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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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jedes Jahr zum Hochzeitstag schenken zu können. Er muss sie über alles lieben.«
    |150| So war es auch. Ich war nie dabei, wenn er ihr das Geschenk überreichte. Aber ich erinnerte mich noch genau an das Flakon mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der eleganten Verpackung. Es hatte einen Ehrenplatz auf ihrem Toilettentisch, wie eine Reliquie. Eines Tages überraschte sie mich, wie ich daran schnupperte: So wütend hatte ich sie noch nie gesehen. Dieses geschliffene Glasfläschchen war für sie mehr als nur ein Parfümflakon. Der leicht herbe Geruch, der sie einhüllte, sobald sie nur einen Tropfen auf den Hals und die Handgelenke tupfte, war ein elementarer Teil ihrer Weiblichkeit. Fiel ihr denn gar nicht auf, dass sich die Männer auf der Straße nach ihr umdrehten? Bemerkte sie nicht die stumme Eifersucht ihres Mannes? Das Fläschchen war der sichtbare Ausdruck seiner grenzenlosen Liebe. Vielleicht brauchte sie diesen symbolischen Liebesbeweis als Bestätigung, dass sie sich für den richtigen Partner entschieden hatte. Für einen Arbeiter, einen grundehrlichen Mann, der alles für sie getan hätte. Aber der ihr außer einem bescheidenen Lohn nichts bieten konnte außer hingebungsvoller Verehrung.
    »Wie gesagt, es war nicht leicht, etwas aus Balletta herauszubekommen.« Sie lachte schrill. »Wissen Sie eigentlich, dass das sein Kampfname bei den Partisanen war?«
    »Olindo hat es mir erzählt. Balletta habe sich schon mit sechzehn seiner Gruppe angeschlossen.«
    »Über diese Frau zu sprechen fiel ihm schwer.«
    »Nicla?«
    »Ich weiß nicht, ob sie Nicla hieß. Er würde sich nicht erinnern, hat er gesagt, aber geglaubt habe ich ihm nicht. Übrigens haben sie sich getroffen, wie in alten Zeiten.«
    »Sie haben sich getroffen?«
    »Ja, bei Olindo. Eine GA P-Versammlung , sechzig Jahre nach dem Krieg, wie in alten Zeiten.« Wieder dieses schrille Lachen, wie ein Geigentriller.
    |151| »Wer war dabei?«
    »Außer dem Comandante noch Lanza, mein Vater und Gino Bavastro, einer der sagenhaften
leggeroni

    Ich musste mir eingestehen, dass Hessen recht gehabt hatte. Ich verschwendete in der Tat meine Zeit mit der Befragung dieser Widerstandskämpfer, die sich benahmen, als wäre die Zeit stehen geblieben.
    »Ich habe ihn überrumpelt und ihm doch etwas entlockt. Aber ich bitte Sie: Er darf auf keinen Fall erfahren, dass wir miteinander gesprochen haben.«
    »Keine Sorge, ich bin stumm wie ein Fisch.«
    »Diese Frau gab es wirklich. Sie war Kurierin bei den Partisanen und ist im Frühjahr 1944 urplötzlich verschwunden. Mein Vater glaubte damals, sie sei nach Deutschland deportiert worden. Nach der Befreiung ist sie nach Sestri zurückgekehrt und hat geheiratet. Einen ehemaligen Partisanen aus Grandis Gruppe, der Seite an Seite mit Lanza und meinem Vater gekämpft hatte. Er hieß Biscia. Mein Vater schwärmte regelrecht von ihm. Biscia sei einer der Besten gewesen. Die Deutschen und die Schwarzhemden hätten ihn erbarmungslos gejagt, er soll eine Verräterin erschossen haben, eine gewisse Iolanda aus der Tabakfabrik. Biscia und seine Frau haben eine Tochter bekommen und sind dann weggezogen. Es heißt, danach hätte nie wieder jemand etwas von ihnen gehört.«
    »Bis auf Olindo.«
    »Dann wissen Sie von seinem Versprechen? Der Comandante hatte mit den Kameraden darüber gesprochen. Über sein Versprechen, das er der Frau auf dem Sterbebett gegeben hatte.«
    Wieder ein Mosaiksteinchen mehr. Der Vater der Frau, die ich suchte, war ein Mann aus dem Widerstand namens Biscia. Olindo hatte mich schon wieder belogen, aber der arme Balletta hatte sich in einem schwachen Moment verraten. |152| Was für ein Glück, sagte ich mir, dass diese Männer während des Krieges noch jung und bei klarem Verstand waren. Damals hätten sie sich bestimmt nicht in derartige Widersprüche verwickelt.
    Ich dankte Elsa Parodi und wollte das Gespräch gerade beenden, als sie plötzlich hinzufügte: »Sie müssen mir etwas versprechen. Wenn Sie die Wahrheit herausgefunden haben, sagen Sie mir Bescheid?«
    »Das werde ich«, antwortete ich und legte auf.
    Dann ging ich ins Büro und schob eine Mozart-CD ein, ›Die Zauberflöte‹, getrieben von der widersinnigen Vorstellung, eine deutschsprachige Oper würde mich inspirieren, das Ganze besser verstehen zu können.
    Warum hatte Olindo mir verschwiegen, dass der Vater der Frau, die ich suchte, in seiner Kampfgruppe gewesen war? Er hatte alles versucht, die Spuren zu verwischen, nur damit ich

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