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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Jays Song über unerwiderte Liebe drang durch das Studio.
    I might as well attempt to scale a tower , sang Fiona,
a thousand miles in height, its walls slick stone,
as try to win your heart which by the hour
grows more distant, leaves me so alone.
    Hatte Becky Recht, sprach Jay wirklich von mir? Versuchte er mein Herz zu gewinnen, während er fühlte, dass ich mich immer weiter von ihm entfernte?
    »Ja, ich fürchte, das stimmt wohl«, sagte die Moderatorin, als sie auf ihrem Drehstuhl herumschwang und die Kopfhörer abnahm. Aufgrund ihrer verführerischen Stimme hatte ich mir Ariel Earhart immer als kurvige Schönheit vorgestellt, aber die Frau, die nun vor mir saß, wirkte überhaupt nicht fraulich. Mit ihren schwarzen, engen Jeans, den Chucks und dem langen schwarzen T-Shirt sah sie mehr wie ein halbwüchsiger Junge aus. Ein Gothic. Ihr hellblondes Haar stand stachlig vom Kopf ab, und sie trug dicke Gliederketten um Hals, Taille und Handgelenke. »Du bist das Mädchen aus dem Song, Garet James«, schnurrte sie. »Ich habe mich sehr darauf gefreut, dich kennenzulernen.«
    »Wirklich?«, fragte ich und fühlte mich etwas unwohl angesichts der Tatsache, dass sie so viel über mich wusste. »Ich bin schon so lange ein Fan deiner Sendung … aber woher weißt du, dass Jay da von mir singt? Kennst du ihn etwa?«
    »Nein«, sagte sie, schlug die Füße unter ihre Beine und bedeutete mir, ich solle mich neben sie auf einen Stuhl setzen. »Aber ich habe mir die Songs von London Dispersion Force jetzt schon eine ganze Weile angehört.« Dann neigte sie den Kopf, als ob sie einer Botschaft lauschte. »Ja, deine Freunde haben gerade einen Vertrag mit Vista Records angeboten bekommen. Ich hoffe nur, dass der Streit zwischen Jay und Becky nicht dazu führt, dass die Band auseinanderbricht. Du weißt ja, so etwas kann schnell passieren.« Sie lächelte, hob die rechte Hand und
spreizte ihre Finger. Die schweren Ketten an ihrem Handgelenk schlugen wie Glocken gegeneinander.
    »Oh, sie werden das sicher irgendwie lösen«, sagte ich, »aber woher …?« Bevor ich meine Frage ganz aussprechen konnte, hatte sie sich wieder zum Mischpult umgedreht und setzte die Kopfhörer auf.
    »Das war ›Troubadour‹ von London Dispersion Force«, hauchte sie mit rauchiger Stimme ins Mikrofon. »Morgen Abend könnt Ihr sie live in der Mercury Lounge erleben. Den nächsten Titel hat sich Obie Smith für seine Freunde in der Stadt gewünscht. Ein Sturm braut sich zusammen, meine Lieben, also haltet die Ohren steif und ergebt euch nicht euren tiefsten Ängsten. Denkt immer daran, vor dem Morgengrauen ist die Nacht am dunkelsten.« Dann zog sie einen anderen Regler, und aus den Lautsprechern erklangen Regen und Donner, dann folgten die Anfangsakkorde von »Riders On The Storm«.
    »Okay.« Ariel erhob sich von ihrem Drehstuhl, und die Ketten, die sie trug, machten dasselbe Geräusch wie der Donner von der Platte. »Ich habe zwanzig Minuten Sturmmusik einprogrammiert. Das sollte uns genügend Zeit geben.«
    »Vergiss nicht, es ist ihr erstes Mal«, sagte Oberon und folgte Ariel aus dem Studio zum Fahrstuhl.
    »Umso besser.« Ariel grinste mich an und drückte meinen Arm. »Das erste Mal ist immer das Schönste, und diese Nacht ist perfekt dafür. Der Wind kommt von Süden und ist klar und rein.«
    »Was für ein erstes Mal?«, fragte ich und merkte, dass ich nervös wurde. Wieso sollten wir überhaupt das Studio verlassen? »Wozu ist die Nacht perfekt?«

    »Hier kommt der Fahrstuhl«, sagte Ariel, ohne auf meine Fragen einzugehen. »Die letzten Besucher haben die Aussichtsplattform verlassen.«
    Eigentlich wollte ich darauf hinweisen, dass die Plattform in diesem Fall auch sicherlich schon geschlossen sein würde. Davon abgesehen war ich überzeugt, dass man nur dorthin gelangen konnte, indem man erst wieder zur Eingangshalle hinunterfuhr. Aber Oberon kritzelte bereits die Zahl 86 auf eine Haftnotiz, zog einen Kreis darum und klebte sie neben die Anzeigetafel mit den Knöpfen für die einzelnen Stockwerke. Die Nummer und der Kreis leuchteten sofort ebenso grün auf. Oberon drückte auf die neu geschaffene Taste, und der Lift fuhr zum 86. Stock hinunter, wo sich die Türen zur verlassenen Aussichtsplattform öffneten.
    Als wir durch den dunklen Souvenirladen gingen, vorbei an den Modellen des Empire State Buildings und den Postkarten von der schönen Aussicht, nahm Ariel die Ketten von ihrem Hals und ihren Handgelenken und drapierte sie über die

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