Blackmail: Thriller (German Edition)
träumen.
»Hat sie Selbstmord begangen, Penn?«
Ich muss daran denken, dass manche Leute es wohl für unangemessen halten, dass Mia mich mit meinem Vornamen anspricht. Zwischen uns herrschte von Anfang an eine natürliche Zwanglosigkeit, doch angesichts dessen, was ich über Drew und Kate erfahren musste, erscheint mir nichts mehr unschuldig und natürlich. »Ich weiß es nicht. War Kate der Typ, der sich umgebracht hätte?«
Mia schlägt die Arme vor die Brust und lässt sich Zeit, bevor sie antwortet. »Nein. Sie hat sich oft abgesondert, besonders im letzten Jahr, aber ich glaube nicht, dass sie unter Depressionen litt. Ihr Freund hat ihr allerdings eine Menge Ärger gemacht.«
»Kate hatte einen Freund?«
»Na ja, eigentlich einen Ex. Steve Sayers.«
Steve Sayers, der Quarterback des Footballteams. Wie nicht anders zu erwarten.
»Ich weiß wirklich nicht, was mit den beiden war. Sie waren fast zwei Jahre zusammen. Ende letzten Sommers schien Kate dann plötzlich vergessen zu haben, dass Steve existiert.«
Dank Drew Elliott, M. D. …
»Das Merkwürdige daran ist, sie hat nicht Schluss gemacht mit Steve. Sie hat sich weiter mit ihm getroffen, ist mit ihmzusammen ausgegangen, obwohl sie ihn offensichtlich nicht mehr geliebt hat. Aber sie hatte keinen Sex mehr mit ihm. Und das hat ihn verrückt gemacht.«
Mias Offenheit über Sex kommt nicht von ungefähr. Wir haben zahlreiche ungezwungene Unterhaltungen über die Dinge geführt, die an der St. Stephen’s unter der Oberfläche vor sich gehen. Wäre nicht Mias Offenheit, ich hätte genauso wenig eine Vorstellung von der Wirklichkeit einer modernen Highschool wie alle anderen Eltern und wäre im Beirat kaum von Nutzen.
»Hat Kate selbst dir erzählt, dass sie keinen Sex mehr mit Steve hatte?«, frage ich.
»Nein. Aber Steve hat es ein paar von seinen Freunden erzählt, und es hat sich herumgesprochen. Er meinte, dass sie vielleicht einen anderen hat, mit dem sie’s treibt. Jemand von einer anderen Schule möglicherweise.«
»Was glaubst du?«
Mia beißt sich auf die Unterlippe. »Wie ich bereits sagte, Kate war ziemlich verschlossen. Sie hatte eine charmante Maske, die sie nach Belieben aufsetzen konnte, und die meisten Leute fielen darauf herein. Aber das war nur die Maske, mit der sie durchs Leben gegangen ist. Tief im Innern war sie jemand ganz anderes.«
»Wer war sie?«
»Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass sie viel zu anspruchsvoll war für Steve.«
Ich blicke Mia forschend in die Augen, sehe aber keine versteckte Andeutung darin. »Was hat sie so anspruchsvoll gemacht?«
»Ihre Zeit in England vielleicht. Nachdem ihre Eltern geschieden waren, ging sie nach London und lebte eine Zeit lang bei ihrem Dad. Sie hat dort mehr als drei Jahre lang eine exklusive Schule besucht, konnte am Ende aber nicht bleiben. Trotzdem, als sie hierher zurückkam, war sie uns anderen weit voraus. Sie war ziemlich einschüchternd mit ihrem englischen Akzent.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich einschüchtern lässt.«
»Oh doch. Aber letztes Jahr hab ich dann aufgeholt. Und dieses Jahr habe ich sie in jedem Fach überflügelt. Es ist nicht schön, das jetzt zu sagen, aber das hat mir ein verdammt gutes Gefühl gegeben.«
Einige von Drews Worten kommen mir in den Sinn. »Du spielst Tennis, nicht wahr?«
»Ich bin im Team, ja. Ich bin nicht so gut wie Kate, noch nicht. Sie hat letztes Jahr die Staatsmeisterschaften gewonnen und war auf dem besten Weg, auch dieses Jahr den Titel zu holen.«
»Hat Kate nicht mit Ellen Elliott zusammen Leistungstennis gespielt?«
»Ja. Die beiden haben die Landesmeisterschaft gewonnen.«
»Was hältst du von Ellen?«
Mias Augen flackern interessiert. »Fragst du mich nach meiner offiziellen Meinung oder willst du wissen, was ich wirklich denke?«
»Was du wirklich denkst.«
»Sie ist ein knallhartes Miststück.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Eiskalt und berechnend. Wie sie einen behandelt, hängt ganz davon ab, welche Eltern man hat.«
»Wie hat sie Kate behandelt?«
»Machst du Witze? Kate war ihr persönlicher Protegé. Ellen war die Nummer eins in Georgia, als sie noch Tennis gespielt hat. Ich denke, sie durchlebt mit Kates Hilfe ihre Jugend noch einmal.«
»Wie hat Kate Ellen behandelt?«
Mia zuckt die Schultern. »Ganz gut. Sie war freundlich zu ihr, aber …«
»Was?«
»Ich glaube nicht, dass Kate sie respektiert hat. Ich habe gehört, wie sie hinter Ellens Rücken Dinge über sie
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