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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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gehalten, dass sie es bis Washington schaffen würden. Aber jetzt, da sie angekommen sind, wo sollen sie hin? Alle Termine wurden abgeblasen. Inzwischen liegen zwanzig Zentimeter Schnee und es weht ein böiger Wind. Die Politiker, Manager und Regierungsberater stehen im Bahnhof herum wie Flugzeugpassagiere, die gerade einen Absturz überlebt haben und feststellen, dass sie sich auf einer kargen Insel befinden.
    Nicht mein Problem, denkt Gerard, während er in die riesige, leere marmorne Bahnhofshalle eilt, vorbei an Amerikas Beiträgen zur Weltkultur: ein Starbucks, ein Barnes & Nobles, ein McDonald's, natürlich alle geschlossen.
    Die Halle ist so still wie ein ägyptisches Königsgrab.
    Als Gerard aus dem Bahnhof tritt, sieht er mit Entsetzen, dass aus der Kuppel des Kapitols schwarzer Rauch aufsteigt. Im nächsten Moment ist das Gebäude im dichten Schneegestöber nicht mehr zu erkennen. Er nimmt die Walther aus dem Rucksack, die er unterwegs bereits überprüft hat, um sich zu vergewissern, dass keine Kugel in der Kammer steckt. Er schiebt das volle Magazin in den Griff und steckt sich die Pistole in die Jackentasche.
    Drei Gestalten in roten Anoraks bewegen sich auf den Bahnhof zu. Gerard hofft, dass unter ihnen Rinkers Schwester ist. In der Umgebung der Hauptstadt gibt es wieder deutlich öfter ein Netz. Er hat die Frau vor zwanzig Minuten angerufen und seine Ankunft angekündigt. Sie hat ihm erklärt, es sei nicht nötig, sich an der verabredeten Straßenecke zu treffen, da die Soldaten abgezogen seien. »Treffen wir uns an den Rolltreppen zur U-Bahn-Station«, hat sie vorgeschlagen.
    Jetzt winkt ihm eine der Gestalten zu. Gerard nimmt an, dass es sich bei dem Mann, der Frau und dem Jungen um eine Familie handelt.
    »O Gott, Lebensmittel«, sagt die Frau, als sie den Rucksack öffnet. Sie hat Rinkers Wangenknochen und grüne Augen. Sie hebt eine Dosensuppe so ehrfürchtig hoch, als handelte es sich um ein kostbares Glas. »Erbseneintopf. Und sieh nur, Joe, Thunfisch hat er uns auch geschickt!«
    Sie bricht in Tränen aus.
    »Vielen Dank. Mein Bruder hat mir gesagt, dass Sie versuchen, zu Ihrer Familie durchzukommen«, sagt sie. »Aber meiden Sie die U-Bahn. Wenn Sie da runtergehen, kommen Sie nicht wieder raus.«
    Dann eilt sie, den Rucksack schützend vor dem Körper haltend, zurück zu ihren Begleitern.
    Gerard wählt Marisas Nummer. Es klingelt, aber niemand meldet sich. Er versucht es beim Festnetzanschluss der St.-Paul's-Kirche und kommt durch.
    »Ich bin da, Liebling. Ich hab sogar ein Roastbeefsandwich mitgebracht.«
    »Greg, die Kinder sind verschwunden.«
    Er erstarrt. So etwas würde Marisa niemals sagen, wenn sie nicht schon jeden Winkel vergeblich nach ihnen abgesucht hätte.
    »Sie sind nicht in der Kirche, Greg, und auch nicht in Marionville. Sie haben mein Handy, aber keiner von ihnen geht ran. Niemand hat sie gesehen.«
    Er begreift sofort, was sie befürchtet. »Annie ist zu klug, um dahin zu gehen, Marisa. Und wenn doch, würde Paulo sie aufhalten.«
    »Sie hat es sich in den Kopf gesetzt. Ich bin rausgegangen, um nach Spuren zu suchen, aber falls welche da waren, hat der Schnee sie längst überdeckt.«
    Den beiden dreh ich den Hals um, denkt Gerard.
    Er versucht, Marisa zu beruhigen. »Ich glaube nicht, dass sich die Kinder allzu weit entfernt haben«, sagt er. »Bestimmt tauchen sie in ein paar Minuten wieder auf.« Aber er muss ohnehin die ganze Connecticut Avenue hinauffahren, um nach Hause zu gelangen. »Ich sehe unterwegs im Zoo nach.«
    »Na großartig. Dann seid ihr alle drei weg.«
    »Ruf mich an, sobald sie zurückkommen«, sagt er, außer sich vor Sorge und Wut. »Wer hat sie als Letzter gesehen?«
    »Sie haben sich vor der Predigt mit Pastor Young unterhalten …«
    »Young?«, wiederholt er, weil sie schwer zu verstehen ist.
    »Ich hab dir doch von ihm erzählt, erinnerst du dich? Bartholomew Young? Der Pfarrer, der heute Morgen hergekommen ist? Seine Kirche ist abgebrannt.«
    »Young und weiter? Sag das noch mal.«
    »Bartholomew. Les hat ihn aufgezogen und ihn Pastor Bart genannt. Da ist er fast ausgerastet! Ich heiße Bartholomew«, ahmt sie ihn nach. »Unterstehen Sie sich, mich Bart zu nennen! Ich hab nach ihm gesucht, um ihn zu fragen, ob er die Kinder gesehen hat. Aber er muss auch rausgegangen sein.«
    Entsetzt starrt Gerard sein Handy an, und ihm bricht der Schweiß aus. Er denkt: Ich ziehe voreilige Schlüsse. Er denkt: Das kann nicht sein. Er denkt: Und ob das sein

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