Blackmail: Thriller (German Edition)
durcheinanderbringen wollen, gehe ich ins Gefängnis und unterbreite ihm die Sache.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich komme mit Ihnen.«
»Sie schaffen es doch kaum bis auf die Toilette.«
Ich stemme mich auf die Hände und setze mich auf. »Ich komme mit Ihnen, Quentin.«
Er nimmt seinen Mantel und geht zur Tür.
»Fahren Sie ins Hotel«, sage ich zu ihm. »Wenn ich mich nicht in einer halben Stunde bei Ihnen gemeldet habe, reden Sie allein mit Drew. Einverstanden?«
Er nickt einmal. Ich rechne damit, dass er mir ein Versöhnungsangebot macht – oder mir zum Abschied noch einen Schuss vor den Bug knallt, doch er tut weder das eine noch das andere.
Nachdem er gegangen ist, nehme ich das Plastikkästchen, das mich mit der Schwesternstation verbindet, und drücke auf den Rufknopf.
»Ja, Mr Cage?«
»Ist mein Vater noch im Krankenhaus?«
»Sein Licht brennt.«
»Würden Sie ihn anpiepsen und ihn bitten, zu mir zu kommen?«
»Jawohl, Sir.«
»Ich danke Ihnen.«
Zehn Minuten später kommt mein Vater ins Zimmer und schließt hinter sich die Tür.
»Was gibt’s denn?«, fragt er.
»Ich muss hier raus, Dad. Du musst mir helfen.«
»Was ist denn passiert? Ich habe gehört, dass Drew schuldig gesprochen wurde.«
»Ellen Elliott hat mir soeben gestanden, dass sie Kate getötet hat.«
Dad öffnet den Mund, doch es kommt kein Laut hervor. Schließlich fragt er: »Und du glaubst ihr?«
»Ja.«
»Mein Gott.«
»Du musst mir aus diesem Bett helfen, Dad. Ich muss mit Drew reden, von Angesicht zu Angesicht, und das bedeutet, dass ich ins Gefängnis muss. Ich will eine Annullierung seiner Verurteilung erreichen, doch Quentin Avery ist anderer Meinung als ich. Ich muss sicherstellen, dass Drew eine Chance bekommt, sich selbst zu retten. Wenn sich nichts mehr ändert zwischen dem Urteil und der Straffindung, fürchte ich, dass man ihn zum Tode verurteilen wird. Drews Sohn sollte das nicht durchmachen müssen, selbst wenn dieses Urteil in sechs Monaten für ungültig erklärt wird.«
Dad sitzt auf meiner Bettkante und untersucht mich von Kopf bis Fuß. »Dein Zustand ist ziemlich schlecht, Penn.«
»Wie schlecht genau?«
Er stößt einen tiefen Seufzer aus. »Dein Herz klingt ein wenig besser, aber die Vaskulitis ist immer noch ein ernstes Problem. Wenn du jetzt anfängst, dich zu bewegen, wirst du hydrostatische Probleme mit deinem Blutdruck bekommen. Du könntest sehr leicht ohnmächtig werden.«
»Es sind nicht meine Blutgefäße, die mich an dieses Bett fesseln, Dad. Es ist der verdammte Entzug. Ich kriege furchtbare Muskelkrämpfe, sobald ich mich bewege. Wenn ich zehn Minuten stehen muss, kippe ich um und rolle mich vor Schmerzen zusammen. Du musst mir helfen.«
»Das Methadon hilft nicht?«
»Nicht genug.«
Dad schnalzt mit der Zunge.
»Drew hat mir das Leben gerettet, Dad«, sage ich leise. »Du erinnerst dich?«
»Schon gut, ich erinnere mich.« Dad klopft mit der rechten Faust in die offene linke Hand. »Es gibt etwas, das wir versuchen könnten … Es ist verdammt unethisch, aber … warte, ich bin gleich zurück.«
»Wohin gehst du?«
»In die Krankenhausapotheke.«
Er ist in weniger als fünf Minuten zurück. In der linken Hand hält er eine Flasche mit Pillen, in der rechten einen Mörser mit Pistill.
»Was ist das?«
»Oxycontin.«
»Und das hilft?«
Seine Augen funkeln unter erhobenen Brauen. »Das werden wir gleich herausfinden.«
Er nimmt zwei der gelben Tabletten aus der Flasche, lässt sie in den Mörser fallen und zerstößt sie mit dem Pistill zu feinem Pulver. »Das machen Süchtige so, weil die Tabletten sich nur langsam auflösen und ihren Wirkstoff freisetzen«, erklärt er. »Wenn man sie pulverisiert, kriegt man die volle Dosis auf einen Schlag. Es ist sehr ähnlich einer Heroin-Injektion.«
Er nimmt eine weiße Grußkarte von den Blumen neben meinem Bett und streift damit vorsichtig drei Viertel des Pulvers in das Wasserglas auf meinem Nachttisch.
»Trink das.«
Ich schlucke die bittere Mischung herunter.
»Das sollte dir ein wenig Erleichterung verschaffen.«
»Wie lange hält es an?«
»Das weiß ich nicht. Aber mach das nicht alleine, hörst du? Wenn der Schmerz wieder einsetzt, nimmst du eine ganz normale Pille und schluckst sie herunter.«
Dad setzt sein Stethoskop auf und drückt die kalte Glocke unter meiner linken Brustwarze auf meine Haut, direkt über meinem Herzen.
»Wonach horchst du?«, frage ich. »Verlangsamt sich mein Herzschlag?«
»Nein.
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