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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ist manchmal durcheinander. Kinder und Mütter und Väter. Und auch Doktoren.«
    »Doktor Towle auch?«
    »Sogar Doktor Towle, ja.«
    Sie versuchte eine Weile, darüber nachzudenken. Die großen, dunklen Augen richteten sich auf das Wasser, auf mein Gesicht, auf den Himmel und wieder auf mich. »Mama hat gesagt, daß du mich hypnotisierst.« Sie sprach es ›hüpp-motierst‹ aus.
    »Nur, wenn du das willst. Weißt du, warum wir glauben, daß das etwas hilft?«
    »Ungefähr. Damit ich besser denken kann?«
    »Nein. Du denkst ganz richtig. Das hier« - ich klopfte ihr auf die Stirn-, »das funktioniert ganz prima. Wir wollen die Hypnose versuchen - also dich hypnotisieren -, damit du uns vielleicht einen Gefallen tun kannst. Damit du dich wieder an etwas erinnerst.«
    »Über das, was passiert ist, als der andere Doktor verletzt wurde?«
    Ich zögerte. Eigentlich hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mit Kindern aufrichtig zu sein, aber wenn man ihr noch nicht gesagt hatte, daß Handler und die Gutierrez tot waren, wollte nicht ich derjenige sein, der es ihr mitteilte. Jedenfalls nicht, wenn ich keine Gelegenheit hatte, dabeizusein, um notfalls den entstandenen Schaden wiedergutmachen zu können. »Ja, darüber.«
    »Ich hab’ dem Polizeimann gesagt, daß ich mich an nichts erinnern kann. Es war alles dunkel und so.«
    »Manchmal erinnern sich die Menschen besser, wenn sie hypnotisiert worden sind.« Sie schaute mich erschreckt an. »Hast du Angst davor, hypnotisiert zu werden?«
    »Mhm.« Sie nickte.
    »Das ist in Ordnung. Es ist okay, daß man vor neuen Dingen Angst hat. Aber das Hypnotisieren ist wirklich nichts Unheimliches. Es macht sogar Spaß. Hast du noch nie jemanden gesehen, der hypnotisiert worden ist?«
    »Nee.«
    »Nie? Auch nicht in einem Zeichentrickfilm oder so ähnlich?« Auf einmal begann sie zu strahlen. »Doch, als der Kerl mit dem spitzen Hut Popeye hypnotisiert hat und als aus seiner Hand lauter Wellen gekommen sind und Popeye durch das Fenster einfach hinausgegangen ist in die Luft, ohne runterzufallen. «
    »Richtig. Ich kenne den Film auch. Der mit dem spitzen Hut hat Popeye alle möglichen verrückten Dinge machen lassen.«
    »Ja.«
    »Na ja, im Zeichentrickfilm sieht das vielleicht toll aus, aber das wirkliche Hypnotisieren ist ganz anders.« Ich gab ihr die Kinderversion der Lektion, die ich ihrer Mutter erteilt hatte. Sie schien mir zu glauben, weil die Faszination an die Stelle der Angst getreten war. »Können wir es jetzt gleich tun?«
    Ich zögerte. Der Strand war menschenleer; wir waren so gut wie allein. Und es war der richtige Augenblick. Zum Teufel mit Towle…
    »Warum eigentlich nicht? Erst mußt du es dir ganz bequem machen.«
    Ich lenkte ihren Blick auf einen glatten, von der Nässe glänzenden Kieselstein, den sie in der Hand hatte. Sekunden später blinzelte sie und reagierte auf die hypnotische Suggestion. Ihr Atem verlangsamte sich und wurde regelmäßig. Ich sagte ihr, sie solle die Augen schließen und auf das Geräusch der Wellen hören, die gegen den Sand schlugen. Dann, sie solle sich vorstellen, wie sie eine Treppe hinunterlaufe und durch eine wunderschöne Tür an ihren Lieblingsort gehe. »Ich weiß nicht, wo das ist und was es da gibt, aber es ist ein ganz besonderer Ort für dich. Du kannst es mir sagen oder als Geheimnis für dich behalten, aber wenn du dort bist, fühlst du dich so wohl, so glücklich, so ganz zufrieden…«
    Ein bißchen mehr, und sie befand sich in tiefhypnotischem Zustand.
    »Jetzt kannst du meine Stimme hören, das Geräusch meiner Stimme, ohne zuhören zu müssen. Du fühlst dich weiter glücklich an deinem Lieblingsort, und es geht dir wunderbar.« Ich ließ sie fünf Minuten lang in diesem Zustand. Auf ihrem kleinen, schmalen Gesicht war ein friedlicher, engelhafter Ausdruck zu erkennen. Ein leichter Wind bewegte die Strähnen ihres Haars. Sie sah winzig aus, wie sie so auf dem Sand saß, die Hände auf dem Schoß.
    Ich suggerierte ihr, in der Zeit zurückzugehen, führte sie zu der Mordnacht. Sie verspannte sich augenblicklich, dann setzte sie die ruhige, regelmäßige Atmung fort.
    »Du bist immer noch ganz entspannt, Sarah. Ganz bequem und ganz angenehm. Aber jetzt kannst du dich selbst sehen, als ob du ein Filmstar im Fernsehen bist. Du siehst, wie du aus dem Bett aufstehst…«
    Sie öffnete die Lippen, fuhr mit der Zungenspitze darüber. »Du gehst ans Fenster, setzt dich hin und schaust hinaus. Was siehst du?«
    »Dunkel.« Das

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