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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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aus dem Wasser auf und hievte sich über den Beckenrand. War es der Aal? Oder?
    Die Gestalt sank mit ausgebreiteten Armen auf den Rücken.
    Es war Tavish.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, nein, eine ganze Gerölllawine. Er war frei – soweit man das behaupten kann, wenn man in einem Blutzirkel inmitten des Nichts feststeckt. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass er das Horn des alten Donn, das noch immer in seinem Bauch steckte, nicht anrührte, denn sonst müsste ich es mir zu Gemüte führen, wenn auch auf andere Weise als er. Mir wurde speiübel bei dieser Vorstellung, aber auch bei dem Gedanken daran, was ich dem Armen antat.
    Meine Umgebung geriet ins Wanken, als der Rabe uns aus der Kuppel hinausflog.
    Das Nichts umhüllte mich, sickerte in meine Augen, drang in meine Nase, kroch mir in den Hals. Unsichtbare Hände mit seltsam geformten Krallen packten mich, zogen und zerrten. Etwas riss an meinem Bein. Der Griff des Raben um eines meiner Handgelenke lockerte sich, eine Kralle bohrte sich schmerzhaft in meine Haut. Mein Arm entglitt ihm, und jetzt hing ich nur noch an einem Handgelenk. Ich schrie vor Schreck, doch mein Schrei wurde sogleich von fleischigen, nach Schlamm schmeckenden Lippen erstickt. Der Rabe über mir stieß ein heiseres Krächzen aus, halb Warnung, halb Hilferuf …
    Abermals schien alles ins Wanken zu geraten …
    Und mit einem Mal spannte sich der Londoner Nachthimmel über uns.
    Die Schwere in meinen Gliedern verriet mir, dass wir uns wieder in der Menschenwelt befanden. Sterne glitzerten am Himmel, Regen klatschte mir ins Gesicht, und der kalte Frühjahrswind zerrte an meiner Kleidung, verursachte eine Gänsehaut.
    Unter mir kam der Tower of London in Sicht.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Dorthin wollte ich … aber nicht ohne Malik. Ohne ihn hatte ich niemanden, der mir den Rücken freihielt. Was tun? Ich hatte zwei Tickets von der Morrígan bekommen.
    Der Rabe sauste auf den Tower zu; ein scharfer Wind packte und schüttelte mich, und seine Krallen gruben sich haltsuchend tiefer in meine Haut.
    Ich musste kurz die Augen schließen, weil mir fürchterlich schwindlig wurde. Dann schob ich meine freie Hand in meine Gesäßtasche. Ja, da war noch eine Feder übrig.
    Ich warf einen Blick nach unten. Wir überflogen soeben den grasbewachsenen Burggraben …
    Ich rieb die Feder über meinen blutigen Hals und ließ sie mit dem Befehl, Malik möge sie finden und nachkommen, fallen.
    Vor uns ragte jäh die dicke graue Außenmauer des Towers auf – und schon überflogen wir den Innenhof.
    Noch einmal sandte ich meinen Ruf an Malik aus.
    Der Rabe flog direkt auf die graublaue Mauer des White Towers zu, des ältesten Teils der Burganlage. Ich schluckte, war versucht die Augen zu schließen, die Wand kam näher, und schon waren wir durch. Ich verspürte eine jähe Leichtigkeit in meinen Gliedern: Wir hatten die Menschenwelt also wieder verlassen und befanden uns im Dazwischen .
    Der Rabe ließ mich fallen.
    Der Steinboden sauste viel zu schnell auf mich zu. Ich wollte mich noch einrollen, mich schützen, aber es war zu spät: Ich prallte hart mit der Schulter auf dem Boden auf. Ein schneidender Schmerz fuhr mir durch Schulter und Rücken, und mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Ich sah Sterne, eine ganze Milchstraße voller Sterne.
    Eine Hand berührte mein Gesicht.
    Und die Erinnerung drang in mich ein.

justify
    48. K apitel
    H ier ist er, dein kleiner Mann, meine Liebe«, sagte Hexe Harrier mit einem Lächeln, »schön gebadet und fertig für seine frischgebackene Mama.«
    Hinter Hexe Harrier stand Dr. Craig. Die kreisrunde kahle Stelle auf seinem Schädel glänzte weiß wie ein Fischbauch im harten Schein der Neonröhren an der Decke. Seine Fledermausohren ragten zu beiden Seiten seines Gesichts aus den dicken Büscheln lockiger brauner Haare.
    Sie rutschte unbehaglich in ihrem Bett hin und her. Ihr war übel beim Gedanken daran, wie sie es mit ihm hatte tun müssen. Aber jetzt war sie derart erschöpft, dass es ihr beinahe nichts mehr ausmachte. Es machte ihr fast nichts aus, dass er sie genauso misstrauisch anschaute wie vor ein paar Monaten, als sie ihm eröffnete, dass sie schwanger sei. Obwohl sie es erst ein Mal gemacht hatten. Wenn sie nur ihr Baby behalten durfte, dann konnte sie alles ertragen. Sogar ihn. Nichts, aber auch gar nichts würde sie davon abhalten, ihr Baby zu behalten.
    Sie nahm ihn vorsichtig entgegen. Sie zitterte vor Nervosität und Aufregung. Wenn sie ihn fallen

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