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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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uns genießen diesen Luxus. Aber nein. Ich wurde von meiner Herrin getadelt. Ich werde dir kein Haar krümmen, kleine Claire. Nicht einmal, wenn du mich darum bittest.«
    Claire näherte sich langsam der Tür. Sein Lächeln wurde breiter und sein Blick folgte ihr die ganze Zeit... aber er ließ sie gehen.
    Als sie sich umschaute, saß er an dem Computer und klickte mit der Maus herum. Der Anfang seines Interviews erklang und sie hörte seine echte Stimme leise fluchen. Die Aufnahme brach ab.
    Dann wurde das gesamte Computer-Terminal herausgerissen und mit so viel Kraft auf den Boden geworfen, dass einen Meter über ihr ein Fenster zu Bruch ging.
    Da war wohl jemand überhaupt nicht glücklich darüber, wie er vor der Kamera rüberkam.
    Claire rannte los, wich einer weiteren Bücherwand aus, bog bei den deutschen Büchern links ab in Richtung Ausgang... und stolperte über Kim, die auf dem Boden der Bibliothek saß und auf das Display ihres Handys hinunterschaute, als würde es die Geheimnisse des Universums enthalten.
    »Hey!«, protestierte Kim. Claire fiel der Länge nach auf den Teppich. Sie rappelte sich aber gleich wieder auf, befreite sich aus Kims Beinen und kroch rückwärts. »Alles okay?«
    »Alles okay«, sagte Claire und stand auf um sich den Staub abzuklopfen. »Was machst du hier?«
    »Recherchieren«, sagte Kim.
    »Auf Deutsch? «
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich in den Büchern recherchiere, Dummchen. Aber ich könnte Deutsch lesen.«
    »Du kannst das?«
    Kim grinste. »Nur Schimpfwörter. Und ich kann nach der Toilette fragen, für den Fall, dass ich mal in Berlin strande. Hey, was war das für ein Krach?«
    »Oh. Oliver. Er hat gerade das Interview gefunden, das du mit ihm gemacht hast.«
    Kims Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war. »Er hat meinen Computer gekillt, stimmt's? Er hat einen auf Hulk gemacht und ihn zertrümmert.«
    »Sagen wir so, er war nicht glücklich.«
    »Nein«, sagte Oliver, der gerade um die Ecke des Ganges kam. In seinen Augen flackerte es rot und seine knochenbleichen Hände waren zu Fäusten geballt. »Nein, Oliver ist überhaupt nicht glücklich. Du hast mir gesagt, du hättest das Interview gelöscht.«
    »Ich habe gelogen«, sagte Kim. »Mann, ich arbeite nicht für Sie. Ich habe von der Ratsversammlung einen Auftrag erhalten, mit Stipendium und allem Drum und Dran. Den führe ich durch. Und Sie schulden mir einen neuen Computer. Ich denke da an einen Laptop.«
    Sie sah viel zu ruhig aus. Oliver merkte es auch. »Das war nicht die einzige Kopie.«
    »Digitales Zeitalter. Es ist eine wahnsinnig traurige Welt und sie ist voller Kopien, die sich herunterladen lassen.«
    »Du wirst sie mir alle bringen.«
    »Von wegen«, erwiderte Kim und klappte ihr Handy zu. »Garantiert nicht. Sie sollten es abhaken, denn das ist Amelies Lieblingsprojekt. Wir sind sowieso nicht besonders weit gekommen. Es ist ja nicht so, dass Sie mir erzählt hätten, dass Sie kitschige Porzellanfigürchen sammeln oder sonst etwas Peinliches. Kommen Sie drüber weg.« Sie sah auf die große, klobige Uhr an ihrem Handgelenk und sprang auf die Füße. »Ups, Zeit zu gehen. Ich habe in einer halben Stunde Probe. Und hey, Sie auch, Mitch. Nichts für ungut, okay?«
    Oliver sagte nichts. Kim zuckte die Achseln und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
    »Ich kann sie nicht leiden«, sagte Claire.
    »Endlich haben wir mal was gemeinsam«, antwortete Oliver.
    »Aber in einer Sache hat sie recht: Ich muss jetzt zur Probe.«
    Das klang äußerst... normal. Normaler als die meisten anderen Dinge, die Oliver so von sich gab. Claire fühlte, wie sich ein Teil ihrer Anspannung auflöste. »Wie läuft es denn? Das Stück?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe seit hundert Jahren in keinem Theaterstück mehr gespielt und die Vorstellung, dass Eve und Kim die weiblichen Hauptrollen haben, erfüllt mich nicht mit Zuversicht.« Das triefte förmlich vor Sarkasmus und Claire zuckte ein wenig zusammen.
    »Hundert Jahre. Was war das Letzte, was Sie aufgeführt haben?«
    »Hamlet.«
    Natürlich.
    ***
    Claire hatte keine Ahnung, wie die Probe verlief; sie war auf dem Weg ins Common Grounds, wo sie sich mit Monica treffen sollte (bäh!). Wenigstens sprang etwas dabei heraus.
    »Erst das Geld«, sagte sie, während sie sich auf den Stuhl gegenüber der liebsten - und einzigen - Schwester des Bürgermeisters gleiten ließ. Monicas Haare legten sich wie Federn um ihr Gesicht. Das sah süß aus. Dieses eine Mal war sie

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