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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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zu verrostet. Er bekam sie einfach nicht los.
    Er schreckte auf, als Licht durch das Fenster auf der Westseite des Raumes fiel und winzige funkelnde Staubpartikel auf einem hellgelben Streifen Sonnenlicht tanzten. Er war verwirrt, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte, dass er sich auf die Matratze gelegt hatte und eingeschlafen war. Es fiel ihm schwer, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. Sogar als er schon zehn Minuten wach war, hatte er noch das Gefühl, gerade erst aufgewacht zu sein, so leer war sein Kopf.
    Lange Zeit war er nicht in der Lage aufzustehen. Er saß einfach nur da, die Arme um die Brust geschlungen, während das letzte Licht verblasste und die Schatten sich wieder ausbreiteten. Immer wieder überfiel ihn ein eisiger Schauer, und seine Zähne schlugen heftig aufeinander. Schon jetzt war es furchtbar kalt, und nach Einbruch der Dunkelheit würde es noch kälter werden. Er glaubte nicht, dass er noch eine solche Nacht überstehen würde. Vielleicht rechnete Al genau damit. Ließ ihn hungern und frieren, bis er keinen Widerstand mehr leisten konnte. Vielleicht hatte der Fettsack aber auch überhaupt keinen bestimmten Plan, vielleicht war er da oben nur nach einem Herzinfarkt umgekippt, und Finney würde hier unten sterben, eine eisige Minute nach der anderen. Das Telefon atmete wieder. Finney starrte es an, sah zu, wie es sich aufblähte, zusammenzog und wieder aufblähte.
    »Hör auf!«
    Es hörte auf.
    Er ging auf und ab. Er musste sich warm halten. Der Mond glitt langsam über den Himmel, und für eine ganze Weile tauchte er das schwarze Telefon in ein knochenbleiches Licht. Finneys Gesicht brannte, und er konnte seinen Atem sehen, als wäre er ein Dämon und kein Junge.
    Er spürte seine Füße nicht mehr, stapfte herum und bemühte sich, sie wieder zum Leben zu erwecken. Er dehnte die Finger. Die Hände waren kalt und steif, und wenn er sie bewegte, taten sie weh. Er hörte jemanden falsch singen, bis ihm klar wurde, dass er das selbst war. Seine Gedanken, sein Zeitgefühl, alles wurde sprunghaft. Er stolperte und tastete mit beiden Händen den Boden ab – vielleicht war da etwas, was als Waffe dienen konnte. Er konnte nichts finden, und schließlich musste er sich eingestehen, dass er über die eigenen Füße gestolpert war. Er legte den Kopf auf den Beton und schloss die Augen.
    Als das Telefon ein weiteres Mal läutete, erwachte er. Er setzte sich auf und starrte es an. Das Fenster, das nach Osten hinausging, war ein blasser, silbrig blauer Schatten. Er versuchte sich darüber klar zu werden, ob es tatsächlich geklingelt hatte oder ob er das nur träumte. Da klingelte es noch einmal, ein lautes, metallisches Scheppern.
    Finney stand auf und musste einen Moment warten, bis sich der Boden unter ihm wieder beruhigt hatte – er hatte das Gefühl, auf einem Wasserbett zu stehen. Das Telefon klingelte ein drittes Mal. Die Unmittelbarkeit dieses Geräuschs riss ihn aus seiner Traumwelt, und er wusste wieder, wo er war.
    Er nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr.
    »Hallo?«
    Statisches Rauschen.
    »John«, sagte der Junge am anderen Ende. Die Verbindung war so schlecht, als käme der Anruf vom anderen Ende der Welt. »Hör zu, John. Heute passiert’s.«
    »Wer ist da?«
    »Ich weiß meinen Namen nicht mehr«, sagte der Junge. »Das ist das Erste, was einem verloren geht.«
    »Wann verloren geht?«
    »Das weißt du doch.«
    Finney glaubte, diese Stimme zu erkennen, obwohl sie nur ein einziges Mal miteinander gesprochen hatten.
    »Bruce? Bruce Yamada?«
    »Wer weiß das schon. Spielt das jetzt eine Rolle?«
    Finney blickte zu dem schwarzen Kabel an der Wand hoch und starrte die Stelle an, wo es in dem Bündel von Kupferdrähten endete.
    »Was passiert heute?«, fragte er.
    »Ich ruf an, um dir zu sagen, dass er dir eine Möglichkeit gelassen hat, wie du dich gegen ihn wehren kannst.«
    »Wie denn?«
    »Du hältst sie in der Hand.«
    Finney drehte den Kopf und betrachtete den Hörer in seiner Hand. Aus dieser Entfernung hörte er wieder das statische Rauschen und dann die blecherne Stimme des toten Jungen, der noch etwas sagte.
    »Was?«, rief Finney und nahm den Hörer wieder ans Ohr.
    »Sand«, sagte Bruce Yamada. »Mach ihn schwerer. Er ist noch nicht schwer genug. Hast du verstanden?«
    »Hat das Telefon auch bei den anderen Kindern geklingelt?«
    »Frag nicht, für wen das Telefon klingelt.« Bruce kicherte. »Von uns hat es keiner gehört. Es hat geläutet, aber gehört hat es

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