Black Box
das Schneetreiben nach hinten. Der junge Baum drängte sich fast direkt über dem linken Hinterrad gegen das Heck des International. Jubal legte den Leerlauf ein und stieg aus. Er sank bis über die Knöchel in den Schnee ein.
»Herr im Himmel«, sagte er und riss sich die Wollmütze vom Kopf. Er schaute den Weg zurück, den er gekommen war. Die Reifen hatten tiefe Spuren im Schnee hinterlassen. Er schaute nach vorn über die Motorhaube. Rechts erhoben sich hohe schwarze Tannen und nackte Eichen. In der Annahme, er würde dem Straßenverlauf folgen, war er den Waldrand entlanggefahren und so auf freies Feld geraten. Es hatte nicht das geringste Anzeichen gegeben, dass er von der Straße abgekommen war, kein Holpern, als die Reifen über die Böschung und das unebene Gelände gefahren waren.
Er setzte einen Fuß auf das Trittbrett und zog sich in das Führerhaus. Er würde rückwärtsfahren und der Fahrspur folgen müssen, bis er wieder die Straße erreichte. Wahrscheinlich war er nicht weit von ihr entfernt.
Jubal hielt das Lenkrad fest umklammert, den Blick auf den Rückspiegel gerichtet. Er fuhr eine ganze Weile rückwärts, ohne etwas erkennen zu können. Je länger es dauerte, desto schneller fuhr er, denn allmählich wurde er unruhig. Er fuhr mit fast zwanzig Meilen, als der International auf einmal seitlich wegrutschte, von der Fahrspur abkam und gegen einen großen Stein knallte, der im Schnee verborgen war. Der Aufprall warf Jubal nach vorn, und das Lenkrad versetzte ihm einen solchen Schlag gegen den Brustkorb, dass ihm der Atem wegblieb.
Er fluchte, legte sofort den ersten Gang ein und gab Gas. Er hatte nicht vor, auszusteigen und sich den Schaden näher anzuschauen. Die Hinterräder heulten auf. Das Vorderteil des Wagens rutschte hin und her, ohne sich auch nur einen Millimeter vorwärtszubewegen. Jubal stieß die Tür auf und kletterte wieder in die Nacht hinaus.
Der Aufprall hatte den Schnee von einem eiförmigen Stein gefegt, der halb in der Erde vergraben war. Jubal war mit dem rechten hinteren Kotflügel dagegengefahren, und der Stein hatte die eine Seite des Kotflügels zu Silberkonfetti zerrieben. Der International war noch ein Stück weiter rückwärtsgerollt, während der Stein am Fahrgestell entlangschleifte, bis der Hinterreifen dagegengestoßen war. Das Heck des Lieferwagens saß jetzt auf dem Stein auf und hing ungefähr eine Handspanne über der Erde. Das rechte Hinterrad hatte keinen Bodenkontakt mehr.
Jubal stemmte sich mit der Schulter gegen den Lieferwagen, die Augen vor Anstrengung geschlossen, aber seine Stiefel rutschten im Schnee aus. Der Wagen rührte sich nicht. Jubal stand keuchend und mit feuchtkaltem Gesicht da. Eisiger Schweiß lief ihm in die Augen, und er musste blinzeln. Mit ein paar Brettern oder der Hilfe zweier starker Männer könnte er den Wagen vielleicht losbekommen.
Eine ganze Weile stand er da und zitterte leicht. Er würde den Wagen hier zurücklassen müssen. An der Straße würde ihn hoffentlich jemand mitnehmen, und dann konnte er morgen zurückkommen. Er nahm seine Mütze und schlug damit gegen die Stoßstange. Sie blieb an einem abstehenden Stahlhaken hängen, und als er sie loszerrte, blieb ein langer Riss im Stoff zurück.
Jubal stapfte durch den fallenden Schnee, wobei er seinen Reifenspuren folgte. Nach etwa einer Minute drehte er sich um und schaute zurück. Hinter ihm lag eine weißblaue, hügelige Landschaft – in der Dunkelheit sah der Schnee wie fliegende Asche aus. Er konnte den Lieferwagen nicht mehr erkennen, und die seltsame Vorstellung kam in ihm auf, dass er ihn nicht wiedersehen würde. Er tat sie als absurd ab, aber sie sollte sich bewahrheiten.
Jubal folgte den Reifenspuren weiter. Schnee klebte an seinen Augenbrauen. Immer wieder flogen ihm Schneeflocken in die Augen. Er lief über einen weiten, flachen Hang, eine winterlich weiße Fläche, formlos und leer. Überall um ihn herum herrschte dichtes Schneegestöber, als ob die reale Welt von einem vergesslichen Gott ausgelöscht worden wäre.
Die Straße war irgendwo dort draußen – das wusste er. Wenn er nur immer weiterlief, würde er schon bald auf sie stoßen. Er schaute nicht zurück.
Ein Trucker nahm ihn bis nach North Conway in New Hampshire mit, und Jubal gab fast sein letztes Geld für ein Zimmer im White Mountain Motel aus. Am nächsten Morgen gab er einem Farmer fünfzig Cent, damit der ihn auf der Suche nach dem International den Roosevelt Trail rauf- und
Weitere Kostenlose Bücher