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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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ihren Leuten, hielten sie die Stämme unter Kontrolle. Kein Stammesmitglied würde es wagen, dem Befehl eines Druiden nicht zu gehorchen. Dafür hatten sie ebenfalls gesorgt. Wenn es nötig wurde, bekamen die Druiden über die Drogen für eine kurze Zeit auch übernatürliche Kräfte. Zumindest hielten sie diese Fähigkeiten für übernatürlich, geschickt von den Feen. Das hielt die Stammesmitglieder in Angst und damit in Schach.
    Es war eine Katastrophe, wenn dieser Druide außer Kontrolle geraten sein sollte. Was, wenn das noch einmal geschah und noch einmal? Das ganze fragile Gebäude des Überlebenskonzeptes seiner Rasse würde einstürzen.
    Meist waren die Druiden der Nazcas Männer, nur in Ausnahmefällen war eine Frau darunter. Sie waren austauschbar. Werkzeuge, mehr nicht, Kinder, die es zu führen galt. Man konnte die Eingeborenen nicht sich selbst überlassen. Ihre Gene waren schlecht, ihre Rasse hatte sich nach dem großen Feuer längst wieder auf die Stufe von intelligenten Tieren zurückentwickelt. Ihre Vorfahren hatten die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht. Das durfte niemals wieder geschehen. Andererseits brauchten sie deren Körper. Ihre eigenen Frauen waren immer weniger in der Lage, gesunde Kinder zu gebären. Deswegen mussten die besten Frauen der Stämme die Kinder seiner Rasse austragen. Erst unlängst hatte er selbst eine Brüterin zugeteilt bekommen, ein Mädchen, das begonnen hatte zu bluten und damit reif war, zu den Linien zu gehen. Sie hieß Rianna und war eine Jungfrau des Vogelstamms.
    Durch die Zuteilung hatte er sich endlich verloben können. Seine Zukünftige hieß Schona. Sie war von den Genetikern nach eingehenden Scans für ihn bestimmt worden. Es war wichtig, dass die Gene zusammenpass- ten. Es durften ausschließlich gesunde, schöne Kinder geboren werden, um das Überleben ihrer Rasse zu sichern. Nur so würde es ihnen vielleicht irgendwann gelingen, die Sterblichkeit zu überwinden. Sie waren auf einem guten Weg.
    Er erinnerte sich noch mit Freude an die Zeremonie, bei der er in Gegenwart von Schona seinen Samen abgesondert hatte. Nach der Geburt würden Schona und er den Bund fürs Leben schließen, mit dem Kind in ihren Armen. Und dann, endlich, eine Familie sein.
    Peters lächelte bei der Erinnerung daran, wie Schona ihn angestrahlt und sich gleich darauf im Raum der Empfängnis niedergelegt hatte. Es war ein wunderbares Zimmer, erfüllt von warmem Licht, Musik, herrlichen Düften und dem Plätschern von Wasser. Sie hatte keine Miene verzogen, kein Zeichen gegeben, dass es schmerzte, als ihr in seinem Beisein sechs Follikel entnommen und dann im Glas befruchtet wurden. Peters erlebte diesen wunderbaren, erregenden Moment noch einmal, in dem er gesehen hatte, wie sich seine Essenz mit Schonas vereinigt hatte, wie seine Samen in ihre Follikel eingedrungen waren, lebendig, ja, fast gierig drängend nach der Vereinigung.
    Ihm war ganz warm vor Glück geworden bei diesem Wunder der Schöpfung, des Entstehens von neuem Leben. Schonas und sein Kind. Regte es sich bereits, lebte es schon in diesem Glas? Hatte es bereits ein eigenes Wesen? Er wusste, das konnte eigentlich nicht sein, doch ihm war es vorgekommen, als habe er dieses kleine Wesen sprechen hören. Nicht in Worten. In flüchtigen Bildern, durch ein Gefühl, das ihm vermittelt hatte, wie sehr es schon jetzt leben wollte, wie stark und klug es werden würde. Und wie sehr es zu ihm gehörte, Teil seiner Gegenwart war und unabdingbar für eine glückliche Zukunft. War es das, was die Stämme eine Seele nannten?
    Insgeheim hatte er sich genau diese Rianna als Brüterin gewünscht, nachdem er die angebotenen zehn Hologramme durchgeschaut hatte. Jeder Mann in seiner Position konnte einen Wunsch aussprechen, wenn es möglich war, wurde er auch erfüllt. Diese Rianna hatte etwas in ihm angerührt, etwas Unaussprechliches, Undenkbares. Obwohl sie natürlich wie alle Frauen der Stämme mit ihrer sonnengebräunten Haut und den langen dunkelbraunen Haaren hässlich war, eher plump gebaut, etwa 160 Zentimeter groß, meist mehr als 50 Zentimeter kleiner als seine eigene zart- gliedrige Rasse mit den weißen Haaren und der durchscheinenden Haut. Eine Haut, die sie schon lange nicht mehr ohne Schutzanzug der sengenden Sonne dieser Welt aussetzen konnten, ohne sie zu verbrennen.
    Den stärksten Embryo hätte ein Implantator Rianna in drei Tagen in seinem Beisein einpflanzen sollen. So war es vorgesehen. Doch der Tod des Druiden machte

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