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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Haare, die an schwarzen Draht erinnerten, Hände so groß wie Bratpfannen, gesunde, strahlend weiße Zähne, ein herzerfrischendes Lachen, das tief aus seinem Bauch kam, und Schultern und Arme, die so stark und muskelbepackt waren, daß er mitten auf der Tanzfläche mit drei Kerlen gleichzeitig kämpfen und dabei Schläge aus jeder Richtung einstecken konnte, ohne zu Boden zu gehen. An den Erdgas-Pipelines und den Ölfeldern hieß er nur Big Al Robicheaux, und dort genoß er jene Art von Respekt und Zuneigung, die die arbeitende Bevölkerung nur denen entgegenbringt, die all ihre Tugenden am besten verkörpern. Ich lehnte mich über die Reling, griff mir einen vorbeitreibenden Kanister und schaffte es, das obere Ende der Reuse bis fast an die Wasseroberfläche zu ziehen. Doch sie wog schwer wie Beton, die hölzernen Ringe waren verfault, einzelne Kammern zerrissen, und wie sehr ich mich auch abmühte, es gelang mir nicht, den ersten Ring aus dem Wasser zu bekommen.
    Mein Vater drosselte den Motor, kletterte zum Bug vor, damit das Boot nicht kenterte, und packte die Reuse mit seinen stämmigen Armen und zog sie mit einem Ruck so weit hoch, daß er den Umriß des gefangenen Hornhechts dicht unter der gelblichen Oberfläche sehen konnte.
    »Fils p’tain«, sagte er. Er hatte sich seit drei Tagen nicht rasiert, und Schweißtropfen glänzten in seinen Haaren und seinem Bart.
    Der Hornhecht mußte eineinhalb Meter lang gewesen sein. Seine Flossen, der Schwanz, der Schuppenpanzer und das langgezogene Maul voller scharfer Zähne waren schlammverschmiert, und es gab keine Möglichkeit, ihn durch die Ringe zu ziehen. Mein Vater holte die Ziegelsteine an Bord, mit denen wir die Reuse auf Grund verankerten, und warf sie ins Boot; dann nahmen wir die Reuse ins Schlepptau und kehrten langsam zu der Weideninsel zurück, wo wir das Hausboot im Schatten vertäuten.
    Wir schüttelten den Hornhecht am Strand aus der zerfetzten Reuse und sahen zu, wie er zuckend nach Luft schnappte und die Kiemen mit nassem Sand verklebte. Seine Zähne konnten einen Seebarsch wie eine Rasierklinge in zwei Hälften teilen. Mein Vater trat von hinten an den Fisch heran, schlug ihm einmal hart mit einem Ziegelstein auf den Kopf, setzte dann das Messer, das er immer zum Abhäuten benutzte, an eine weiche Stelle zwischen Kopf und Schuppenpanzer an und trieb es mit beiden Händen fest nach unten, bis die Messerspitze die Kehle durchtrennte und in den Sand stieß und Blut aus Maul und Kiemen gespritzt kam. Aber der Hornhecht zappelte weiter, zuckte unter dem Messer und wirbelte Sand in die Luft, bis mein Vater schließlich den Kopf zerschmetterte, worauf der letzte Funken Leben aus den Augen wich und sie so kalt wurden wie schwarzes Glas. Dann zog er einen sauberen Schnitt herunter bis zur Rückenflosse, brach die schwarzgrüne Rüstung auf wie die Schale einer Pecannuß und legte das rosa Fleisch frei.
    Trotzdem war es kein guter Tag. Der Hornhecht war kein Fisch, den man verkaufen konnte, und der Verlust der Reuse wog schwer, aber wie immer versuchte mein Vater das Beste aus der Situation zu machen.
    »Verkaufen können wir ihn nich, ne«, sagte er. »Aber er wird doch ’n paar gute Hechtklöten haben. Wenn du Aldous und Dave Ärger machst, kommst du doch noch in die Pfanne und wirst gegessen, das kannst du mir glauben, Partner.«
    Bis zum Abend, als die Moskitos sich aus den Schatten wagten, am Horizont dunkelrote Regenwolken aufzogen und weit draußen im Golf Blitze über den Himmel zuckten, säuberten wir die gefangenen Fische in Schalen, deren Wasser bald blutrot war, und schnitten sie dann in Filetportionen. Diese packten wir über Nacht in große Eiskästen, um sie am nächsten Tag flußabwärts nach Morgan City zu bringen, wo sie verkauft wurden. Als ich mich in meine Koje legte, wehte von der Bucht her ein kühler Wind zum Fenster herein, doch als ich in der Dunkelheit erwachte, war die Luft von einem Geruch erfüllt, der mir unerklärlich war. Er erinnerte an den Gestank von Exkrementen, hatte gleichzeitig aber auch etwas Süßliches. Wir hatten alle Innereien, Fischköpfe und abgezogenen Häute der Katzenwelse in den Strom geworfen und Bootsdeck wie auch Blechschalen gründlich gewaschen. Ich zog mir das Kissen über den Kopf und versuchte, wieder Schlaf zu finden, doch der Gestank hing vor meinem Gesicht wie der Atem einer Ratte.
    Als die Morgendämmerung blau zu schimmern begann, ging ich hinaus auf Deck, wo Annie im Nebel an der Reling lehnte.

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