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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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stellte- wie diesem Longstreth?«
    »Nur um eben mal den Advokaten des Teufels zu spielen:
    Immerhin war einer dieser Vögel Jurastudent.«
    Ich dachte einen Moment darüber nach.
    »Zu jung. In Handlers Augen ein grüner Knabe. Ja, vielleicht in ein paar Jahren, mit einem Diplom und einem Anflug von Raffinesse… Handler brauchte für das, was ihm vorschwebte, einen von Typ Geschäftsmann. Einen, der wirklich glatt und geschniegelt daherkam. Und Bruno scheint genau gepaßt zu haben. Er hat immerhin auch Gershman eingewickelt, und der ist kein Idiot.«
    Milo stand auf und ging hin und her; dabei fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar, bis es aussah wie ein Vogelnest. »Es ist wirklich reizend. Irrer und Irrenarzt, die gemeinsam ein irres Ding drehen.« Das schien ihn zu amüsieren. »Es wäre nicht das erste Mal, Milo. Vor ein paar Jahren gab es einen Fall an der Ostküste - ein Mann mit allerbestem Ruf. Heiratete in eine reiche Familie, gründete eine Klinik für jugendliche Delinquenten- damals nannte man sie noch so. Die gesellschaftlichen Beziehungen seiner angeheirateten Familie nützte er aus, um bei Soireen Gelder für die Klinik lockerzumachen. Während der Champagner in Strömen floß, haben die Jugendlichen die Häuser der Partybesucher ausgeräumt. Schließlich wurde er erwischt mit einem Lagerhaus voll Silber und Kristall, Pelzen und Orientteppichen. Er brauchte das Zeug gar nicht, hat es nur der Herausforderung wegen getan. Man hat ihn in eine dieser diskreten Einrichtungen im Süden von Maryland gesteckt, und wenn ich mich nicht ganz täusche, ist er jetzt der Leiter dieses ›Sanatoriums‹. Es hat nie in den Zeitungen gestanden; ich selbst habe es über den Berufsklatsch erfahren. Was man sich auf den Kongressen so erzählt.«
    Milo nahm seinen Bleistift heraus, begann zu schreiben und dachte dazu laut.
    »Also auf in die Marmorkorridore der Hochfinanz. Bankauszüge, Investitionsunterlagen, Geschäfte, die Handler unter falschem Namen laufen hatte. Mal sehen, was in den Safes liegt, nachdem die Steuer ihr schmutziges Werk vollendet hat. Ein Besuch beim Steuer-Sachverständigen des Countys, um zu erfahren, wie es mit den Besitzverhältnissen steht. Mit den Versicherungsansprüchen aus Handlers Büro.« Er hielt inne. »Hoffentlich bringt mich das weiter, Alex. Dieser verdammte Fall hat meinem Ruf innerhalb der Dienststelle nicht gerade genützt. Der Captain möchte befördert werden und mehr Festnahmen vorweisen können. Handler und die Gutierrez waren keine Ghetto-Typen, die er einfach unter den Teppich kehren kann. Und er hat eine Heidenangst, daß Glendale den Fall Bruno vor ihm lösen kann, denn dann stehen wir dumm da. Du erinnerst dich an Bianchi.«
    Ich nickte. Einem Polizeichef einer Kleinstadt, nämlich Bellingham im Staate Washington, war es gelungen, den Würger von Hillside zu schnappen, während die gesamte Maschinerie des Polizeidepartments von Los Angeles kein Glück gehabt hatte.
    Er stand auf, ging in die Küche und aß die Hälfte eines gebratenen Hühnchens gleich im Stehen neben dem Kühlschrank, spülte es mit einem Liter Organgensaft hinunter und kam dann zurück, wobei er sich den Mund mit dem Handrücken Wischte.
    »Ich weiß nicht, warum ich dauernd einen Lachanfall bekämpfen muß, während sich rings um mich die Leichen häufen und ich nicht weiterkomme, aber ich finde es wirklich unheimlich komisch, das mit Handler und Bruno. Da schickt man einen zum Psychiater, damit ihm dieser den Kopf zurechtrückt, und der Doktor ist genauso verrückt wie der Patient und lernt ihn erst noch systematisch an.«
    Wenn man es so formulierte, war es eigentlich nicht besonders komisch. Er lachte trotzdem.
    »Und was ist mit dem Mädchen?« fragte er dann.
    »Mit der Gutierrez? Was soll mit ihr sein?«
    »Nun, ich dachte wieder an die gesellschaftlichen Rollen. Wir haben sie bisher als unschuldige Nebenfigur betrachtet. Wenn Handler mit einem Patienten im geheimen Einverständnis war, warum dann nicht auch mit zweien?«
    »Es ist nicht auszuschließen. Aber wir wissen, daß Bruno psychopathisch war. Gibt es bei ihr ähnliche Erkenntnisse?«
    »Nein«, räumte er ein. »Wir haben Handlers Behandlungsblatt über sie gesucht und nicht gefunden. Vielleicht hat er es vernichtet, als sich ihre Beziehung änderte. Gibt es Typen unter euch, die so etwas tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nie mit meinen Patienten beziehungsweise mit deren Müttern geschlafen.«
    »Sei doch nicht so empfindlich.

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