Blackmail: Thriller (German Edition)
erwürgen.
»Ich legte ihr die Hände um den Hals. Um sie zum Schweigen zu bringen, wissen Sie? Nicht um sie umzubringen oder so. Sie sollte nur ruhig sein, bis ich fertig war.«
»Ich verstehe. Sie wollte nicht still sein. Was ist dann passiert?«
»Eigentlich nichts.« Marko blinzelte, als würde er sich dadurch besser erinnern. »Nachdem ich gekommen war, hatte sie die Augen wieder geschlossen. Ich glaub, sie ist einfach gestorben, Mann. Ich glaube nicht mal, dass ich sie getötet habe. Ich glaube, was vorher passiert ist, hat sie umgebracht.«
Unglaublich. »Und dann?«
»Ich habe jemanden kommen hören. Er kam ziemlich schnell näher. Ich dachte, es wäre vielleicht ein Reh, aber dann habe ich gemerkt, dass es ein Mensch sein muss. Ich rannte durchs Wasser auf die andere Seite und versteckte mich hinter den Sträuchern.«
»Wer war es?«
»Der Doktor. Elliott. Er rannte zu Kate und fiel auf die Knie. Er hämmerte auf ihre Brust, dann fing er an zu pumpen, wie sie’s im Fernsehen machen. Aber es hatte keinen Zweck. Sie war tot.«
»Und dann?«
Marko stieß einen abfälligen Laut aus. »Er hat geweint. Er schrie zum Himmel. Ich hab so was ständig gesehen, damals in der Stadt.«
»Sarajewo?«
»Ja. Wenn ein Heckenschütze jemanden abgeknallt hatte. Die Menschen verfluchten Gott, heulten, schrien in den Himmel. Aber wissen Sie was? Kein Einziger ist je wieder aufgestanden. Gott hat nicht einen von ihnen gerettet.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Auf gar nichts. Es ist so.«
Mir wurde klar, dass ich genug gehört hatte. Der Rest seiner Geschichte interessierte mich nicht mehr. Ich wusste ohne zu fragen, dass Marko der Erpresser auf dem Motorrad gewesen war in jener ersten Nacht, und dass er versucht hatte, das, was er am Nachmittag beobachtet hatte, zu seinem Vorteil auszunutzen. Sich mehr Geld und Medikamente zu verschaffen. Ich wusste nicht, wer sein Helfer gewesen war, doch es interessierte mich nicht genug, als dass ich ihm die Befriedigung verschafft hätte, danach zu fragen. Marko würde sich bald vor einer Jury verantworten müssen, und sein Schicksal lag in den Händen dieser zwölf Leute. Es war Zeit für mich, das alles hinter mir zu lassen. Ich wandte mich von ihm ab und ging zur Tür.
»Hey!«, rief er mir hinterher. »Wollen Sie gehen?«
»Ja.«
»Warten Sie!«
Ich drehte mich zu ihm um.
»Haben Sie Mia gefickt?«
Ich starrte ihn ungläubig an.
»Kommen Sie schon, Mann! Haben Sie?«
»Nein.«
Er lachte leise auf. »Zu schade. Sie ist gut im Bett.«
Ich hätte mich auf ihn stürzen können und ihm den eisernen Infusionshalter bis zum Anschlag in den Hintern schieben, doch das tat ich nicht. »Ich bin sicher, dass sie gut ist«, sagte ich stattdessen. »Und eines Tages wird jemand, der es viel mehr zu schätzen weiß als Sie, den Rest seines Leben mit ihr verbringen. Jemand, der Mia verdient hat.«
Er schien darüber nachzudenken. Dann sagte er: »Vielleicht. Aber sie wird sich immer an mich erinnern.«
Ich ging zu ihm ans Bett zurück, während ich gegen das Verlangen ankämpfte, ihn windelweich zu prügeln. »Wissen Sie, welche Frage Sie sich stellen sollten, Marko?«
»Was?«
»Sie sollten sich fragen, was Ihre Mutter und Ihre Schwester denken würden, wenn sie sehen könnten, was Sie mit diesen serbischen Mädchen gemacht haben. Und was Sie Kate angetan haben.«
Markos Augen versprühten so viel Hass, wie ich es lange Zeit nicht mehr gesehen hatte.
Und mit diesen Worten verließ ich sein Zimmer.
Zwei Tage, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, erließ Judge Minor eine einstweilige Verfügung und setzte das Urteil gegen Drew aus. Er kam aus dem Gefängnis frei. Am Tag darauf beschloss eine eigens zusammengetretene Grand Jury, Marko wegen des Mordes an Kate Townsend anzuklagen. Wie in Drews Fall bedeutete dies, dass Marko ins Staatsgefängnis überstellt werden musste. Tommy Burns und ein weiterer Deputy holten den Gefangenen im Stadtgefängnis ab und brachten ihn ins Sheriff’s Department. Billy Byrd persönlich stand auf den Stufen, um seinen neuen Gefangenen in Empfang zu nehmen. Die Deputys zerrten Marko aus dem Wagen und führten ihn aufrecht in Hand- und Fußfesseln zu Byrd. Marko zeigte ihm den Finger und funkelte ihn verächtlich und herausfordernd an. Der Sheriff öffnete gerade den Mund zu einer Erwiderung, als ein zwölf Gramm schweres Wildgeschoss Markos Herz durchschlug und ein Schauer aus hellrotem Blut auf den Sheriff spritzte.
Der
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