Blackmail: Thriller (German Edition)
ja … wir wissen, dass das Mädchen bis um drei Uhr nachmittags in der Schule war. Die Angler haben gesagt, sie hätten sie gegen zwanzig nach sechs gefunden.«
»Was haben Sie aus der Körpertemperatur geschlossen?«
Jackson wirft einen unbehaglichen Blick zur Tür. »Ich weiß nichts darüber. Ich habe gehört, dass man sich nicht sicher ist, ob sie überhaupt im Wasser war.«
»Schätzungsweise?«
Der kleine Deputy kommt wieder herein, sieht Jackson an und grinst. Es ist irgendwie eigenartig, doch Jackson hält von nun an den Mund.
Als alle vier Röhrchen mit Blut gefüllt auf dem Tisch liegen und die Aderpresse von Drews Arm entfernt ist, tritt Tom Jackson mit einem Beweismittelbeutel aus Plastik vor und hält ihn auf. Susan lässt die Röhrchen hineinfallen. Drew schüttelt denKopf; es sieht aus wie ein vollkommen Unschuldiger, der sich die größte Mühe gibt, übereifrige Beamte zu ertragen.
»War das alles, Jungs?«, fragt er freundlich.
Jackson nickt. »Das war alles, Doc. Tut uns leid, dass wir Sie damit belästigen mussten.«
»Wie lange wird es dauern, bis Sie die Ergebnisse der dna-Analyse vorliegen haben?«, erkundige ich mich.
»Dauert üblicherweise einen Monat, mindestens«, antwortet Tom. »In Anbetracht der Situation werden sie wahrscheinlich Druck machen, damit es schneller geht. Aber zweieinhalb Wochen ist das Schnellste, was ich je erlebt habe. Von New Orleans jedenfalls.«
Genau, was ich erwartet habe.
Drew erhebt sich und bietet Tom die Hand an, und Jackson schüttelt sie kräftig. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Tom einer von Drews Patienten. Doch als Drew auch dem kleineren der beiden die Hand geben will, wendet der sich ohne ein Wort ab und verlässt das Labor. Tom zuckt dümmlich die Schultern; dann folgt er seinem Partner nach draußen.
Drew blickt Susan an. »Ich schätze, ich hab Ihnen die Mittagspause verdorben.«
Sie lächelt ihn besorgt an. »Schon okay. Ich habe sowieso keinen Hunger.«
Drew wirft mir einen eigenartigen Blick zu, und ich begreife, dass er sich unter vier Augen mit Susan unterhalten möchte.
»Ich ruf dich später an«, sage ich zu ihm und will zur Tür.
»Warte«, sagt er. »Hast du schon zu Mittag gegessen? Ich bin am Verhungern.«
»Ich wollte mir jetzt etwas holen.«
»Warum essen wir nicht zusammen? Wir müssen einige Dinge besprechen.«
Ich will nicht riskieren, in der Öffentlichkeit über die Angelegenheit zu reden. »Weißt du was? Ich besorg uns was zu essen und komme hierher zurück. Wir können in deiner Praxis essen.«
Drew sieht mich bestürzt an, doch dann scheint er zu begreifen. »Okay. Wir sehen uns dann gleich. Keine Hamburger bitte.«
Ich verlasse die Praxis und gehe zu meinem Wagen, während ich über Susan nachdenke und ihre Fähigkeit zu schweigen. Mir ist nach Thai-Essen zumute, doch das einzige Thai-Restaurant ist in der Innenstadt, und es würde zu lange dauern, dorthin und zurück zu Drews Praxis zu fahren. Die einzigen Optionen auf dieser Seite der Stadt sind Fastfood und Ruby Tuesday’s. Ich steuere den Wagen in die Drive-in-Spur von Taco Bell und bestelle zwei Zesty-Chicken-Teller, Tacos und zwei Mountain Dews, und das Restaurant liefert mir alles in Rekordzeit. Dann fahre ich zurück auf die Umgehungsstraße und in die Abbiegespur zum Jefferson Davis Boulevard, der Straße, die zu Drews Praxis führt.
Während ich darauf warte, dass die Ampel umspringt, schrillt eine Polizeisirene in meinen Ohren. Mehrere Fahrzeuge hinter mir steuern auf den grasbewachsenen Mittelstreifen, und dann taucht hinter mir ein Streifenwagen mit blitzendem Blaulicht auf. Weil ich nicht weiß, wohin ich sonst ausweichen soll, überquere ich zwei Gegenfahrbahnen und setze mich mit den rechten Rädern auf den Bürgersteig des Jeff Davis. Der Streifenwagen jagt an mir vorbei.
Ein derartiger Einsatz in der Mittagszeit ist für Natchez etwas sehr Ungewöhnliches. Vielleicht ist das der Auslöser für meine Intuition. Wie dem auch sei, ich trete das Gaspedal durch und jage dem Streifenwagen hinterher.
Das Blaulicht biegt auf einen Parkplatz auf der rechten Seite des Jeff Davis ab. Wie nicht anders zu erwarten, ist es der Parkplatz von Drews Praxis. Was ist in so kurzer Zeit passiert?, frage ich mich, während ich hinter dem Streifenwagen in eine Parklücke schieße.
Und dann sehe ich es.
Ein muskelbepackter Mann mit einer blauen Kappe schwingt einen Baseballschläger in Richtung von Drew, der halbkauernd mit abwehrend ausgestreckten
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