Black Jack: Bei Anruf Mord!
gesagt. Er hatte es halb scherzhaft gemeint, aber Syd hatte beide gemocht und auf der Stelle engagiert – Patrick als Sicherheitschef und Joe als seinen Stellvertreter. Joe, der den Job dringender brauchte als Patrick, hatte seinem Freund nie vergessen, wie der sich für ihn eingesetzt hatte. Wenn er Nick helfen könnte, den Mörder dingfest zu machen, würde er es sofort tun.
„Ich weiß, dass du und ich die Ereignisse an jenem Morgen immer und immer wieder durchgegangen sind. Aber würde es dir etwas ausmachen, mir trotzdem noch mal zu erzählen, was du weißt?“
Joe nickte. „Selbstverständlich.“ Er überlegte ein Weile, bevor er weiter sprach. „Wie du weißt, hatte Patrick gerade eine Doppelschicht hinter sich. Er war für einen seiner Männer eingesprungen, dessen Frau ein Baby kriegte. Dann kam ich rein. Als er gehen wollte, habe ich noch einen Witz gemacht und ihm gesagt, er sollte sich ein wenig aufs Ohr legen, weil wir an dem Abend eine Bowling-Meisterschaft hatten und ich keinen Zombie zum Partner haben wollte. Er hat mich angesehen, irgendetwas gemurmelt und ist gegangen.“
„Hast du es nicht seltsam gefunden, dass mein Vater so darauf reagiert hat, anstatt dir eine passende Antwort zu geben?“
„Na ja, jetzt, wo du es sagst. Aber wenn du sechzehn Stunden ohne Pause gearbeitet hast, so wie wir, dann kann deine Schlagfertigkeit schon mal nachlassen. Du verstehst, was ich meine?“
„Was passierte dann?“
„Ich ging zu meinem Büro, das direkt neben seinem lag.“ Er deutete mit der Hand auf eine geschlossene Tür. „Ein paar Minuten später kam einer der Hotelpagen angerannt und schrie, dass jemand auf dem Parkplatz niedergestochen worden war und dass wir die Polizei alarmieren sollten. Ich habe sie sofort angerufen, ohne zu wissen, wer das Opfer war, und dann bin ich mit den anderen hinausgelaufen.“ Er kniff die Lippen zusammen und schaute auf den grau gefliesten Boden. „Als ich sah, dass es Patrick war, setzte mein Herz aus. Er lag da in einer riesigen Blutlache. Ich lief zu ihm hin, und er öffnete die Augen, aber ich glaube, er wusste nicht, wer ich war. Ich hab ihm gesagt, er soll durchhalten und dass Hilfe unterwegs war, aber es war zu spät. Er ist in meinen Armen gestorben.“
Nick schwieg, das Bild seines sterbenden Vaters vor Augen. „Ich weiß, du hast gesagt, dass du niemanden gesehen hast.“ Seine Stimme klang gepresst, weil die Trauer wieder so gegenwärtig war. „Aber du warst mal Polizist, Joe. Du hast gelernt, Sachen zu sehen, die kein anderer sehen kann.“
„Ich weiß. Und vermutlich hätte ich auch etwas oder jemanden gesehen, wenn es nicht Patrick gewesen wäre, der da gelegen hatte. Ich glaube, das war einfach zu viel für mich. Als ich dann endlich aufsah, war so viel Betrieb auf dem Parkplatz, dass ich den Mörder nicht einmal dann hätte sehen können, wenn mein eigenes Leben davon betroffen gewesen wäre.“ Er zuckte mit den Schultern. „Derjenige, der es getan hatte, war längst verschwunden, Nick.“
„Und mein Vater hat dir überhaupt nichts erzählt? Keinen belastenden Beweis gegen Syd Webber, den er vielleicht gefunden hatte?“
Joe schüttelte nur den Kopf. Er hatte das Ganze schon einmal durchgemacht. Gleichgültig, wie oft Nick ihn ausgefragt hatte – die Antwort war immer die gleiche.
Joe ging hinüber zur Kaffemaschine und füllte einen Becher zur Hälfte mit dem starken, schwarzen Getränk. „Der Mord hätte niemals passieren dürfen. Dein Vater war einer der besten Polizisten, die Philadelphia jemals hatte. Er war zäh, er war schnell, und er war gewitzt.“
Mit dem Becher in der Hand drehte er sich um. „Aber an diesem Morgen war er nicht schnell genug, Nick. Er war einfach nur müde und schlecht gelaunt. Deshalb hat er es auf einen Kampf ankommen lassen, anstatt diesem Arschloch seine Brieftasche zu geben, wie es besser gewesen wäre.“
Genau diese Worte hatte Nick vor sich selbst ein paar tausend Mal wiederholt. Seinen Verdacht hatten sie nicht zerstreut. „Erzähl mir von Syd und seiner Reaktion, als er erfuhr, dass mein Vater ermordet worden war.“
Joe wiederholte die gleiche Geschichte, die er vor einem Jahr schon einmal erzählt hatte. „Sie haben ihn in seinem Haus in West Chester angerufen, und er kam mit dem Hubschrauber angeflogen. Er war ziemlich schockiert, das kann ich dir versichern. Schließlich hatte er Patrick selbst eingestellt, und er hielt eine Menge von ihm.“
Das Gefühl hatte auf Gegenseitigkeit
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