Black Sun - Thriller
nicht?«
»Ich fürchte, nein«, antwortete Ropa. »Die Geschehnisse von Hongkong sind bereits bekannt. Der Feuersturm weitet sich aus. Bald wird jemand brennen müssen.«
»Ich?«
»Oder wir alle.«
Wir alle. Sarawitsch konnte sich nur schwer vorstellen, dass Ropa und die anderen, die ihn angeheuert hatten, den Druck für das zu spüren bekommen würden, was schiefgegangen war. Höchstwahrscheinlich würde er selbst den Kopf hinhalten müssen.
»Was hast du dir dabei gedacht, diesen Amerikaner anzuheuern?«
Sarawitsch sah Ropa an. »Es erschien mir eine geeignete Methode, damit nichts auf uns zurückfällt. Und es hat ja funktioniert.«
Ropa lachte, und Sarawitsch fragte sich, ob das Lachen seinem Versuch galt, sein Versagen zu rechtfertigen, oder ob mehr dahintersteckte. Wie auch immer, Sarawitsch war zu müde, um sich heute Nacht darüber Sorgen zu machen.
Er ging weiter und hatte bald die Treppe erreicht.
Ropa folgte ihm, immer einen halben Schritt hinter ihm. Es vermittelte Sarawitsch den deutlichen Eindruck, getrieben zu werden.
Die beiden Männer traten in die kalte Moskauer Luft hinaus. Die Lichter der Stadt beleuchteten den fallenden Schnee. Zehn Zentimeter oder mehr bedeckten bereits die Straßen. Ein leichter Schneefall nach russischen Maßstäben. In diesem Schnee wartete ein schwarzer Maserati. Zwanzig Jahre früher wäre es ein kastenförmiger ZIL gewesen, das russische Äquivalent eines Lincoln oder Cadillac. Aber die neuen Reichen in Russland bevorzugten Mercedes oder BMW. Immer bestrebt, seinesgleichen zu übertreffen, ging Ropa einen Schritt weiter.
Ein Maserati mit übergroßen, mit Spikes versehenen Schneereifen. Was würden die Italiener davon halten? Es war, als würde man ein Model in Gummistiefeln auf den Laufsteg schicken.
»Du kommst mit uns«, sagte Ropa.
»Wohin?«
»Um dich zu erklären.«
Und mit diesen Worten landete Ropas Pranke auf Sarawitschs Schulter und dirigierte ihn zur hinteren Tür des Maserati.
Einen Moment später fand sich Sarawitsch auf dem Rücksitz neben einem Mann wieder, den er nicht kannte. Ropa quetschte sich durch die Vordertür und füllte den Beifahrersitz voll aus. Der Fahrer legte den Gang ein.
So endet es also, dachte Sarawitsch. Ich verschwinde in einer verschneiten Nacht in Moskau. Wahrscheinlich, um erst beim Tauwetter im Frühjahr wiedergefunden zu werden.
Der Wagen überquerte die Moskwa. Eine Minute später hielten sie genau in der Mitte des Roten Platzes.
Würden sie es wirklich hier tun? Vielleicht, wenn sie damit eine Botschaft aussenden wollten.
Ein zweites Fahrzeug hielt neben ihnen, es zeigte mit der Schnauze in die andere Richtung und war so dicht an sie herangefahren, dass man in keinem der Autos eine Tür öffnen konnte.
Ropa ließ sein Fenster herunter. Rasche Worte wurden gewechselt, und er nahm etwas, das ihm der Beifahrer des anderen Wagens hinhielt.
»Fahren wir«, sagte er zu seinem Chauffeur.
Als sich der Maserati in Bewegung setzte, drehte sich Ropa, so gut es ging, zu Sarawitsch herum und streckte ihm ein gefüttertes Kuvert entgegen. »Du hast noch eine letzte Chance«, sagte er. »Die Befehle kommen jetzt direkt vom FSB.«
»Und wie lauten sie?«, fragte Sarawitsch geringschätzig.
»Flieg da rüber, finde den Jungen, und bring ihn zurück zum Wissenschaftsdirektorium. Wenn du ihn nicht gefangen nehmen kannst, sollst du ihn töten und alle, die mit ihm Berührung hatten.«
Sarawitsch schaute in den Umschlag. Ein neuer Pass, Bargeld, Instruktionen. »Diese Art Arbeit mache ich nicht mehr«, sagte er. »Sag ihnen, sie sollen ihre eigenen Leute schicken.«
»Es ist deine Schande«, sagte Ropa verärgert. »Petrow war dein Bruder.«
»Mein Halbbruder«, korrigierte Iwan.
»Trotzdem. Es ist deine Familie, die das Ganze verdorben hat. Du musst derjenige sein, der dafür bezahlt.«
Sarawitsch blickte aus dem Fenster. Er hatte viel für die Sowjetunion getan und viel für sie aufgegeben, aber trotz eines Lebens voller Arbeit war sein Name jetzt entehrt. Andererseits, was kümmerte ihn Ehre noch? Was hatte sie ihm je eingebracht?
»Man wird dich in Mexico City erwarten«, fügte Ropa an. »Die Männer werden Befehle von dir entgegennehmen, aber es steht dir nicht frei, dich von ihnen zu entfernen. Hast du verstanden?«
Natürlich verstand er. Die Männer würden vom FSB sein, vom 9. Direktorat, Killer mit dem Befehl, jeden zu töten, wenn er sie dazu aufforderte. Und dann Sarawitsch selbst zu töten, wenn
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