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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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geblieben waren, oder ob Enrique versucht hatte, in Syds neuem Casino ein Engagement zu bekommen, vielleicht unter einem anderen Namen. Nein, zu riskant. Enrique war auf der Flucht. Er wäre wohl kaum so verrückt, auf eine Bühne zu gehen, solange ein Haftbefehl gegen ihn lief.
    Aber der Gedanke hatte sich in Nicks Kopf festgesetzt, und er konnte ihn nicht mehr loswerden. Er dachte daran, nach Atlantic City zu fahren und Syd Webber zu befragen, sagte sich dann aber, dass es nichts bringen würde. Der Mistkerl hätte eher seine Mutter verkauft, ehe auch nur ein einziges wahres Wort zu sagen. Doch es gab jemanden in Atlantic City, dem Nick bedingungslos vertraute – Joe Massimo. Der beste Freund seines Vaters war damals als Erster am Ort des Verbrechens erschienen. Und er hatte sich die Zeit genommen, ihn bei seinen Nachforschungen zu unterstützen, obwohl er nach seiner sofortigen Beförderung zum Sicherheitschef einen überquellenden Terminkalender hatte. Joe würde sicher auch jetzt wieder für ihn da sein.

21. KAPITEL
    J oe Massimo hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten kaum verändert. Er hatte immer noch die gleiche massige, untersetzte Figur, widerspenstiges graues Haar und ein Gesicht voller Aknenarben, vor dem Nick sich zu Tode gefürchtet hatte, als er noch ein Kind war.
    Dennoch bemerkte Nick ein paar Veränderungen, als der neue Sicherheitschef des Chenonceau durch die Empfangshalle des Casinos schritt: sein selbstbewusstes Auftreten, das er vorher nicht gehabt hatte, sowie eine gewisse Lässigkeit der Bewegungen. Und in den Augen blitzte wieder der alte Humor, für den Joe bekannt gewesen war. Die Dinge waren gut gelaufen für den alten Freund seines Vaters, und darüber freute Nick sich. Joe war einer der wenigen verlässlichen Menschen auf dieser Welt, und er hätte sich niemand anderen vorstellen können, der besser geeignet gewesen wäre, die Stelle seines Vaters zu übernehmen.
    „Hallo, mein Junge.“ Wie er es schon früher gemacht hatte, hielt sich Joe spaßeshalber zwei Fäuste vors Gesicht und tat so, als wollte er Nick angreifen, ehe er ihn in die Arme nahm und ihn kräftig an sich drückte. „Wie ist es dir denn so ergangen?“
    Nick erwiderte die Umarmung. „Kann nicht klagen, Joe.“
    „Warum kommst du dann nicht öfter mal hierher, hm?“ Er gab ihm einen Klaps auf den Rücken, bevor er ihn losließ. „Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich dich das letzte Mal gesehen habe.“
    „Tut mir Leid. Ich habe auch immer mal anrufen wollen.“ Sie gingen zu Joes Büro am Ende der Empfangshalle, dasselbe, das Nicks Vater sechs Jahre lang benutzt hatte.
    „Ich weiß, dass du viel zu tun hast. Sollte ja auch nur ein Scherz sein.“ Vor der Tür blieb Joe stehen. Sein Blick verschleierte sich. „Mein Gott, ich sehe jedesmal deinen Vater, wenn ich dich anschaue. Das ist ganz schön hart. Du siehst genauso aus wie er, als er so alt war wie du. Nur, dass du größer bist.“ Er ballte noch einmal die Hände. „Boxt du noch immer?“
    Nick lachte. „Dafür werde ich allmählich zu alt.“
    „Komm, erzähl mir nichts.“ Er öffnete die Tür und winkte Nick herein. „Setz dich hierhin.“ Er nahm einen Stapel Zeitungen von einem Stuhl und ließ sie auf den Fußboden fallen. „Beachte das Durcheinander nicht. Das ganze Zeug, um das ich mich jeden Tag kümmern muss, kriege ich kaum noch geregelt. Ich frage mich, wie dein Vater das geschafft hat. Bei ihm hat es immer picobello ausgesehen.“
    Nick schaute sich um und erinnerte sich an seinen Vater, wie er hinter dem alten Holzschreibtisch saß. Joe hatte alles so gelassen, wie es war. Er hatte sogar das Foto behalten, das ihn und Patrick bei der Abschlussprüfung an der Polizeiakademie zeigte. Es war ungefähr vierzig Jahre alt.
    „Willst du etwas trinken?“ fragte Joe. „Der Kaffee ist immer noch scheußlich, aber draußen gibt es einen Soda-Automaten.“
    „Nichts für mich, danke.“
    Joe verschränkte die Arme über seinem breiten Brustkorb und lehnte sich gegen den Schreibtisch. „Was gibts denn, mein Junge? Hast du Sorgen?“
    „Du kennst mich verdammt gut, Joe.“
    „Das liegt daran, dass ich dich schon als kleinen Knirps gekannt habe. Du hattest furchtbare Angst vor meinen Boxhandschuhen. Erinnerst du dich noch daran?“
    Er tat es nicht, obwohl er die Geschichte eine Million Mal von Joe und seinem Vater gehört hatte. Alle beide hatten vergessen, dass er zu jung war, um sich an die Heulanfälle zu erinnern,

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