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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ursprung der Musik um und blinzele. Auf einem Hügel ungefähr sechzig Meter von uns entfernt stehteine einsame Gestalt in einem Schottenrock und schwarzem Barett. Einmal mehr ist die Melodie »Amazing Grace«, doch diesmal schwingt in ihr eine einsame, nackte Schönheit, die erreicht, was menschliche Stimme und Salutschüsse nicht zu erreichen vermögen: Sie durchdringt unseren Schleier aus Verdrängung und macht uns eins mit dem Verstorbenen, noch während wir Trost in der Melodie finden. Als der Dudelsackspieler endet, faltet die Ehrenwache die Flagge und übergibt sie der Mutter von Sonny Cross’ Kindern. Sie mag seine Exfrau sein, doch niemand hinterfragt an diesem Tag gesetzliche Dinge. Wahre Witwenschaft hat nur wenig mit dem Gesetz zu tun.
    Die Menge zerstreut sich rasch, und bald ist nur noch die Familie an Sonnys Grab. Der große rotgesichtige Mann steht bei Sonnys Witwe und redet mit ihr. Er trägt einen schlecht sitzenden Anzug, mit größter Wahrscheinlichkeit den einzigen, den er besitzt. Sonnys Söhne stehen ein paar Meter abseits und blicken verlegen und unbehaglich drein, während sie den davonfahrenden Wagen hinterhersehen. Der ältere scheint mich plötzlich zu bemerken und zu erkennen. Er hebt die Hand zu einem zaghaften Winken; dann kommt er in meine Richtung. Ich gehe ihm entgegen und reiche ihm die Hand.
    »Du warst da, als mein Dad gestorben ist«, sagt er.
    »Das ist richtig, Sonny«, antworte ich.
    »Sie nennen mich Junior«, entgegnet er.
    »Nach dem heutigen Tag wahrscheinlich nicht mehr, Sonny. Ich glaube, von heute an werden sie dich Sonny nennen.«
    Ein todernster Ausdruck legt sich auf sein Gesicht. Dann wird er langsam von Stolz verdrängt.
    »Ich weiß, wie schwer das ist«, sage ich zu ihm. »Meine Frau ist an Krebs gestorben, und sie war viel jünger als dein Dad.«
    Das weckt das Interesse des Jungen. »Ehrlich?«
    »Ja. Es dauert lange, um über so etwas hinwegzukommen. In mancher Hinsicht schafft man es nie. Aber mit der Zeit wird es besser.«
    Der Junge beißt sich auf die Lippe und tritt gegen einen Stock am Boden.
    »Wenn ihr Jungs Hilfe braucht, dann möchte ich, dass ihr mich anruft. Mein Name ist Penn Cage. Ich werde da sein und euch helfen, wie euer Vater es gewollt hätte.«
    »Okay.«
    »Kümmert der Sheriff sich um euch? Tut das Department etwas, um eurer Mutter zu helfen?«
    Zorn breitet sich auf dem kleinen Knabengesicht aus. »Der Sheriff ist ein Hundesohn. Er tut so, als hätte mein Dad etwas Ungesetzliches getan. Nicht draußen vor den Leuten, weißt du, aber bei uns zu Hause. Er sagt, mein Dad hätte Sachen von der Arbeit mitgenommen, die er nicht hätte nehmen dürfen.«
    Ich bemühe mich, mein plötzliches Interesse zu verbergen. »Ich glaube nicht, dass dein Dad den Sheriff besonders respektiert hat, wenn es um die Polizeiarbeit ging.«
    Sonny nickt entschieden. »Deswegen hat er so viel allein gearbeitet. Er hat’s mir selbst gesagt.«
    Mein Puls beschleunigt sich. Dieser elfjährige Junge weiß viel mehr, als ich erwartet hätte. »Sonny, wusstest du, dass ich mit deinem Vater zusammengearbeitet habe?«
    Er nickt erneut.
    »Dein Dad hat zu mir gesagt, dass ich die Arbeit jetzt allein zu Ende bringen muss. Die Kerle schnappen, die dein Vater gejagt hat. Verstehst du?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich weiß, dass der Sheriff dich wahrscheinlich auch schon gefragt hat, was ich dich fragen möchte. Aber ich bin nicht der Sheriff. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich glaub schon.«
    »Ich nehme an, dein Dad hatte ein besonderes Versteck, wo er seine Sachen für die Arbeit hatte?«
    Die Andeutung eines Lächelns zeigt sich in den Augen des Jungen. »Sie haben unser Haus zwei Tage lang durchsucht.«
    »Und? Haben sie etwas gefunden?«
    »Nichts.«
    Ich will weitersprechen, doch eine tiefe Männerstimme hält mich davon ab. Es ist der rotgesichtige Mann vom Gottesdienst. »Ihr geht jetzt hübsch zurück zu eurer Mama!«, befiehlt er den beiden Jungen.
    Sonny und sein kleiner Bruder trotten ohne Widerspruch zu ihrer Mutter. Dieser Mann ist offensichtlich gewohnt, dass man ihm gehorcht. Er kommt mir langsam entgegengeschlendert, die blauen Augen auf mich gerichtet. Ich strecke ihm die Hand entgegen, als er vor mir steht, und er schüttelt sie behutsam wie ein Mann, der genau weiß, dass er jemanden verletzen kann, indem er bloß zu fest zudrückt.
    »Hallo, Mr Cage«, begrüßt er mich.
    »Sind Sie Sonnys Vater?«
    »Ja. Ihr Dad war mein Arzt damals, als ich noch für Triton

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