Blackmail: Thriller (German Edition)
Arthel Minor, dass er nach höheren politischen Ämtern strebt.
»Wie hast du Judge Minor erkannt, Mia?«
Sie lacht. »Ich hab dieses Jahr auf dem Mayor’s Youth Council gearbeitet. Ich hab mich zwei Stunden lang mit Judge Minor unterhalten. Er hat mich mit seinen Witzen fast vom Stuhl gehauen.«
Dieses Mädchen ist gut. Verdammt gut sogar. »Kannst du sehen, was sie jetzt machen?«
»Nicht von meiner jetzigen Position aus. Ich sitze im Malt Shop und trinke einen Parrot Ice. Aber ich kann jederzeit wieder nach draußen und nachsehen.«
»Warte noch einen Moment, okay?«, sage ich. »Ich muss nachdenken.«
»Lass dir Zeit.«
Das Bild von Shadrach Johnson, Sheriff Billy Byrd und Judge Arthel Minor, die sich nach Feierabendzusammensetzen, jagt mir einen kalten Schauer der Angst über den Rücken. Es mag ganz normal aussehen, dass die drei Männer sich treffen und über eine laufende Ermittlung reden. Doch in Wirklichkeit finden diese Treffen niemals statt. Im Gegensatz zu dem, was wir im Fernsehen sehen, wird die Ermittlungsarbeit in Verbrechensfällen nahezu ausschließlich durch die Polizei geleistet. Erst nachdem adäquate Beweise zusammengetragen wurden, wird der Fall an den Bezirksstaatsanwalt weitergegeben, der ihn der Grand Jury vorlegt. Falls die Grand Jury beschließt, dass der Angeklagte vor Gericht gestellt werden soll, findet eine vorläufige Anhörung vor einem Amtsrichter statt. Erst dann tritt der Bezirksrichter auf den Plan.
Doch was Mia hier beschrieben hat, ist ein Zusammentreffen, das zwar nach den Buchstaben des Gesetzes legal, jedoch sehr gefährlich für die Integrität des Rechtssystems ist – und besonders gefährlich für meinen Freund Drew Elliott. Diese drei Männer besitzen die Macht, Drews Leben auseinanderzunehmen, ihn wegen Mordes anzuklagen und zum Tod zu verurteilen.
»Mia, kannst du herkommen und eine Stunde auf Annie aufpassen? Ich weiß, dass ich deine Hilfsbereitschaft ausnutze, aber könntest du das für mich tun?«
»Das sollte ich wohl besser. Harvard ist nicht gerade billig.«
»Du bist nur zwei Minuten von hier weg, wenn du Gas gibst.«
Sie lacht auf. »Eher eine, Penn.«
»Annie sitzt noch in der Badewanne. Ich warte an der Vordertür auf dich.«
13
V or dem Eingang der Bezirksstaatsanwaltschaft ist ein leerer Parkplatz. Ich stelle den Wagen ab und läute, doch niemand öffnet. Hämmern an die Tür zeitigt ebenfalls keine Wirkung. Ich rufe von meinem Handy aus in Shads Büro an, doch ich lande beim Anrufbeantworter, der mir sagt, dass das Büro geschlossen hat.
Noch wütender als bei meiner Abfahrt von zu Hause gehe ich um das Gebäude herum zu der kleinen Gasse hinter dem Wasserwerk. In den Schatten zwischen den Gebäuden kann ich kaum die Hand vor Augen sehen. Doch im zweiten Stock erstrahlt helles Leuchtstoffröhrenlicht hinter einer Reihe von Flügelfenstern.
Shads Büro.
Eine Leiter baumelt von einem Absatz des Gebäudes gegenüber dem Wasserwerk. Die Feuerleiter. Eine Minute angestrengten Kletterns bringt mich hinauf in den zweiten Stock, wo mir das Aroma von Meeresfrüchten aus dem Restaurant im nächsten Block in die Nase steigt. Außerdem vermag ich von hier aus direkt in das Büro des Bezirksstaatsanwalts zu schauen.
Was ich dort sehe, lässt Galle in mir aufsteigen.
Shad Johnson marschiert in einem schicken blauen Anzug in seinem Büro auf und ab, während Arthel Minor an seinem Schreibtisch sitzt. Um Neutralität zu sichern, erhalten Richter ihre Fälle normalerweise durch ein einfaches Rotationssystem zugewiesen, doch in der Praxis sieht es häufig anders aus. Geschickte Anwälte schustern ihre Fälle bestimmten Richtern zu. Es ist ziemlich klar, welcher Richter den Mordfall Kate Townsend verhandeln wird. Hinter Judge Minor, an der Rückwand des Büros, steht Billy Byrd, Sheriff des Adams County, an einen Aktenschrank gelehnt. Diese drei wären der unwahrscheinlichste Lynchmob, den ich je gesehen habe, doch ich habe wenig Zweifel an ihren Absichten.
Auf der Plattform zu meinen Füßen liegen zwei Ziegelsteine. Ich bin versucht, sie durch Shads Bürofenster zu schleudern, doch das würde mich zweifellos für den Rest der Nacht ins Gefängnis bringen. Stattdessen hebe ich einen Ziegel auf und schlage damit gegen das Geländer der Feuerleiter. Das metallene Geräusch hallt durch die Gasse wie die Hammerschläge in einer Schmiedewerkstatt.
Shad kommt zu seinem Fenster. Ich hämmere weiter, und Sheriff Byrd erscheint am nächsten Fenster. Dann
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