Blackmail: Thriller (German Edition)
gesellte sich die Erschöpfung nach der Tortur einerzweistündigen Befragung. Ich war versucht, nach Hause zu gehen und mich schlafen zu legen. Doch zuvor musste ich noch eine Sache herausfinden: Hatte ich recht, was Kates Botengänge zu Cyrus betraf?
Die Bank auf der anderen Seite des Besucherzimmers ist leer, als ich eintrete. Endlich kommt Drew herein und setzt sich hinter die Scheibe. Kein Wachmann ist bei ihm. Seine Augen haben einen leeren Ausdruck wie bei einem Mann, der vor sich hin dämmert.
»Sonny Cross ist tot«, sage ich zu Drew.
Er neigt den Kopf zur Seite, als wollte er sagen: Was hat das mit mir zu tun?
»Er hat mir ein paar Dinge erzählt, bevor er starb. Beispielsweise, warum Kate regelmäßig zu Cyrus White gegangen ist.«
Jetzt wird er wach. Interessiert sieht er mich an.
»Kate hat Lorcet bei Cyrus gekauft. Einhundert Pillen im Monat.«
Drew schließt die Augen.
»Lorcet ist Hydrocodon, nicht wahr? Der Wirkstoff, nach dem Ellen süchtig ist?«
Er nickt langsam und lässt den Kopf hängen.
»Lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Drew. Ich muss es wissen.«
Er öffnet die Augen und legt die Unterarme auf das kleine Sims vor dem Fenster. »Ich wusste nicht, dass sie das Zeug von Cyrus kriegt. Ich hatte keine Ahnung.«
Ich bin sprachlos angesichts der Wut, die in mir aufsteigt. »Was wusstest du, Mann? Warum hat Kate dieses Zeug überhaupt gekauft?«
Drews rechte Wange zuckt wie bei einem elektrischen Schock. »Ich habe dir erzählt, wie schlimm Ellens Abhängigkeit ist. Viermal in einer Entziehung, und sie hat es trotzdem nicht geschafft. Ich habe ihr das absolute Minimum verschrieben, um ihr die Entzugserscheinungen zu ersparen. Die dea hat mich ununterbrochen observiert. Eine Menge Ärzte sindsüchtig nach diesem Zeug, deswegen überwacht die Drogenbehörde derartige Verschreibungen genau. Jedenfalls, irgendwann hat Ellen einen meiner Rezeptblöcke gestohlen und ein paar Rezepte gefälscht. Sie kam zweimal damit durch, doch dann wurde sie erwischt. Hätte Win Simmons von Rite-Aid nicht mich anstatt die Polizei angerufen, Ellen hätte tief in der Klemme gesteckt.«
»Wie kam Kate ins Spiel?«
»Wir waren zu der Zeit bereits liiert. Sie hat gesehen, wie fertig ich war am Abend nach dem Zwischenfall mit den gefälschten Rezepten, und ich musste ihr erzählen, was passiert war. Ich war mit den Nerven am Ende. Ich konnte mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren und hatte Angst, das Haus zu verlassen, weil ich nicht wusste, was Ellen anstellen würde. Sie weigerte sich, noch eine weitere Entziehung mitzumachen. Sie trank sehr viel, um die Entzugserscheinungen zu mildern, und das machte sie gewalttätig. Irgendwann mitten in diesem Alptraum tauchte Kate mit einer Flasche Lorcet Plus auf. Einhundert Zehnmilligrammpillen in einer Arzneimittelflasche.« Drew schüttelt den Kopf, als könnte er es immer noch nicht fassen. »Es war wie die Erlösung. Ich fragte Kate, woher sie das Zeug hatte, und sie antwortete nur: ›Von einem Freund. Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf.‹ Selbstverständlich machte ich mir Gedanken, doch Kate wollte nicht weiter darüber reden. Sie sagte nur, es wäre kein Problem, Lorcet zu besorgen – die halbe Stadt würde das Zeug nehmen. Kate brauchte fünfhundert Dollar für die Flasche. Sie könne alles besorgen, was ich brauchte, sagte sie, ohne jedes Risiko. Ich weiß, wie schrecklich das klingt, aber … es machte das Leben endlich wieder erträglich. Ich hatte die dea nicht mehr im Nacken, und Kate war glücklich, dass ich mich wieder entspannen und ihr mehr Aufmerksamkeit widmen konnte.«
»Ja, es war perfekt«, sage ich bitter. »Sieht man davon ab, dass Kate jedes Mal ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt hat, wennsie den kleinen Botengang für dich erledigt hat. Mein Gott, Drew! Ist dir eigentlich klar, wie schäbig das alles ist?«
Wieder lässt er den Kopf hängen.
»Ich kann ja verstehen, dass du dich in Kate verliebt hast. Sie war ein wunderschönes Mädchen, voller Verheißung für die Zukunft, ganz ähnlich dir selbst, als du achtzehn gewesen bist. Und ich verstehe die Verlockung, sich diesen Gefühlen hinzugeben. Es kostet mich manchmal große Anstrengung, nicht dazusitzen und Mia auf den Hintern zu starren. Aber das ist etwas anderes. Du hast die Zukunft dieses Mädchens riskiert, um dir das Leben ein wenig leichter zu machen. Das ist schäbig, Mann, richtig schäbig.«
»Ich weiß.«
»Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
Er dreht
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