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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schaute mich an, als ob ihr nicht wohl wäre dabei.
    »Ist was nicht in Ordnung?«
    »Mama hat gesagt, ich soll nicht so gierig sein.«
    »Denk dir nichts dabei. Ich sage deiner Mama, was du für ein braves Mädchen bist. Hast du schon gefrühstückt?«
    »So ungefähr.«
    »Was denn?«
    »Einen Saft. Und einen Krapfen. Einen weißen, gepuderten.«
    »Und das war alles?«
    »Mhm.« Sie schaute mich an, als würde ich sie strafen. Ich senkte die Stimme und sprach in weicherem Ton. »Dann warst du aber nicht besonders hungrig beim Frühstück. «
    »Mhm.« Soviel zu meiner Theorie des großen Frühstücks. »Also, ich habe ziemlichen Hunger.« Es stimmte. Ich hatte nur Kaffee getrunken. »Was sagst du, wenn wir uns beide etwas zum Essen besorgen?«
    »Danke, Doktor Del-« Sie stolperte über meinen Namen. »Sag einfach Alex.«
    »Danke, Alex.«
    Wir entdeckten die Quelle der Essensgerüche in Gestalt einer schäbigen Imbißbude zwischen einem Souvenirkiosk und einem Stand, wo Angelzeug und Köder verkauft wurden. Die Frau hinter der Theke war käsig weiß und unerhört fett. Dampf und Rauch erhoben sich in Wölkchen um ihr Mondgesicht und bildeten einen schimmernden Halo. Im Hintergrund knackte und spritzte das Zeug in der Friteuse. Ich kaufte eine große Tüte voller Köstlichkeiten: in Folie verpackte, gebackene Shrimps und Stücke vom Dorsch, ein Körbchen voll großer Pommes frites, Plastikbecher mit Sauce Tartare und Ketchup, Papiertüten mit Salz und zwei Dosen einer mir unbekannten Cola-Marke. »Vergessen Sie die nicht, Sir.«
    Die fette Frau streckte mir eine Handvoll Servietten entgegen. »Danke.«
    »Sie kennen ja die Kinder…« Sie schaute hinunter auf Sarah. »Und jetzt viel Spaß, mein Schätzchen.« Wir gingen mit dem Essen hinunter vom Pier und fanden einen ruhigen Fleck am Strand, nicht weit vom Pritikin Longevity Center. Dort aßen wir unser fettiges Zeug und beobachteten Männer in mittleren Jahren, die versuchten, um den Block zu joggen, gestärkt von einem jener kalorienarmen Menüs, wie sie das Center heutzutage anbot.
    Sarah hatte Appetit wie ein Scheunendrescher. Es wurde bald Mittag, und das bedeutete, daß sie eigentlich ihre zweite Tagesdosis Amphetamine bekommen sollte. Ihre Mutter hatte mir nicht aufgetragen, sie ihr zu geben, und ich hatte nicht danach fragen wollen.
    Der Wechsel in ihrem Verhalten wurde deutlich, während wir aßen, und diese Veränderung wurde von Minute zu Minute auffallender.
    Sie begann sich mehr zu bewegen. War aufmerksamer und mit klarerem Sinn bei der Sache. Ihr Gesicht wirkte lebhafter. Sie konnte nicht mehr stillsitzen, zappelte wie nach einem langen, verwirrenden Schlaf. Sie schaute sich um und nahm ihre Umwelt wesentlich intensiver wahr.
    »Schau die an.« Sie zeigte auf eine Gruppe von Surfern in ihren Gummianzügen, die in der Ferne das Wellenreiten übten. »Die sehen wie Seehunde aus, nicht wahr?« Sie kicherte.
    »Kann ich ins Wasser gehen, Alex?«
    »Wenn du die Schuhe ausziehst und an der Wasserlinie entlanggehst, da, wo das Wasser den Sand berührt. Aber mach dein Kleid nicht naß.«
    Ich stopfte mir Shrimps in den Mund, lehnte mich dann zurück und schaute zu, wie sie an der Flutlinie entlanglief und mit den mageren Beinchen ins Wasser trabte. Einmal drehte sie sich nach mir um und winkte.
    Ich sah ihr an die zwanzig Minuten lang zu, dann krempelte ich die Hosenbeine hoch, zog meine Schuhe und Socken aus und kam zu ihr.
    Wir liefen miteinander am Wasser entlang. Ihre Beine gehorchten ihr ständig besser; bald war sie geschickt wie eine Gazelle. Sie schrie vor Vergnügen und spritzte und rannte, bis uns beiden die Puste ausging. Dann schlenderten wir zurück zu unserem Picknickplatz und ließen uns in den Sand fallen. Ihr Haar war völlig durcheinander, also löste ich die Haarspangen und befestigte sie dann neu. Ihre kleine Brust hob und senkte sich. Die Füße waren von den Knöcheln nach unten schmutzverkrustet. Als sie schließlich wieder normal atmete, fragte sie: »Ich bin doch brav gewesen, oder?«
    »Du bist prima.« Sie schaute mich unsicher an. »Oder findest du nicht, Sarah?«
    »Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, ich bin ganz brav gewesen, und Mama wird trotzdem wütend, oder Mrs. Brookhouse sagt, daß ich böse bin.«
    »Du bist immer ein braves Mädchen. Auch wenn jemand glaubt, daß du etwas Falsches getan hast. Verstehst du das?«
    »Vielleicht.«
    »Aber nicht sicher, wie?«
    »Ich - ich bin manchmal ganz durcheinander.«
    »Jeder

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