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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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keiner. Nur du. Man muss erst eine Weile dort sein, bevor man lernt, es zu hören. Du bist der Einzige, der lange genug am Leben geblieben ist. Die anderen hat er umgebracht, bevor sie wieder zu sich gekommen sind, aber dich kann er nicht töten, er kann nicht mal zu dir runterkommen. Sein Bruder sitzt schon die ganze Nacht im Wohnzimmer und telefoniert. Er kokst und schläft nie. Albert findet das furchtbar, aber er kann ihn nicht zwingen zu gehen.«
    »Bruce? Bist du das wirklich, oder verlier ich den Verstand?«
    »Albert hört das Telefon auch«, fuhr Bruce fort, als hätte Finney nichts gesagt. »Manchmal, wenn er im Keller ist, rufen wir ihn an, um ihm einen Streich zu spielen.«
    »Ich fühl mich schon die ganze Zeit so schwach und weiß nicht, ob ich noch die Kraft habe, mich gegen ihn zu wehren.«
    »Das wirst du. Du wirst affentittengeil sein. Ich bin froh, das du es bist. Weißt du, was? Sie hat die Ballons tatsächlich gefunden, John. Susannah, meine ich.«
    »Wirklich?«
    »Frag sie, wenn du nach Hause kommst.«
    Es klickte. Finney wartete auf ein Amtszeichen, aber da war keines.
8
    Weizenfarbenes Licht breitete sich allmählich im Keller aus, als Finney ein vertrautes Geräusch hörte: Der Riegel wurde beiseitegeschoben. Er kniete mit dem Rücken zur Tür vor der Stelle, wo sich der Beton gelockert hatte und der Sand darunter zum Vorschein kam. Finney hatte immer noch den bitteren, metallischen Kupfergeschmack im Mund wie der schlechte Nachgeschmack der Traubenlimonade. Er drehte den Kopf, stand aber nicht auf, sondern schirmte das, was er in der Hand hielt, mit dem Körper ab.
    Als jemand anderes als Albert hereinkam, erschrak er so sehr, dass er einen Schrei ausstieß und unbeholfen aufsprang. Der Mann in der Tür war klein, und obwohl sein Gesicht rundlich und voll war, schlotterten ihm die Kleider am Leib: eine zerknitterte Armeejacke und ein weiter Pullover mit Zopfmuster. Sein Haar war ungekämmt, und er hatte eine eierförmige hohe Stirn. Er zog einen Mundwinkel hoch und lächelte ungläubig.
    »Heilige Scheiße«, sagte Alberts Bruder. »Ich wusste ja, dass es etwas gibt, was er im Keller vor mir versteckt, aber … Heilige Scheiße!«
    Finney wankte auf ihn zu und redete wild drauflos, wie jemand, der die ganze Nacht in einem Aufzug gesteckt hatte und jetzt endlich rausgelassen wurde. »Bitte … meine Mom … Hilfe … rufen Sie Hilfe … meine Schwester …«
    »Keine Angst. Er ist fort. Er musste zur Arbeit. Jetzt weiß ich, warum er so ausgerastet ist, als sie ihn angerufen haben. Er hatte Schiss, dass ich dich finde, wenn er weg ist.«
    Albert trat hinter seinem Bruder ins Licht. Er hielt eine Axt in der Hand und hob sie seitlich über die Schulter, wie einen Baseballschläger.
    »He, willst du wissen, wie ich dich gefunden habe?«, fuhr Alberts Bruder fort.
    »Nein«, sagte Finney. »Nein, nein, nein.«
    Alberts Bruder verzog das Gesicht. »Okay. Ist ja gut. Erzähl ich’s dir halt ein andermal. Himmel, beruhig dich. Alles wird gut.«
    Albert ließ die Axt herabsausen. Sie grub sich mit einem dumpfen, feuchten Laut in den Hinterkopf seines kleinen Bruders. Er schlug so fest zu, dass ihm das Blut ins Gesicht spritzte. Sein Bruder stürzte vornüber. Die Axt blieb im Kopf stecken, aber Albert hielt weiterhin den Griff umklammert. Die Brüder krachten gemeinsam auf den Beton.
    Albert landete mit den Knien auf dem Boden und sog zwischen den Zähnen laut die Luft ein. Der Axtgriff entglitt ihm, und sein Bruder fiel mit einem schweren Klatschen auf das Gesicht. Albert zog eine Grimasse, stieß einen erstickten Schrei aus und starrte seinen Bruder an.
    Finney stand keine zwei Schritte weit entfernt und atmete flach. Er hatte den Telefonhörer mit einer Hand an die Brust gedrückt. In der anderen Hand hielt er das schwarze Telefonkabel, das den Hörer mit dem Apparat verbunden hatte. Er hatte es durchbeißen müssen, um es loszubekommen. Das Kabel selbst war gerade, nicht geringelt wie bei den modernen Telefonen. Er hatte es sich dreimal um die linke Hand gewickelt.
    »Schau dir das an«, sagte Albert mit bebender Stimme und sah hoch. »Das ist deine Schuld!« Dann sah er, was Finney in der Hand hielt, und runzelte verwirrt die Stirn. »Was zum Teufel hast du mit dem Telefon gemacht?«
    Finney trat einen Schritt auf ihn zu und schlug ihm den Hörer ins Gesicht. Er hatte das Mundstück entfernt, den größtenteils hohlen Hörer mit Sand gefüllt und dann das Mundstück wieder daraufgeschraubt. Er

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