bK-Gruen, Sara
zum
ausrangierten, verbeulten Schulbus, wie sie gerne von Garagenbands und
Kirchengruppen benutzt wurden.
Es war
ein regelrechter Mob, den die unbehagliche Aura umgab, dass er jeden Moment
außer Kontrolle geraten konnte. Wie John vermutet hatte, schienen die meisten
Gruppierungen, die um die Aufmerksamkeit der Kameras buhlten, bestenfalls
flüchtig an den Affen interessiert. Die Öko-Feministinnen und der grünhaarige
Junge hatten ein Fernsehteam der N B C vereinnahmt und erläuterten, inwiefern
die Affen für die weltweite Unterdrückung der Frau standen. Ein Mitglied der
Eastborough Baptist Church, eine Frau mit kantigem Gesicht und mausbraunen
Haaren, erklärte Fox News im Brustton der Überzeugung, weshalb die toten
amerikanischen Soldaten in den Kriegsgebieten eine Strafe Gottes dafür seien,
dass man in diesem Land «Schwuchteln» Rechte zugestand. Diese Strafe würde erst
ein Ende nehmen, wenn Amerika endlich die Todesstrafe für alle Homosexuellen
und ihre die Nation zerstörenden Abscheulichkeiten beschloss. Als der Sprecher
wissen wollte, weshalb sie vor Affenhaus demonstrierten,
erklärte die Frau, auch Bonobos seien Schwuchteln, weil sie bisexuelle und
homosexuelle Kontakte hätten. Sie sprach in einem lieblichen Tonfall und
lächelte so strahlend in die Kamera, als würde sie Limonade verkaufen. Hinter
ihr hielten Kinder mit dürren Armen Plakate in die Luft, auf denen IHR FAHRT
ALLE ZUR HÖLLE und GOTT HASST EUCH stand.
Inmitten
dieser aufgeheizten Atmosphäre waren es die ruhigen Menschen, die John interessierten.
Er beobachtete drei Leute, die das Gebäude in Augenschein nahmen und sich
Notizen machten. Johns erster Gedanke war, dass sie vielleicht Mitglieder der
ELL waren, doch als sie sich umdrehten und er ihre Gesichter sah, erkannte er
zwei von ihnen sofort: Francesca De Rossi und Eleanor Mansfield waren berühmte
Primatologinnen, auf Augenhöhe mit Jane Goodall. Sie waren in einer Reihe von
Dokumentationen zu sehen gewesen, die er sich zu Recherchezwecken während der
Affenstory für den Inky angesehen
hatte.
Er ging
auf sie zu. «Dr. De Rossi? Dr. Mansfield? Mein Name
ist John Thigpen. Ich bin Journalist. Hätten Sie eventuell ein paar Minuten
Zeit für mich?»
«Gern»,
sagte Francesca De Rossi. «Entschuldigen Sie - für wen, sagten Sie, arbeiten
Sie?»
«Ich
komme aus Los Angeles. Von der Times», sagte er.
Lügner!, rief eine
Stimme in seinem Kopf.
«Oh, die Times. Natürlich»,
sagte Dr. De Rossi. Sie stellte ihm ihre Begleitung vor, einen Anwalt, der eine
Klage vorbereitete, um die Affen aus Faulks' Obhut zu befreien.
«Wunderbar»,
sagte John. «Können Sie mir etwas mehr über die Klage erzählen? Ach, und haben
Sie etwas dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne?»
«Nein,
überhaupt nicht», sagte Dr. De Rossi.
John
schaltete sein Diktiergerät ein und nickte ermutigend. Francesca De Rossi war
kein Mensch der lauten Töne; er musste sich ziemlich nah zu ihr hinbeugen, um
sie bei dem Lärm zu verstehen. Ihr Nasenrücken war voller Sommersprossen, wie
bei Amanda vor der Laserbehandlung. Er hatte ihre Sommersprossen gemocht. Sie
waren gleichmäßig und niedlich gewesen, ganz anders, als Amanda selbst sie empfunden
hatte («als hätte jemand mir schmutziges Spülwasser ins Gesicht gespritzt»).
«... ihr
Konsumverhalten ist gewissermaßen identisch mit dem der Menschen. Unmittelbar
nach dem Betrachten entsprechender Werbespots bestellen sie die ungesündesten
Lebensmittel in riesigen Mengen und ...»
John
erkannte mit Schrecken, dass er nicht ein Wort von dem, was Francesca De Rossi
sagte, mitbekommen hatte, seit sie angefangen hatte, über Essen zu sprechen,
und selbst da hatte er nur aufgehorcht, weil er bis auf einen zähen Hot Dog
nichts im Magen hatte. Er dankte Gott für sein Diktiergerät.
«Es ist
wie bei Super Size Me, nur dass der Verdauungsapparat
dieser Spezies noch schlechter auf Junkfood ausgerichtet ist als unserer», fuhr
sie fort.
Ebenso
besorgniserregend waren die unhygienischen Zustände im Affenhaus. Die
regelmäßigen, kräftigen Spülungen des Betonbodens waren ungeeignet, um
Essensreste und Müllansammlungen zu beseitigen. Außerdem waren die
Holzunterseiten der Polstermöbel, die die Bonobos sich bestellt hatten,
ständig feucht und moderten. Dies wiederum stellte eine Gefahr für die Atemwege
und das Immunsystem der Affen dar. Diese Punkte bildeten den Kern der
PAEGA-Petition, um die Affen herauszuklagen. Sie hatten ein Eilverfahren
angestrebt,
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