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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Sigi Singer und ermittle zusammen mit meinem Partner Max Mandel wegen dem Verschwinden von Cristian Hallberg. Mein Partner war mit Frau Hallberg neulich bei Ihnen«, sagte ich und öffnete die Regenjacke.
    Hagelin musterte ausgiebig meinen Død-Pullover und die grüne Camouflage-Hose, bevor er mich hereinließ.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen etwas Neues erzählen kann«, sagte er, während er mich in die Wohnküche bat. Ich frage mich, ob es heutzutage nur noch diese großen, offenen Wohnküchen gibt. Wo man hinkommt, offene Wohnküche. Was ist nur aus den guten alten engen Einbauküchen geworden, wo man dem anderen einen Ellbogen in die Nieren stößt, wenn man sich nach dem Kreuzkümmel umdreht? In besagter Wohnküche saßen wir um einen offenen Kochbereich auf Barhockern herum und tranken Kaffee. Mir war schon ganz schlecht von dem ewigen Kaffee. Um ehrlich zu sein, ich stand kurz vorm Herzkollaps. Man merkte es auch daran, dass ich während des Gesprächs mit Hagelin ständig an einem Haar an meinem linken Ohr herumriss, das einfach nicht abgehen wollte – was ich mir vielleicht auch nur einbildete in meinem Koffein-Rausch. Auf einem der Ceran-Kochfelder in der offenen Wohnküche stand ein geschlossener Laptop.
    »Hätten Sie zufällig ein privates Foto von Herrn Hallberg, das Sie mir zeigen könnten?«, fragte ich.
    »Was meinen Sie mit privat?«, fragte Hagelin.
    »Na ja, nicht in Berufskleidung. Also nicht als Baalberith.«
    »Natürlich«, sagte Hagelin, und wie ich es mir gedacht hatte, klappte er den Laptop auf und suchte in einem mit bilder beschrifteten Ordner. Ich schaute ihm dabei über die Schulter und sah, dass es einen Ordner namens Yearbook Yourself gab. Das war dieses Programm, mit dem man sein Gesicht in alte Highschool-Klassenfotos aus Amerika hineinmorphen konnte. Ich hatte das noch vor ein paar Wochen mit einem Foto vom Mandel gemacht und es ihm dann nach gegenüber gemailt. Er hat furchtbar ulkig als Achtzigerjahre-George-Michael-Verschnitt ausgesehen. Mehr als ein verständnisloses Kopfschütteln war dabei aber nicht herausgesprungen, und der Mandel hat nicht, wie ich gehofft hatte, ein Foto von mir genommen und es seinerseits mit dem Programm verfremdet. Es hätte ganz lustig sein können. Hagelin zeigte mir ein Foto, auf dem er und Baalberith in Anzügen vor einer Kirche standen und sich an der Hand hielten. Baalberith trug einen dunkelblauen Zweireiher, hatte kurze braune Haare mit einem etwas lichteren Scheitel und eine randlose Designerbrille auf der Nase. In der Hand hielt er eine Zigarette, was nicht ganz zu dem feierlichen Flair passen wollte. Hagelin sah auf dem Bild so aus wie jetzt im Moment, nur mit einem schwarzen Anzug.
    »Was ist denn das?«, sagte ich.
    »Das ist von unserer Hochzeit, in Oslo«, sagte Hagelin.
    »Sie sind verheiratet? Das hat Vilde nicht gesagt.«
    »Cristian wollte das auch nicht herumposaunen.«
    »Und was ist mit der Kirche? Ist die Kirche bei euch so tolerant, dass sie freiwillig schwule Satanisten verheiratet?«, sagte ich, und im selben Moment wusste ich natürlich, dass ich mich im Ton vergriffen hatte. Hagelin schien es nichts auszumachen.
    »Norwegen ist das erste Land auf der Welt gewesen, das ein Gesetz gegen die Diskriminierung von Schwulen erlassen hat. Aber das mit der Kirche war natürlich nur ein Spaß. Die Kirche befindet sich in der Nähe vom Standesamt, und Cristian bestand darauf, sich davor fotografieren zu lassen.«
    »Das ist ganz witzig, wenn man es so betrachtet«, sagte ich.
    »Er ist ja auch ein humorvoller Mensch«, sagte Hagelin.
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«, wollte ich wissen.
    »Er musste zum Zahnarzt«, sagte Hagelin.
    »Liegt ja nahe«, sagte ich.
    »In der Tat«, sagte Hagelin.
    »Wussten Sie damals, dass er dem Svarte Sirkel angehört?«, fragte ich.
    »Nein, natürlich nicht. Ich interessiere mich nicht für diese Kindereien. Er kam noch zweimal kurz hintereinander zur Nachkontrolle, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, also hab ich ihn gefragt, ob er mit mir auf ein Jazzkonzert gehen will.«
    »Auf ein Jazzkonzert?«, wiederholte ich und kreischte innerlich.
    »Ja, die Pat Metheny Group war gerade zu der Zeit in Bergen. Kennen Sie Pat Metheny?«
    »Nur vom Namen. Und dieser Jazz, der hat Herrn Hallberg gefallen?«, fragte ich.
    »Natürlich. Er war jeglicher Art von Musik gegenüber immer sehr aufgeschlossen.«
    »Und wann haben Sie von seinem Beruf als singender Antichrist erfahren?«, fragte ich, und

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