Blackmail: Thriller (German Edition)
Neuigkeiten.«
Kein Wort über gestern Nacht, als wäre nichts passiert. »Fang mit den schlechten an.«
»Die Cops haben eben die Stelle gefunden, wo Kate Townsend starb. Den Tatort.«
»Wo?«, frage ich und habe zugleich Angst vor der Antwort.
»Sie haben den St. Catherine’s Creek abgesucht, seit sie Kates Handy gefunden haben. Vor ungefähr zwei Stunden haben sie menschliches Blut und Haare an einer Autofelge entdeckt, die halb im Sand vergraben war. Die Felge lag an der Stelle, bis zu der das Hochwasser am Tag von Kates Tod gereicht hat. Offensichtlich wurde sie vom Wasser mitgerissen.«
»Ja. Ich glaube, der Regen hatte erst eine Stunde vor Kates Tod nachgelassen.«
»Das Blut, das man gefunden hat, weist die gleiche Blutgruppe auf, wie Kate sie hatte. Selbstverständlich wird eine dna-Analyse vorgenommen. Aber die Haare stimmen völlig überein.«
Ich lasse die Schultern hängen. »Ist es in der Nähe der Stelle, an der Kates Handy gefunden wurde?«
»Ungefähr fünfzig Meter entfernt. Genau zwischen Pinehaven und Sherwood Estates.«
Mit anderen Worten, genau in der Mitte zwischen Drews Haus und Kates Haus, und genau dort, wo er seinen Worten zufolge ihre Leiche gefunden haben will. Wenn Kate stark geblutet hat, dann ist sie wahrscheinlich dort gestorben – was bedeutet, dass sie nicht bei Brightside Manor gestorben sein kann. Das wäre zu weit oberhalb. Mit einem Mal sieht Cyrus White viel weniger schuldig aus als noch dreißig Sekunden zuvor. Und die Chancen, dass die Polizei Beweise für Drews Anwesenheit am Tatort findet, sind soeben ins Astronomische gestiegen.
»Ich weiß, das ist nicht gut für Drew«, sagt Caitlin vorsichtig.
»Keine Sorge, er wird es überstehen. Wer hat das Blut entdeckt? Die Deputys von Sheriff Byrd oder die Cops vom Police Department?«
»Die Polizei.«
Gott sei Dank für kleine Gefälligkeiten. »Hm.«
»Das fbi ist inzwischen in der Stadt eingetroffen. Die dea ebenfalls. Sie richten eine Spezialeinheit im ehemaligen Laden von Sears im Tracetown Shopping Center ein.«
»Gut.«
»Vielleicht werden jetzt endlich sämtliche Beweise für alle zugänglich.«
»Das wage ich zu bezweifeln.«
Caitlin schweigt. Sie will mehr Informationen über Drew, doch sie begeht nicht den Fehler, mich zu bedrängen.
»Was ist die andere schlechte Nachricht?«, frage ich.
»Vor zehn Minuten ist Jones offiziell zurückgetreten. Er ist nicht mehr Bürgermeister von Natchez, Mississippi.«
Ich schließe die Augen und taste hinter mir nach etwas, worauf ich mich setzen kann.
»Jones hat es mir persönlich mitgeteilt. Die Morde an den Wilsons waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der arme Kerl hat versucht, die Stadt zu regieren und sich gleichzeitig einer Chemotherapie zu unterziehen. Vielleicht wäre es in normalen Zeiten möglich gewesen, aber jetzt … Es ist traurig, wirklich traurig.«
Ich kann es kaum fassen. Ich hatte gedacht, wenigstens einen Monat Zeit zu haben, über diese Entscheidung nachzudenken, und jetzt muss ich sie innerhalb von Tagen treffen, wenn nicht Stunden.
»Bist du noch da, Penn?«
»Ja.«
»Holst du Annie heute von der Schule ab?«
»Mia bringt sie nach Hause.«
»Oh.« Ist da plötzlich ein wenig Kälte in ihrer Stimme? »Jetzt, da Bürgermeister Jones zurückgetreten ist, müssen inweniger als fünfundvierzig Tagen vorgezogene Neuwahlen stattfinden. So lautet das Gesetz.«
»Ich weiß.«
»Du hast in letzter Zeit Andeutungen gemacht, dass du für dieses Amt kandidieren möchtest.«
»Ich weiß.«
»Penn, falls du das wirklich vorhast, musst du dich in den nächsten Tagen dazu äußern.«
»Auch das ist mir bewusst, Caitlin.«
Ich höre, wie sie langsam und gleichmäßig atmet. »Wirst du kandidieren?«
Dies ist nicht die Zeit und nicht der Ort, um darüber zu reden, doch ich kann sie nicht belügen. »Ich bin nicht sicher. Im Augenblick neige ich dazu, ja.«
Neuerliches Schweigen. Als Caitlin wieder spricht, tut sie es mit gekünstelt munterer Stimme. »Wenn Mia nach der Schule auf Annie aufpasst, können wir doch versuchen, am frühen Abend essen zu gehen. Wir können später bei dir zu Hause Zeit mit Annie verbringen.«
»Hört sich gut an.«
»Planet Thailand?«
»Nicht ungestört genug. Was hältst du vom Castle?«
»Okay. Ruf mich an.«
»Mach ich.«
Ich stecke das Handy wieder ein; dann setze ich mich auf die Ziegelmauer hinter mir. Ich bin an der sprichwörtlichen Weggabelung angekommen. Ich habe mein
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