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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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weiterfahren, das war ihm klar, sonst ging es ihm an den Kragen. Er musste weiterreden und durfte keine Angst zeigen.
    »Ach was«, sagte er. »Sie haben sich mit jemandem geprügelt. Wahrscheinlich um die Jacke.«
    »Wenn Sie mir nicht glauben, warum fahren Sie dann nicht rechts ran, damit ich aussteigen kann?«
    Jubal hielt das Steuer fest umklammert; es fiel ihm schwer, die Finger zu entspannen. Die Landschaft lag schwarz unter einem sternenlosen Himmel. Wenn sie doch nur durch eine Ortschaft kämen oder wenigstens ein Farmhaus mit erleuchteten Fenstern zu sehen wäre! Aber es gab keine Ortschaft und auch kein Farmhaus mit erleuchteten Fenstern. Er war fest davon überzeugt, dass der Mann, der neben ihm saß, jemanden wegen der Jacke niedergestochen hatte. Vielleicht hatte er ein Rasiermesser in der Tasche. Wenn Jubal hier mitten im Nirgendwo rechts ranfuhr, kam der Reisende vielleicht auf den Gedanken, dass Jesus ihm gerade einen 1928er International in einigermaßen gutem Zustand zur Verfügung gestellt hatte.
    »Ich nehm Sie noch ein Stück weit mit«, sagte Jubal. »Bei dem Wetter möchte ich niemanden aus dem Wagen werfen. Außerdem geht es mich nichts an, ob Sie sich mit jemandem wegen einer Jacke oder einer Flasche oder so geprügelt haben.«
    Sie fuhren an zwei Straßenschildern vorbei. Auf dem ersten stand eine »5«. Auf dem zweiten war zu lesen, dass es nur noch drei Meilen bis nach Bethel waren. Dort würde er, so hoffte er jedenfalls, den Reisenden irgendwo rauslassen können.
    Der Mann vom Straßenrand hatte sich von ihm abgewandt und starrte zum Beifahrerfenster hinaus. Jubal musterte ihn von der Seite. Er konnte den Gedanken, dass dieser Herumtreiber jemanden – einen anderen Obdachlosen wahrscheinlich – irgendwo blutend im Schnee zurückgelassen hatte, einfach nicht loswerden. Jubals Kehle war wie zugeschnürt, und er bekam fast keine Luft mehr. Es fühlte sich an, als wäre sein Hemd zwei Nummern zu klein und sein Brustkorb könnte sich nicht richtig ausdehnen.
    »Wenn Jesus Sie begleitet hat, wo ist Er dann hin, als Sie bei mir eingestiegen sind?«, fragte er in der Hoffnung, der Reisende würde ihm etwas über den Zustand desjenigen verraten, den er niedergestochen hatte. Vielleicht war es das Beste, er tat so, als wäre er schwer von Begriff, als würde ihn das alles nicht kümmern. Er würde seinen ganzen Mut zusammennehmen müssen. Bis Bethel waren es nur noch drei Meilen. »Ich mache mir nur Sorgen um Ihn, nichts weiter«, fuhr Jubal fort. »Sie haben gesagt, dass Er geblutet hat. Bei dem Wetter sollte niemand draußen herumstolpern, wenn er verletzt ist. Was hat Er den gemacht, als Sie Ihn das letzte Mal gesehen haben?«
    »Als ich Ihn das letzte Mal gesehen habe, ist Er neben dem Lieferwagen hergerannt. Am Straßenrand«, sagte der Reisende. Er hatte den Kopf so gesenkt, dass er mit der Stirn das Beifahrerfenster berührte. Jubal sah, wie sich der Atem des Mannes auf der Scheibe niederschlug. »Jetzt ist er fort.«
    »Was glauben Sie, wohin er gegangen ist?«
    »In den Himmel. Um sich auszuruhen.« Während er sprach, wandte er sich nicht zu Jubal um, sondern starrte weiterhin zum Fenster hinaus. »Wenn Er schläft, verschwindet ein Teil der Welt. Sie existiert sowieso nur, weil Er das so will. Weil Er unentwegt an sie denkt, und an uns auch. Es ist sehr anstrengend für Ihn, die Welt für uns zu erhalten. Nur Seelen sind ewig. Alles andere ist vergänglich. Es liegt im Wesen jeder Materie, dass sie schwach wird und ihre Form verliert, dass sie vergisst, was sie einmal war und was für einen Zweck sie einmal erfüllte. Die Wissenschaft hat das gerade erst herausgefunden. Dass alle Dinge auseinanderstreben, alles bewegt sich von allem weg, bis nichts mehr übrig bleibt außer Hitze und einem Durcheinander von Partikeln. Zwischen den Partikeln, aus denen die Menschen bestehen, und den Partikeln der Materie, um die sie sich streiten, gibt es keinen Unterschied. Es braucht nämlich Energie und Geist, um all das zusammenzuhalten. Auseinanderfallen die Dinge jedoch ganz von selbst.« Der Wind heulte schrill durch das Fenster auf Jubals Seite herein. Der Reisende fuhr fort: »Manche Sachen dort draußen verschwinden in diesem Augenblick. Sie verschwinden und kommen nicht wieder.«
    Der International erreichte die Hügelkuppe, und am Ende der abfallenden Straße sah Jubal ein Gasthaus, vor dem Lastwagen parkten. Er war so erleichtert, das er beinah laut aufgelacht hätte. Jetzt hatte er keine

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