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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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geraten.«
    »Verstanden. Sag mal, hast du je den Namen Cyrus White gehört?«
    Sie denkt nach. »Nein. Wer ist das?«
    »Ein Drogendealer. Frag nicht nach ihm herum. Ich meine es ernst, okay? Er ist absolut nicht geeignet zum Nancy-Drew-Spielen.«
    Mia sieht mich beleidigt an. »Ich weiß selbst, wann ich reden kann und wann ich den Mund halten muss.«
    »Tut mir leid.«
    Sie nimmt ihre CD aus der Boombox und geht an mir vorbei zur Tür.
    »Ich hab dich noch nicht bezahlt«, erinnere ich sie.
    »Kannst du morgen nachholen.« Sie greift nach dem Türknauf, dann sieht sie zu mir zurück. »Ich hab gehört, Ellen Elliott soll ausgeflippt sein. Wirft sie tatsächlich alle Sachen von ihrem Mann in den Vorgarten?«
    Ich zucke unverbindlich die Schultern.
    »Ich hab außerdem gehört, du wärst bei ihr gewesen.«
    Die Handys von Mia und ihren Freundinnen sind wie Buschtrommeln auf einer Pazifikinsel voller Eingeborener. Jedes bedeutsame Ereignis ist augenblicklich beim gesamten Stamm bekannt.
    »Ellen denkt, dass er es getan hat, hm?«, fragt Mia.
    »Was getan hat?«
    »Kate geschwängert.«
    Ich schließe bestürzt die Augen. Wenn das bereits bis an die Öffentlichkeit gedrungen ist, steckt Drew wirklich tief in der Klemme.
    »Ob Ellen ihren Mann für Kates Mörder hält?«
    »Selbstverständlich nicht!«
    »Einige Leute werden das glauben.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Nur dass der Pathologe das Sperma von zwei Kerlen in ihr gefunden hat, richtig? Das macht die Sache ein wenig komplizierter.«
    »Jesses, Mia! Gibt es irgendetwas, das du nicht bereits weißt?«
    »Nicht viel.« Sie schenkt mir ein trauriges Lächeln. »Manchmal wünschte ich, ich wüsste viel weniger. Ich frage mich, wie das wäre.«
    »Unwissenheit ist ein Segen, sagt man.«
    »Nicht Unwissenheit. Unschuld. Das habe ich gemeint.«
    Mia seufzt, dann geht sie nach draußen und schließt hinter sich die Tür.

12
    I ch stehe vor der Badezimmertür meiner Tochter und fühle mich zwischen zwei Extremen verloren. Hinter der Tür planscht Annie in der Wanne, mit ihren neun Jahren noch immer wahrhaft unschuldig, während Mia Burke von meinem Haus wegfährt, eine Achtzehnjährige, die viel mehr über die Welt der Erwachsenen weiß, als ich noch gestern jemals für möglich gehalten hätte. Wie lange noch, bis diese Welt auch an Annies Unschuld zu nagen beginnt? Und wie wird meine Tochter reagieren, wenn es so weit ist? Mehr noch, wie werde ich reagieren?
    Unvermittelt kommt mir ein Bild von Kate Townsend in den Sinn. Mia hat gesagt, Kate wäre unter gar keinen Umständen mit einem Jungen in ihrem eigenen Alter zusammen gegangen. Hat Drew dieses Mädchen etwa verführt und korrumpiert? Oder war es andersherum? Keine Jury würde es je aus diesem Blickwinkel sehen, natürlich nicht, doch im Augenblick interessiere ich mich für nichts anderes als die Wahrheit. Und die größte Chance, wenigstens einen Teil davon zu entdecken, besteht möglicherweise darin, die Schuhschachtel zu öffnen, die versteckt auf meiner Armoire im Gästezimmer liegt.
    Ich gehe leise den Gang hinunter, steige auf einen Stuhl, ziehe die Schuhschachtel vom Schrank und trage sie zum Bett. Der Duft von Parfum weht mir entgegen, als ich den Deckel abnehme. Darunter kommt ein Gewirr von Briefen, Karten, abgerissenen Tickets, usb-Sticks, Videobändern und verschiedener anderer Krimskrams zum Vorschein. Ganz unten liegt ein Stück Stoff. Wie sich herausstellt, ist es ein Männerslip.
    Unter dem Slip liegt ein Foto, ausgedruckt auf Computerpapier. Es zeigt Drew und Kate vor einem Spiegel – einem Spiegel in einem Hotelbadezimmer, würde ich sagen. Sie sind nackt und lachen, und Drew hat den rechten Arm um Kates Taille geschlungen. Kate hält den rechten Arm in die Höhe, und inder oberen Ecke des Spiegels sehe ich den bläulichen Blitz der Kamera, die sie hält. Drews Bauchmuskeln sehen aus wie ein Waschbrett, und Kates Brüste sind klein und fest und erigiert. Ihr Rumpf zeigt kleine rote Druckstellen, wahrscheinlich von Drews Fingern. Es ist beunruhigend, Kate so zu sehen, nachdem ich sie beinahe immer nur aus der Distanz gesehen habe: auf dem Tennisplatz in konservativer weißer Kleidung oder in einer Cheerleader-Uniform in der Sporthalle.
    »Daddy?«, ruft Annie. »Bist du hier oben?«
    »Ja!«, rufe ich in den Gang hinaus. »Bist du fertig mit Baden?«
    »Fast!«
    »Ruf mich, wenn du so weit bist.«
    Während ich auf Kates nackten Leib starre, fällt mir noch etwas ins Auge. Am Boden der

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