Black Dagger 04 - Bruderkrieg
einem Blitz löste sich das Wesen in Luft auf. Doch Rhage hatte immer noch nicht das Gefühl, genug getan zu haben. Er wollte gleichzeitig brüllen und weinen.
Er und V machten noch einen schnellen Rundgang durch die Nachbarschaft. Alles ruhig. Mit ein bisschen Glück hatten es die anderen drei Vampire nach Hause und in Sicherheit geschafft und erholten sich gerade von der Überdosis Adrenalin.
»Ich will die Kanopen der Lesser haben«, sagte Rhage. »Hatte deiner irgendetwas dabei?«
V wedelte mit einer Brieftasche herum. »Im Führerschein steht 195 LaCrosse Street. Und bei dir?«
Rhage blätterte durch. »Nichts. Kein Führerschein. Warum zum Teufel hatte er – hm. Na, das ist ja mal interessant. «
Die kleine Karteikarte war ordentlich in der Mitte gefaltet worden. Innen war eine Adresse notiert, nicht weit von dem Ort, an dem sie sich befanden.
»Das sehen wir uns mal genauer an, bevor wir rüber in die LaCrosse fahren.«
10
Unter Fritz’ wachsamen Augen packte Mary ihre Reisetasche. Der Butler wollte ihr unbedingt behilflich sein und trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Das wäre doch eigentlich meine Aufgabe«, sagte er freundlich, aber bestimmt.
»Ich bin so weit«, sagte sie schließlich, auch wenn es nicht so war.
Fritz lächelte, endlich konnte er sich wieder nützlich machen. Er führte sie über die Galerie zu einem Zimmer, das auf den Garten hinter dem Haus hinaussah. Eines musste sie ihm wirklich lassen: Er war unglaublich diskret. Falls er es merkwürdig fand, dass sie aus Rhages Zimmer auszog, dann ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Und er behandelte sie mit derselben Höflichkeit wie immer.
Als sie allein war, dachte sie über ihre Möglichkeiten nach. Sie wollte nach Hause, aber sie war nicht dumm. Von diesen Dingern da im Park ging eine tödliche Gefahr aus, und so sehr sie auch etwas Raum für sich brauchte – umbringen
lassen würde sie sich nicht für ein bisschen Unabhängigkeit. Außerdem, wie lange konnte es schon dauern, eine Alarmanlage einzubauen? Vielleicht arbeitete dieser Vishous genau in diesem Augenblick schon daran.
Sie dachte an ihren Arzttermin morgen Nachmittag. Rhage hatte gesagt, er würde sie dorthin gehen lassen, und egal wie wütend er vorhin gewesen war, sie wusste, dass er sie nicht davon abhalten würde. Fritz würde sie wahrscheinlich ins Krankenhaus fahren, dachte sie. Er hatte ihr erklärt, dass er sich tagsüber draußen aufhalten konnte.
Mary warf einen Blick auf ihre Tasche. Da es vielleicht ein Abschied für immer wurde, konnte sie Rhage nicht so im Streit verlassen, das war ihr bewusst. Vielleicht würde er sich unterwegs etwas beruhigen. Sie selbst fühlte sich auf jeden Fall schon wieder etwas vernünftiger.
Sie öffnete die Zimmertür weit genug, um ihn hören zu können, wenn er heimkam. Und dann setzte sie sich aufs Bett und wartete.
Es dauerte nicht lange, bis sie ganz zappelig vor Nervosität wurde, also schnappte sie sich das Telefon. Als Bella abhob, war sie erleichtert, die Stimme ihrer Freundin zu hören. Sie plauderten ein Weilchen über nichts Besonderes. Dann, als sie sich stark genug fühlte, erklärte Mary, dass sie heimkäme, sobald das Sicherheitssystem in ihrem Haus installiert war. Sie war dankbar, dass Bella keine Einzelheiten wissen wollte.
Danach entstand eine längere Pause. »Ähm, Mary, darf ich dich etwas fragen?«
»Klar.«
»Hast du welche der anderen Krieger gesehen?«
»Ein paar, ja. Aber ich weiß nicht, ob ich schon allen begegnet bin.«
»Und was ist mit dem, der … der die Narbe im Gesicht hat?«
»Das ist Zsadist. Sein Name ist Zsadist.«
»Aha. Ähm, ist er …«
»Was?«
»Na ja, man erzählt sich so einiges von ihm. Er hat einen ziemlich düsteren Ruf.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Aber weißt du, ich glaube eigentlich nicht, dass er wirklich einen schlechten Charakter hat. Ich denke eher, er will, dass jeder ihn für gefährlich hält, damit ihm niemand zu nahe kommt. Warum fragst du?«
»Ach, nur so. Ehrlich.«
Um ein Uhr morgens verließ John Matthew das Moe’s und machte sich auf den Heimweg. Tohrment war nicht gekommen. Vielleicht würde er gar nicht kommen. Vielleicht hatte er die Chance vertan, durch seine Hilfe seinem tristen Leben zu entfliehen.
Allein in der kalten Nacht fühlte John sich verzweifelt, wenn er nicht bald aus seiner Wohnung wegkam, würde er noch wahnsinnig. Er hatte solche Angst, dass sie ihn bis in seine Träume verfolgte. Vor seiner
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