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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wurden.«
    »Entweder kurz davor oder kurz danach.«
    »Aber wie erklärst du die verschiedenen Mordmethoden?«
    »Wer behauptet denn, daß die Menschen so unbeirrbar bei einer Methode bleiben, Alex? Ehrlich gesagt, es gibt eine Reihe anderer Unterschiede zwischen den beiden Fällen, einmal abgesehen von der Mordmethode. In Brunos Fall sieht es nach gewaltsamem Eindringen aus. Wir fanden zertrampelte Büsche unter einem Fenster auf der Rückseite und Stemmeisenspuren am Fensterrahmen. Übrigens bei einem Zimmer, das wohl den Kindern gehört hatte. Außerdem glaubt die Polizei von Glendale, daß sie zwei verschiedene Sätze Fingerabdrücke entdeckt hat.«
    »Zwei? Dann hat Sarah vielleicht doch etwas gesehen.« Dunkle Männer. Zwei oder drei.
    »Vielleicht. Aber diese Möglichkeit hab’ ich lange abgeschrieben. Das Kind wird nie ein brauchbarer Zeuge sein. Immerhin, trotz aller Diskrepanzen sieht es so aus, als ob wir da auf der richtigen Spur wären - wobei ich allerdings nicht weiß, wohin uns das führt. Patient und Doktor, der Beweis, daß sie nach der Behandlung noch Kontakt miteinander hatten, und beide fast zur gleichen Zeit auf scheußliche Weise umgebracht. Das paßt zu schön, um Zufall zu sein.«
    Er warfeinen Blick auf seine Notizen und schaute lehrmeisterhaft drein. Ich dachte an Handler und Bruno, und dann traf es mich mit voller Wucht.
    »Milo, wir werden in unserem Denken vom sozialen Rollenverhalten behindert.«
    »Ich hab’ nicht die leiseste Ahnung, wovon du redest.«
    »Rollen. Soziale Rollen. Vorgeschriebene Verhaltensmuster. Wie Doktor und Patient. Psychiater und Psychopath. Was sind die Charakteristiken eines Psychopathen?«
    »Das Fehlen eines Gewissens.«
    »Richtig. Und die Unfähigkeit, sich mit anderen Menschen zu arrangieren, ohne sie auszubeuten. Die besseren haben eine glatte, gewandte Fassade, sehen oft auch gut aus. Sind meistens überdurchschnittlich intelligent und sexuell manipulierbar. Sie hegen eine Vorliebe für Betrug, Erpressung und Täuschung.«
    Milo riß die Augen weit auf. »Handler.«
    »Natürlich. Wir haben ihn immer als den Doktor in dem Fall angesehen und sind davon ausgegangen, daß er psychologisch ›normal‹ war - er war in unseren Augen geschützt, und zwar durch die Rolle, die er spielte. Aber betrachten wir ihn genauer. Was wissen wir über ihn? Er war in einen Versicherungsbetrug verwickelt. Er hat versucht, Roy Longstreth zu erpressen, und hat dabei seine Macht als Psychiater benützt. Er hat mindestens eine seiner Patientinnen verführt- Elaine Gutierrez-, und wer weiß, wie viele noch. Und diese Entgleisungen in seinen Notizen- zuerst habe ich sie für den Beweis gehalten, daß er ausgebrannt war, aber jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Es könnte ebensogut die Kaltschnäuzigkeit gewesen sein, mit der er seinen Patienten zuhörte, ihr Geld kassierte und sich über sie lustig machte, sie beleidigte. Seine Aufzeichnungen waren vertraulich, sicherer brauchte nicht zu befürchten, daß jemals ein Außenstehender sie zu lesen bekam. Also konnte er dort die Sau rauslassen, konnte zeigen, wes Geistes Kind er in Wirklichkeit war.
    Milo, ich sage dir, dieser Kerl kommt mir allmählich vor wie der klassische Psychopath.«
    »Der böse Doktor.«
    »Und in dieser Rolle noch nicht einmal eine extreme Ausnahme, oder? Wenn es einen Mengele gegeben hat, warum nicht auch einen oder mehrere Morton Handler? Gibt es eine bessere Fassade für einen intelligenten Psychopathen als den Doktortitel? Er gewährt augenblickliches Prestige und Glaubwürdigkeit. «
    »Der psychopathische Arzt und sein Patient, der Psychopath.« Er dachte darüber nach. »Nicht Kumpel, aber Komplizen im Verbrechen.«
    »Klar. Psychopathen haben keine Freunde oder Kumpel. Nur Komplizen oder Opfer. Bruno muß dabei Handlers Fleisch gewordener Traum gewesen sein, wenn er eine faule Sache pffinte und jemanden von seiner eigenen Sorte brauchte, der ihm dabei half. Ich wette, die ersten Sitzungen waren unglaublich; ich sehe die beiden vor mir, wie zwei hungrige Hyänen, die sich beschnuppern, sich unbemerkt über die Schultern hinweg betrachten und messen und die Witterung aufnehmen. «
    »Aber warum hat er sich gerade auf Bruno versteift? Handler hat doch noch mehr Psychopathen behandelt.«
    »Die waren ihm zu gewöhnlich. Schnellgericht-Köche, Cowboys, Bauarbeiter. Handler brauchte einen glatten, höflichen Typ. Außerdem, woher wollen wir wissen, wie vielen er absichtlich eine falsche Diagnose

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