’ Kopf aus und hielt dann seinen Fund in den Schein der Taschenlampe. Es war eine kleine, weiße Made. Als ihm klar wurde, was dies bedeutete, schloss er kurz die Augen.
    »Verfluchte Scheiße«, flüsterte er atemlos.
    Roger und Magnus schauten sich kurz an, dann richteten sie den Blick nach oben.
    So, wie er dort oben an den Dachbalken baumelte, hatte der Leichnam fast etwas Vogelartiges. Die Arme standen gerade vom Rest des Körpers ab, und der Kopf hing so tief auf dem Brustkorb, als wäre er kurz davor, sich vom Hals zu lösen. Das Schlimmste aber war, dass die Leiche sich bewegte. Die ganzen wimmelnden Maden in Rumpf und Extremitäten erweckten den Eindruck, dass die Person noch lebte. Mitten in dem von Maden zerfressenen Gesicht klafften leer die Augenhöhlen.
    Magnus und Roger stürzten panisch aus der Kammer und erbrachen sich. In ihrem Schock verloren sie die Fassung, und Magnus fuhr sich wild mit den Händen durch die Haare, um weitere Maden abzuschütteln.
    Roger lehnte sich bleich und verschwitzt gegen die Wand. »Mein Gott, mein Gott.«
    Magnus flüsterte leise: »Ist das Gunvor?«
    Roger sah erschüttert aus. Atemlos antwortete er: »Vielleicht. Vielleicht ist das Gunvor …«

Dienstag, 4. November

75
    »Es handelt sich nicht um Gunvor Berggren, aber das wusstest du vielleicht schon.« Die Rechtsmedizinerin zeigte sich von dem

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