Blackmail: Thriller (German Edition)

entschieden. Sie schlossen die Augen, bissen die Zähne zusammen und wählten einen, wie sie hofften, harmlosen Weißen. Doch wie Shad selbst vorhin gesagt hat, Natchez war vor einem Jahr noch eine ganz andere Stadt. Heute stecken wir in einer tiefen Krise. Und ein Mann, der während einer Krise nichts unternimmt, ist genauso schlimm wie ein Mann, der eine Krise verursacht.
    Während ich zu dem großen weißen Gerichtsgebäude starre, summt mein Handy. Ich steige in meinen Saab, bevor ich antworte.
    »Ist das Treffen zu Ende?«, fragt Drew mit nervöser Stimme. »Hast du den Autopsiebericht gesehen?«
    Keine Fragen über seine Zukunft, nur über das, was Kate zugestoßen ist. Liegt es daran, dass er sie so sehr geliebt hat? Oder hat er etwas zu fürchten? »Kate wurde erwürgt, Drew.«
    »Das dachte ich mir bereits«, sagt er leise. »Wegen der Flecken um ihre Augen. War sie schwanger?«
    »Ja. Seit vier Wochen.«
    Ein scharfes Luftholen auf der anderen Seite der Verbindung. »Deswegen wollte sie mich so dringend sprechen. Mein Gott, was ist mit …«
    »Hör auf zu reden, Drew. Wir können uns später über Einzelheiten unterhalten. Im Augenblick haben wir ein anderes Problem. Der Bezirksstaatsanwalt möchte eine Probe von deiner dna.«
    Stille.
    »Der Pathologe hat Sperma in Kates Leichnam gefunden.« Es macht keinen Sinn, Drew zu erzählen, dass das Sperma von zwei verschiedenen Männern stammt und an zwei verschiedenen Stellen gefunden wurde. »Natürlich habe ich damit gerechnet … nach dem, was du mir über die vorangegangene Nacht mit Kate erzählt hast.«
    »Ich höre.«
    »Shad will beweisen, dass du Kate ermordet hast. Er ist ganz versessen darauf.«
    »Glaubt er wirklich, ich wäre zu so etwas imstande?«
    »Alle Männer sind zu so etwas imstande, Drew. Wir können uns später über Shads Motive unterhalten. Im Augenblick und unter den gegebenen Umständen ist es das Beste, wenn du ihm diese Probe gibst. Das verschafft uns drei oder vier Wochen Zeit, während das Labor seine Arbeit macht. Und Zeit brauchen wir im Moment dringender als alles andere.«
    »Wieso?«
    »Weil die Polizei den wahren Mörder möglicherweise längst gefasst hat, bevor der Test abgeschlossen ist – oder bevor das Labor auch nur damit angefangen hat. Und wenn das geschieht, spielt es keine so große Rolle mehr, dass du Sex mit Kate Townsend hattest. Wenn Shad ein Geständnis von jemand anderem kriegt, könnte ich ihn vielleicht sogar bewegen, die restlichen Punkte gegen dich ganz fallen zu lassen. Du würdest möglicherweise eine sehr großzügige Spende für seinen nächsten politischen Wahlkampf tätigen müssen.« (Der früherkommen wird, als irgendjemand vermutet.) »Aber ich glaube, damit kannst du leben.«
    »Okay, gut. Aber was ist mit der Autopsie? Was hat der Pathologe sonst noch herausgefunden?«
    »Später, Drew. Shad wollte, dass du ins Labor des St. Catherine’s Hospital marschierst und dort deine Blutprobe abgibst, doch ich habe einen Kompromiss erreicht.«
    »Der da wäre?«
    »Kannst du deiner Labortechnikerin vertrauen?«
    »Susan? Sicher. Sie ist seit neun Jahren bei mir.«
    »Gut. Weil innerhalb der nächsten Stunde ein paar Cops zu dir in die Praxis kommen und dabei zusehen werden, wie Susan dir Blut abzapft.«
    »Okay.«
    »Du solltest Susan lieber darauf vorbereiten.«
    »Mach ich. Wirst du auch hier sein, wenn sie mir das Blut abnehmen?«
    »Ist deine Praxis während der Mittagszeit leer?«
    »Wie ein Friedhof.«
    »Also schön. Ich komme vorbei und passe auf, dass sie dir nicht noch Schamhaare abnehmen oder so was in der Art.«
    »Danke.«
    Ich beende das Gespräch und lasse den Motor an, als ein großer, dickbäuchiger Mann in einer braunen Uniform an meinem Wagen vorbeistolziert und zum Eingang des Büros des Bezirksstaatsanwalts geht. Das ist Billy Byrd, der Sheriff des Adams County. Während Sheriff Byrd die Tür ins Innere des Gebäudes öffnet, dreht er sich zu mir um und grinst herablassend, als wüsste er bereits genau, was sich vor einigen Minuten im Büro von Shad Johnson ereignet hat. Wahrscheinlich weiß er es tatsächlich.
    Willkommen beim Mississippi-Klüngel.

8
    S hads Emissäre treffen vor mir in Drews Untersuchungslabor ein. Doch es sind keine Cops, wie ich erwartet hatte, es sind Sheriff’s Deputys. Ich erkenne es an dem großen gelben Stern auf der Tür des weißen Streifenwagens, der vor der Praxis parkt. Dies verrät mir, dass sich der Bezirksstaatsanwalt im Fall der Ermittlungen