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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schaute der französische Hochadel hinüber. Er war konsterniert. Das Kläffen des Hundes störte die durch Wetten gestützte Weihe des Rennens. Man wollte Amira siegen sehen, aber keinen Dackel im Amoklauf.
    Peter Sacher erkannte, daß sein Bleiben nur noch eine Provokation sein würde. Während die Pferde unten in die Zielgerade einliefen, verließ er die Loge.
    Der Dackel, einmal aus der Fassung geraten über soviel menschliche Unhöflichkeit, folgte ihm geifernd.
    Wütend ging Peter von der Tribüne zum weißgestrichenen Zaun, der das Rennfeld einsäumte. Dann hob er seinen Stock und versuchte, den kläffenden Hund zu verscheuchen.
    Hunde haben etwas gegen Stöcke. Ihre tiefe Abneigung teilen sie da mit den Kindern. Auch der wilde Dackel verdoppelte sein Bellen, umkreiste den grauen Mann, sträubte die Rückenhaare und schnappte nach dem Stock, wenn er in seine Nähe kam.
    Eine helle Stimme ließ Peter und Hund aufblicken.
    »Papillon! Papillon!« rief sie. »Hierher! Kommst du wohl! Läßt du den alten Mann in Ruhe!«
    Peter Sacher zuckte zusammen, als sei ihm ein Felsstein auf den Kopf gefallen. Alter Mann! Er gab dem Dackel noch einen Stockhieb, dem er geschickt auswich. Dann drehte er sich um und sah die Sprecherin giftig an.
    Eine Dame in einem weißen Seidenkleid bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sie trug einen großen, mit bunten Bändern garnierten Strohhut, hatte schwarze Locken, ein schmales, ebenmäßiges Gesicht, war jung und von exklusiver Figur und blitzte aus schwarzen Augen den grauen Mann an.
    »Mon papillon!« sagte sie laut und fast verächtlich. »Ein so liebes Hündchen zu schlagen! Sie Rohling!«
    Peter Sacher wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dazu nahm er den grauen Zylinder vom Kopf. Es war ihm, als sei er von einem Eisenring befreit worden. Verwundert musterte ihn die Junge. Sie hatte den Dackel auf den Arm genommen und streichelte noch immer sein gesträubtes Fell.
    Ihr Mund ist blutrot, dachte Peter verwirrt. Ihr Gesicht hat etwas Puppenhaftes an sich. So gleichmäßig. So schön. In ihrem Kosmetiksalon müssen Könner sitzen.
    Er ist bestimmt ein Engländer, dachte sie. Und ein Rohköstler. Er sieht so aus. Sie hatte etwas gegen Rohköstler, denn ihr Vater war ein Pariser Metzgermeister. Außerdem kann nur ein Engländer so konservativ auf einem Rennplatz stehen. Und so alt, wie er von weitem aussah, ist er auch nicht. Die angegrauten Schläfen sind im Gegenteil genau das, was zu ihm paßt.
    Sie lächelte ein wenig. Dann sprach sie, warum, das wußte sie selbst nicht, in deutscher Sprache weiter.
    »Was 'aben Sie gemacht mit meinem 'und?«
    »Ich?« Peter Sacher verbeugte sich leicht und setzte seinen Zylinder wieder auf. »Fragen Sie lieber, was Ihr reizender Köter mit mir gemacht hat. Er bellte mich an.«
    »Das ist sein Recht gutes.«
    »Er beschnupperte mich.«
    »Weiß wer, wie Sie riechen?«
    »Er schnappte nach meinen Füßen.«
    »Er kann nicht leiden weiße Gamaschen.«
    »Madame! Ich bitte Sie!« Peter Sacher errötete mehr als durch die glühende Hitze. »Ich kann ja nicht jeden Hund fragen, ob ihm meine Kleidung zusagt.«
    »Leider.« Die Dame nahm eine silberne Kette aus der Kleidtasche und befestigte ihren Papillon daran. Dann setzte sie ihn wieder auf die Erde. »Manchmal 'unde 'aben einen besseren Geschmack als Menschen.«
    »Soll das ein Angriff auf meine Person sein?«
    Die junge Dame schüttelte den Kopf. Hochmütig kann das Biest auch sein, dachte Peter wütend.
    »Monsieur, glauben Sie so zu sein interessant, daß ich mich beschäftigen würde mit Ihrer Kleidung?«
    »Warum nicht.« Peter war mit Gift geladen bis zur Mundhöhle. Er sah auf seine weißen Gamaschen und verfluchte den Gedanken, nach Longchamps gegangen zu sein. »Ich habe gelesen, daß sich mit den Jahren Hund und Herrin gleichen!«
    »Charmant!«
    Die Dame lachte laut und bog sich dabei etwas zurück.
    Sie lacht mich aus, dachte Peter Sacher. Ich bin ein Clown in ihren Augen. Er biß sich auf die Unterlippe und riß den grauen Zylinder vom Kopf.
    Was schon seine Jugend überschattet hatte, brach wieder in ihm aus. Unsicherheit Frauen gegenüber, Hemmungen, Komplexe und zaghaftes Tasten nach den richtigen Worten. Immer hatte ihm etwas von der siegenden Frechheit gefehlt, die Frauen so lieben und von der sie sich so gerne erobern lassen. Männliche Frechheit ist für sie das Salz des Flirts. Jeder andere Mann, der in Longchamps von dem Hund einer reizenden Dame attackiert wird, hätte sich

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