Blackmail: Thriller (German Edition)
Dunkelheit weiß ich, was ich dort sehe. »In Deckung, Sonny!«, brülle ich und werfe mich zu Boden.
Die Nacht verschwindet in einem Ausbruch aus weißem Licht und Donnerknallen; die einzelnen Explosionen folgen zu schnell aufeinander, als dass man sie zählen könnte. Eine automatische Waffe. Während die Sekunden vergehen, drehe ich den Kopf zu Sonny, der aus irgendeinem Grund immer noch auf den Beinen ist, in voller Sicht für den Schützen.
Er erwidert das Feuer auf den Lexus. Orangefarbene Flammen schießen aus seiner Pistole, doch das Knallen der Schüsse geht im Rattern der Maschinenpistole unter. Ich sehe zu dem Lexus, und für einen kurzen Moment erscheint ein schreiendes asiatisches Gesicht in einem perfekten Kreis aus Licht. Zwei Löcher erscheinen wie durch Magie in der Tür unter dem Gesicht, bevor eine weitere Salve aus dem hinteren Fenster jagt. Hinter mir ertönt ein explosives Grunzen.
Sonny ist getroffen!
Die Reifen der Limousine drehen kreischend durch, und ich rolle mich über den Boden zu Sonny. Er liegt auf dem Rücken, die Augen aufgerissen, und ächzt aus weitem Mund nach Luft. Mit der Rechten schiebt er mir die Pistole zu.
»Nehmen Sie!«
Ich nehme die Waffe, doch bis ich auf den Knien bin und die Pistole im Anschlag habe, jagt der Lexus bereits mit schlingerndem Heck davon. Ich leere Sonnys Magazin in den flüchtenden Wagen, bevor ich die Pistole fallen lasse und mich über Sonny beuge. Das Blut auf seinem weißen Strickhemd verrät mir, dass er wenigstens dreimal in den Leib getroffen wurde. Seine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig, und an seinem abgehackten Atmen erkenne ich, dass der Tod nahe ist.
»Meine Kinder …«, sagt er mit gutturaler Stimme. »Sehen Sie … nach meinen Jungen.«
»Sie zuerst, Sonny.« Ich zerre mein Handy aus der Jackentasche, doch noch während ich den Notruf wähle, fliegt die Haustür erneut krachend auf.
»Daddy? Daddy, wo bist du?«
Panik in der Kinderstimme. »Daddy ist noch hier draußen!«,rufe ich zurück. »Es geht ihm gut. Er kommt gleich zu euch rein. Geht wieder ins Haus, Kinder!«
»Notrufzentrale«, meldet sich eine Frauenstimme an meinem Ohr.
»Hier ist Penn Cage. Ein Officer wurde niedergeschossen, in der zwo-einundsiebzig Beau Pré Road. Mehrere Schusswunden. Ich brauche einen Notarzt, sofort! Und jetzt verbinden Sie mich mit dem Sheriff’s Department.«
Auf Sonnys Veranda stehen zwei kleine Silhouetten unsicher im gelben Rechteck der Tür.
»Sheriff’s Department«, meldet sich eine neue Frauenstimme.
»Deputy Cross wurde vor seinem Haus niedergeschossen. Mehrere Schusswunden. Ich wiederhole, Deputy Sonny Cross wurde niedergeschossen. Schaffen Sie ein paar Sanitäter her, so schnell es geht. Sein Zustand ist kritisch. Die Schützen flüchten vom Tatort über die Beau Pré Road in Richtung Highway 61. Es ist ein schwarzer Lexus, älteres Modell, mit wenigstens drei Insassen. Sie müssen sofort Straßensperren errichten. Die Schützen sind Asiaten. Ich wiederhole, Asiaten oder asiatischer Herkunft. Informieren Sie Sheriff Byrd zu Hause. Sagen Sie ihm, Penn Cage hätte den Zwischenfall gemeldet.«
»Warten Sie«, sagt die Frau in der Zentrale.
»Ich kann nicht. Zwei-einundsiebzig, Beau Pré Road.«
Eins von Sonnys Kindern hat die Veranda verlassen und sich halb bis zu seinem Vater vorgewagt. »Daddy?«, ruft der kleine Junge verängstigt.
Trotz seiner Schmerzen gelingt es Sonny, den Kopf zu schütteln. »Die Kinder sollen mich nicht so sehen, Penn«, schnauft er. »Lass sie nicht …« Ein Schwall Blut schießt aus seinem Mund.
Ich springe auf und laufe zu dem Jungen, hebe ihn vom Boden hoch und trage ihn zur Veranda zurück, wo sein kleiner Bruder wartet. Während ich ihn absetze, versuche ich, die beiden zu beruhigen, doch ihre Gesichter im Schein derVerandabeleuchtung verraten mir, dass sie das Schreckliche bereits begriffen haben. Ich lasse mich auf die Knie fallen und nehme eine kleine Kinderhand in jede meiner Hände. »Ist einer von euch verletzt?«
»Nein, Sir«, sagt der ältere, der elf oder zwölf Jahre ist. »Soll ich meine Pistole holen?«
»Wo ist Dad?«, fragt der andere, der höchstens acht ist. Tränen strömen ihm über die Wangen.
»Euer Dad ist verletzt, Kinder. Aber er kommt wieder in Ordnung. Der Krankenwagen ist schon unterwegs. Ich möchte, dass ihr reingeht und eure Mom anruft. Sagt ihr, sie muss sofort herkommen. Habt ihr das verstanden?«
»Jawohl, Sir«, sagt der ältere der beiden,
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