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Black Sun - Thriller

Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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müssen.
    Er blickte auf die glitzernden Wasser des Golfs hinaus. Die Spitze des Speers zeigte in diese Richtung. Der Tempel des Kriegers lag irgendwo da draußen unter den Wellen verborgen.

25
    Choi stand in der Kommunikationssuite von Kangs privatem Airbus A340. Elektronische Ausrüstung, Funkgeräte und Satellitenempfänger säumten die Wände. Die Enge erinnerte Choi an ein Cockpit, ohne den Vorteil von Fenstern, obwohl sie in diesem Augenblick keine brauchten. Es war Nacht, und sie überquerten den Pazifik in elftausend Metern Höhe. Es gab wirklich nicht viel zu sehen.
    Der Funkoffizier reichte Choi einen Ausdruck, eine dechiffrierte Version der ursprünglichen Satellitenübertragung. Choi überflog das Blatt. Zufrieden kehrte er in den Gang zurück und marschierte nach vorn, zu Kangs privatem Bereich des Flugzeugs.
    Normalerweise hätte Choi bis zum Morgen gewartet, um Kang zu informieren, aber er wusste, dass Kang wach war und eine Behandlungssitzung bei einem seiner vielen Ärzte hatte.
    Choi klopfte an die Kabinentür, und eine Schwester öffnete. Er sah Kang, der an einen neueren, stärkeren elektrischen Stimulator angeschlossen war. Statt Elektroden,
die einfach nur auf der Haut befestigt wurden, hatte man ihm jetzt Drähte in den Körper implantiert. Die Ärzte verbanden sie mit bestimmten Nerven, von denen sie glaubten, sie könnten wiederhergestellt und vielleicht sogar dazu benutzt werden, Prothesen zu steuern.
    Es war ein gewagter neuer Schritt in seiner Behandlung, aber Kang wollte seinem Gefängnis unbedingt entfliehen. Er hatte bereits jede Behandlung ausprobiert, die die medizinische Wissenschaft anbot: Stammzellen, neurologische Transplantate, unerprobte Medikamente und ganzheitliche Heilmittel.
    Aber er war weiter verfallen.
    Von allen Behandlungen hatte nur die elektrische Stimulation das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt, und Kang war mehr und mehr abhängig davon geworden. Aber die Verhinderung weiteren Muskelschwunds war nicht der Abschluss, den er anstrebte. Auf sein Drängen hin hatten die Ärzte eine neue Theorie entwickelt, wonach die richtige elektrische Stimulation seine Nerven zwingen würde, sich selbst zu reparieren.
    Choi sah zu. Bei jeder Aktivierung der elektrischen Stimulatoren zuckte eins von Kangs Gliedmaßen, erst der Arm, dann ein Bein. Seine Finger streckten sich, wurden starr und zitterten unkontrollierbar, und dann wurde die Stromzufuhr unterbrochen und sie ballten sich wieder zu leblosen Kugeln.
    Kang war schon so lange krank, dass diese Bewegungen Choi erschreckten. Er hatte seit Jahren nicht mehr gesehen, wie Kang den linken Arm ausstreckte, und seit mehr als einem Jahrzehnt nicht, wie sich seine Beine bewegten. Er fand es irgendwie verstörend, es jetzt zu beobachten. Im Zusammenspiel mit den merkwürdigen Verzerrungen der Gesichtsmuskeln, die mit den Elektroschocks einhergingen,
riefen sie in Choi den überwältigenden Wunsch hervor, den Raum zu verlassen.
    Die letzte Serie der Stromstöße war zu Ende, und Kangs Körper kehrte in seinen reglosen Zustand zurück. Er sah zu dem Arzt, der die Daten auf einem sanft leuchtenden LCD-Schirm betrachtete.
    »Es dauert zu lange, bis Sie etwas sagen«, bemerkte Kang. »Sind die Nachrichten so schlecht?«
    »Es tut mir leid«, sagte der Arzt. »Ihre neurologische Reaktion schwächt sich weiter ab.«
    »Dann erhöhen Sie den Stimulus«, sagte Kang.
    »Das wird Ihnen sehr große Schmerzen bereiten«, erwiderte der Arzt. »Es wird sich anfühlen, als würde Ihre Haut brennen, als würde eine Flamme in Ihren Körper schneiden, vor der Sie nicht zurückweichen können.«
    »Ja«, sagte Kang. »In meiner Situation würden auch Sie solche Empfindungen begrüßen.«
    Der Arzt nickte höflich. »Ich brauche eine Minute, um alles neu einzustellen.«
    Als der Arzt sich an seinen Geräten zu schaffen machte, trat Choi vor. Offenbar hatte Kang seinen Gesichtsausdruck bemerkt.
    »Du findest es falsch«, sagte er.
    »Es steht mir nicht zu, es richtig oder falsch zu finden«, entgegnete Choi.
    »Das stimmt. Was hast du für mich?«
    »Neue Informationen über die Amerikaner. Der eine, von dem wir dachten, wir hätten ihn in den Bergen getötet, der Professor, scheint möglicherweise noch am Leben zu sein.«
    »Damit wäre dann eins deiner Versagen korrigiert«, bemerkte Kang.
    Trotz seines Ärgers über Kangs Spott wahrte Choi die
Fassung. Sterbende schlagen gern um sich, und Kang tat es die ganze Zeit.
    »Hoffen wir es«, sagte Choi.

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