Blackmail: Thriller (German Edition)
um ihm zu zeigen, worum es geht, hat er nur die Augen verdreht und gefragt, wo der nächste Computer steht. Jetzt, hier oben in der Suite, deute ich auf den Dell, den einer von Quentins jungen Assistenten gestern eingerichtet hat. Lucien geht zu dem Apparat und steckt eine der Flashkarten in einen freien usb-Port.
»Die Sache mit diesen kleinen Mistdingern ist die«, sagt er, »dass die Sicherheitsfunktionen nicht umfassend sind. Im Grunde ist es nichts weiter als Verschleierung. Ich müsste die Karte in weniger als fünf Minuten entsperrt haben.«
»Vergiss nicht«, sage ich zu ihm, »sobald du drin bist, stehst du auf und gehst vom Bildschirm weg. Du wirst dir die Dateien nicht ansehen. Selbst wenn ein Bild ganz von alleine aufgeht und den ganzen Schirm einnimmt, machst du die Augen zu und gehst.«
»Sie sind aber gereizt, Mann.«
»Deine Bezahlung ist von dieser Bedingung abhängig.«
»Fünfhundert Dollar?«, fragt Lucien, während seine Finger über die Tasten huschen. »Richtig?«
»Fünfhundert.«
»Leicht verdiente Kohle.«
Ich stelle meine Aktentasche auf den Wohnzimmertisch. Sie enthält immer noch Kates privates Tagebuch und Marko Bakics Flashkarte. Mein Plan ist, Mia zu bitten, eine zeitliche Abfolge in die Liste von Kates Bekanntschaften mit Männern und Jungen zu bringen, allerdings erst, nachdem Lucien fertig und wieder gegangen ist.
»Können wir uns einen Tee oder so was bestellen?«, fragt Mia.
»Bestellt euch, was ihr wollt. Drew bezahlt die Rechnung.«
Mia hebt den Telefonhörer ab und wählt die Nummer vom Zimmerservice. Sie fängt an zu bestellen, hält plötzlich mitten im Satz inne und zieht ihr Handy aus der Hosentasche. Sie bittet den Kellner vom Zimmerservice zu warten; dann liest sie eine sms auf dem kleinen Display. Ein Ausdruck des Erstaunens legt sich auf ihr Gesicht.
»Was ist?«, frage ich.
Sie legt den Finger an die Lippen und zieht mich in ein angrenzendes Zimmer.
»Keine Diskussionen vor den Kindern, wie?«, ruft Lucien uns hinterher.
Mia hält mir ihr Handy hin und deutet auf das blaue Display. Dort steht: Rave heutn8. Square I Filmtheater. Marko kommt angeblich mit KAs von der Ole Miss. Killer DJ aus Memphis. Gehe jetzt mit Stacey los.
»Was ist Square I?«
»Die Stelle, wo wir den ersten Hinweis finden.«
Ich erinnere mich an Sonnys Beschreibung der komplizierten Sicherheitsmaßnahmen, die einem Rave vorangehen. Die Kids bekommen verschiedene Rätsel gestellt und müssen kreuz und quer durch die Stadt fahren, bis sie sicher sind, dass niemand ihnen folgt. Erst dort erfahren sie, wo genau die Drogenparty stattfindet.
»Was sagst du?«, fragt Mia mit funkelnden Augen. »Willst du hin?«
Ich blicke über die Schulter zurück in den anderen Raum, doch ich kann nur an die Nachricht auf dem Display denken. Marko kommt angeblich … »Ja. Ich will hin.«
Mia grinst. »Geil!«
»Was ist mit Lucien?«
»Er schläft im Schulinternat, nicht zu Hause. Für fünfhundert Mäuse kommt er auch später noch mal wieder.«
»Das hab ich gehört!«, kräht Lucien aus dem Nachbarzimmer.
»Und?«, frage ich und kehre in das Zimmer mit dem Computer zurück. »Kannst du später noch mal herkommen?«
Lucien schlägt auf die Enter-Taste, steht auf und tritt vom Computer zurück. »Nicht nötig. Der Job ist erledigt.«
»Du machst Witze.«
Er grinst und enthüllt verblüffend weiße Zähne. »Über meine Arbeit mache ich keine Witze.«
»Ich habe dir zwei Flashkarten gegeben.«
»Das dort war die zweite. Sie können den Inhalt ansehen, wie es Ihnen passt. Keine Passwörter, keine Probleme, und ja, ich nehme Bargeld.«
Ich zücke meine Geldbörse und nehme fünf Einhundertdollarnoten hervor. »Ich möchte, dass du dir noch eine weitere Karte ansiehst, Lucien.«
»Kein Problem. Aber das kostet extra.«
»Ich zahle für Ergebnisse.« Ich öffne die Aktentasche aufdem Wohnzimmertisch und nehme die Flashkarte heraus, die ich aus Marko Bakics Apartment über der Garage der Wilsons gestohlen habe. Es ist eine Sony, keine Lexar, doch Lucien scheint das egal zu sein.
»Wir müssen jetzt wirklich los«, drängt Mia.
»Weswegen die Eile?«, fragt Lucien.
Ich werfe Mia einen bedeutungsvollen Blick zu. »Das ist wichtig.«
Lucien nimmt die Karte und schiebt sie in den usb-Port. Mia stellt sich auf Zehenspitzen und flüstert mir ins Ohr: »Das Rätsel ist nicht lange dort. Wenn wir zu spät kommen, verpassen wir die Party. Und Marko.«
»Wir brauchen diese Daten, Mia. Und
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