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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Logan. »Und ich will es auch nicht, Herrgott noch mal!«
    Wie das rings um sie glitzerte in gedämpftem Licht der elektrischen Beleuchtung. Tausende Diamanten und andere Edelsteine umgaben sie. Die Vitrinen erglühten von Kronen, Tiaras und Halsketten aller Art. Die Entführer Eileens hätten genauso gut den Gegenwert dieser Juwelen in Bargeld fordern können.
    »Ich weiß schon, daß es Ihnen jetzt unmöglich erscheint. Sie brauchen mir auch nicht gleich zu antworten. Überlegen Sie sich das Ganze und denken Sie vor allem daran, was es für das Schicksal Ihrer Frau bedeutet, wenn Sie ablehnen.«
    Gleich gegenüber Logan stand hinter kugelsicherem Glas ein großer goldener Globus, dessen Reliefs von Diamanten, Rubinen und Smaragden gebildet wurden. Keine Saphire für die Meeresflächen, denn in Persien galt dieser Stein seit alters her als Unglücksbringer. Warum forderten sie nicht Geld von ihm? Jeden Pfennig, jede Aktie, alles, was er besaß. Warum hatten sie das nicht gefordert? Aber doch nicht Imshan, eines der reichsten Ölgebiete!
    »Sie müssen mir Zeit lassen«, sagte er abrupt. »Ich muß nachdenken.«
    »Wieviel Zeit? Die Leute sind ungeduldig. Sie wollen Ihr Versprechen und den Beweis, daß Sie auch dazu stehen. Sonst …«
    »Sie fordern Unmögliches«, sagte Logan und bahnte sich einen Weg durch die Menge, die des Schahs kaiserliche Krone angaffte. Angeblich war das Ding eine Million Pfund Sterling wert. Der Syrer folgte ihm wie ein Schatten. Erst am Ausgang erreichte er ihn wieder. Er zupfte ihn am Ärmel.
    »Teilen Sie mir morgen Ihre Antwort mit. Wir können uns wieder hier treffen.«
    »Die gebe ich Ihnen schon heute«, sagte Logan. »Ich kann es nicht tun. Ich kann meine Gesellschaft nicht da rausziehen.«
    Der Syrer stand steif da. Das grimmige Gesicht des Engländers machte ihn nervös. Er hatte Beschimpfungen, Flüche, sogar Drohungen erwartet. Jetzt schien es, als sei es wirklich die endgültige Antwort gewesen. Saud stellte sich ihm in den Weg. »Mr. Field«, flüsterte er noch intensiver als zuvor, »ich muß Ihnen noch etwas sagen. Ich hatte gehofft, daß es nicht nötig sei. Wenn ich bis morgen keine positive Antwort von Ihnen habe, wird man Ihrer Frau einen Finger abtrennen. Es tut mir selbst weh, Ihnen dies mitteilen zu müssen. Überlegen Sie es sich gut! Mit jedem Tag der Verzögerung wird sie auch weiter verstümmelt. Es würde Ihnen wohl nicht viel Spaß machen, den jeweiligen Beweis per Post zu erhalten. Glauben Sie mir, es ist keine leere Drohung. Ich rufe Sie morgen Vormittag an.«
    Logan wollte sich auf ihn stürzen, aber der kleine, wendige Mann war bereits nach draußen verschwunden.
    Der Beamte Oberst Ardalans, der auf den Syrer abgestellt war, löste sich aus der schützenden Menge und folgte ihm unauffällig. Immer mehr Leute begannen, Logan Field anzustarren. Man hatte seinen Angriffsversuch bemerkt, die Sicherheitspolizei näherte sich ihm, er lehnte sich gegen die Wand, wandte sich dann ruhig um und ging die Treppe nach oben, auf die Straße. Draußen, in der heißen, staubigen Luft, hatte er das Gefühl, erbrechen zu müssen; so stark, daß er schon nach dem Taschentuch griff. Der blaue Rolls-Royce wartete an der Ecke, bei seinem Auftauchen rollte er langsam heran, und Fields stieg ein. Im Büro warteten der Ingenieurkonsulent und der Chefgeologe. Ihm war immer noch schlecht. Erst überlegte er, wohin er sich überhaupt fahren lassen sollte. Kellys Haus? Da war er wenigstens allein, konnte sich übergeben, wenn ihm danach war. Und sich dann erst der Realität stellen, die er eben in der Bank erfahren hatte: Imshan aufgeben. Die Verhandlungen mit der Regierung abbrechen und nach Hause gehen. Das Team abberufen und heimschicken. Sonst würden sie Eileens Finger abschneiden und ihm einen nach dem anderen schicken.
    Er beugte sich zum Chauffeur vor. »Fahren Sie zum Hilton und holen Sie dann Mrs. Armstrong vom Büro. Sagen Sie ihr, daß mir nicht gut ist. Ich habe irgend etwas Verdorbenes gegessen.«
    Seine Entscheidungen traf er immer alleine. Im Bankgebäude hatte er ganz impromptu erklärt, daß er die Forderung nicht erfüllen könne. In diesem Augenblick war er auch fest davon überzeugt. Er konnte doch nicht freiwillig und absichtlich die Interessen der Imperial Oil sabotieren. Konnte nicht die Chance kaputtmachen, den Weltölpreis zu brechen und Europas Wirtschaft zu retten – ganz gleich, welche Folgen das haben mochte. Er hatte es gesagt und auch so gemeint. Aber

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